
Auf dem Marktplatz der Düsseldorfer Altstadt befindet sich das barocke Jan-Wellem-Reiterdenkmal. Es zeigt den pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm II von Jüllich-Berg in voller Lebensgröße hoch zu Ross. Er trägt seine Rüstung und einen Mantel. Seine rechte Hand umfasst den Marschallstab und sein Haupt ist mit einem Lorbeerkranz gekrönt.
Der volksnahe Kurfürst war bei der Bevölkerung sehr beliebt. Deshalb wurde er von den niederfränkisch sprechenden Düsseldorfern einfach nur Jan Wellem genannt. Während seiner Regierungsperiode verhalf er seiner Stadt zu einem ansehnlichen Aufschwung. Der Kurfürst förderte dabei in großem Umfang Kunst und Kultur, weshalb auch Goethe und Schiller häufig in der Stadt zu Gast waren. Berühmt wurde er zudem durch die in Düsseldorf eingeführte Straßenbeleuchtung, die die anderen Großstädte sprichwörtlich in den Schatten stellte.
Johann Wilhelm war so beliebt, dass man ihm noch zu Lebzeiten ein Denkmal setzen wollte. Deshalb wurde 1659 der italienisch-flämische Bildhauer Gabriel de Grupello als Hofstatuarius an den Hof geholt.
Im Jahr 1703 begann Grupello mit seinem Werk, das er 1711 fertigstellte.
Geschichte zum Jan Wellem Denkmal
Grupello und seine Neider
Als das Kunstwerk endlich vollendet und aufgestellt war, versammelten sich der Hof und das Volk auf dem Marktplatz. Bei der Enthüllung war der Kurfürst sichtlich begeistert von seinem Standbild und lobte es über alle Maßen. Als die anderen Künstler, Goldschmiede und Steinmetze dies hörten, fühlten sie sich zurückgesetzt und fürchteten, selbst keine Aufträge mehr zu erhalten. Aus Neid und Missgunst machten sie das Kunstwerk schlecht. Sie fanden überall etwas, das ihnen nicht gefiel oder nicht in Ordnung war.
Diese Kritik griff auch bald auf das Volk über und eine allgemeine Enttäuschung machte sich breit. Das kam natürlich auch dem Kurfürsten zu Ohren. Unverzüglich begab er sich zu Grupello und schilderte ihm die Lage.
Grupello erkannte gar wohl, woher die Kritik rührte. Deshalb ließ er einen hohen Bretterzaun errichten, der das Standbild vollständig umgab und es so allen Blicken entzog. Dann verkündete er sichtlich niedergeschlagen, dass er alle Klagen über sein Werk erhalten habe, die ihn sehr gekränkt hätten. Deshalb werde er die Statue nachbessern. Er bat auch um etwas Geduld, denn die vielen Änderungen würden natürlich Zeit brauchen, um alles sorgfältig zu überarbeiten.
In den folgenden Wochen hörte man lautes, ununterbrochenes Gehämmer hinter dem Zaun, durch den man wirklich nichts sehen konnte. Dafür wirbelte umso mehr Staub auf, der sich nach allen Seiten verteilte und dann zu Boden fiel.
Endlich, als die Düsseldorfer es vor Spannung nicht mehr aushielten, wurde das „neue“ Standbild enthüllt. Alle, die es sahen, lobten und priesen das Kunstwerk. Selbst die schärfsten Kritiker waren nun voll des Lobes über Grupellos Arbeit.
Der Künstler schwieg lange. Doch dann ergriff er das Wort und sagte: „Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr, dass sich nichts verändert hat, denn ein Werk aus Gusseisen kann man nicht mehr mit dem Hammer bearbeiten. Worauf ich geschlagen habe, war einfach nur der Neid der Missgünstigen“.
Quelle: Meister Grupello – ein Gedicht von Joh. Wilhelm Smets
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