Die Geschichte von der Oppenheimer Fensterrose

Beim Bau der Katharinenkirche im Mittelalter beauftragten die Oppenheimer Bürger für die Verglasung einen Mainzer Meister, der für sein Können und seine hervorragenden Arbeiten bekannt und sehr geschätzt war. Mit großer Sorgfalt machte sich dieser schon bald nach der Auftragserteilung an die Arbeit und entwarf verschiedene Fenster für das Gotteshaus. Eines davon war ein Fenster mit einer Rosette für die Südfassade – die Oppenheimer Fensterrose.
Da der Meister mit einer Vielzahl von Aufgaben beschäftigt war, übertrug er die Ausführung der Glassetzarbeiten einem seiner besten Gesellen. Dieser machte sich sofort mit Feuereifer an die Arbeit. Bei der Ausführung nahm er jedoch kleine Änderungen vor, um das bestmögliche Resultat zu erreichen. Als der Meister dies bei der Fertigstellung bemerkte, wurde er sehr wütend. Aufgebracht schrie er den Gesellen an, er habe sein ganzes Werk verdorben. Dabei schlug er ihn so unglücklich, dass er vom Gerüst stürzte und kurz darauf seinen Verletzungen erlag.
Zuerst glaubten die Oppenheimer Bürger an ein Unglück. Als sie aber die außergewöhnliche Arbeit des Gesellen sahen, verdächtigten sie den Meister, in böser und niederträchtiger Absicht gehandelt zu haben. Was daraufhin mit dem Meister geschah, ist nicht ganz sicher. Einige Überlieferungen besagen, dass ihm von da an keine seiner Arbeit mehr gelang und er ein paar Jahre später geistig verwirrt starb. Andere Quellen berichten, der Meister sei zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Und als ob das alles noch nicht unsicher genug wäre, wurde auch noch behauptet, nicht der Meister, sondern ein anderer eifersüchtiger Bursche habe den Gesellen auf dem Gewissen. Dieser aber hätte nicht mehr zu Lebzeiten bestraft werden können.