Warum Bacharach am Rhein zum Welterbe gehört
In Bacharach ist die Rheinromantik deutlich fühlbar. Mit den gut erhaltenen Fachwerkhäusern, den gemütlichen Straßen und Gassen, die durch eine Stadtmauer mit Wehrgängen und Türmen eingesäumt werden, und der Burg Stahleck über der Stadt wähnt man sich in der Zeit zurückversetzt. Der Rhein auf der einen und die steil ansteigenden Weinberge auf der anderen Seite runden das idyllische Bild ab.
Die Burg Stahleck
Wir begannen unseren Besuch in Bacharach auf der Burg Stahlbeck. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht auf die Umgebung. Da die Burg als Jugendherberge dient, kann sie nicht besichtigt werden. Man kann aber die Anlage mit dem Burgplatz betreten und von dort den herrlichen Blick über die Stadt und den Rhein zu genießen – oder auf der Sommerterrasse einen Imbiss einnehmen.

Stahleck, der Name der Burg, setzt sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern stahel für Stahl und ecke als Bezeichnung für einen Bergsporn zusammen und bedeutet so viel wie uneinnehmbare Burg auf einem Bergsporn.

Die Anfänge der Burg reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Mit kurzen Unterbrechungen war sie vom 13. bis zum 19. Jahrhundert im Besitz der Wittelsbacher Dynastie. Durch verschiedene Belagerungen – unter anderem im Dreißigjährigem Krieg – und Sprengungen wurde die Burg im 17. Jahrhunderts so stark zerstört, dass ein Neuaufbau lange Zeit nicht lohnte.
Erst 1909 begann die Wiedererrichtung, nachdem der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz die Ruine erworben hatte. Die Arbeiten gingen zügig voran. Deshalb konnte die Burg bereits ab 1925 als Jugendherberge genutzt werden.
Die Wernerkapelle
Unterhalb der Burg, nicht weit entfernt, befinden sich die Überreste der Wernerkapelle. Sie ist ein bekanntes Wahrzeichen von Bacharach und schon von weitem gut sichtbar.
Mit dem Bau der in den Weinbergen gelegenen Kapelle wurde 1287 begonnen. Der gotische Bau aus rotem Sandstein wurde zu Ehren des ermordeten jungen Knaben Werner errichtet, dessen Tod den Juden zur Last gelegt wurde. Obwohl die Kapelle bereits im 13. Jahrhundert eingeweiht wurde, war der Bau erst 1426 endgültig abgeschlossen.

Bei den Verwüstungen auf der Burg Stahleck im 17. Jahrhundert wurde auch die darunter liegende Kapelle stark in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt. Lange Zeit war die Ruine dem Verfall preisgegeben. Da große Einsturzgefahr bestand, wurden im letzten Jahrhundert Maßnahmen zur Restaurierung und gleichzeitig Stabilisierung der noch bestehenden Restbestände ergriffen.
Aufgrund ihrer Geschichte erinnert heute eine Gedenktafel bei der Wernerkapelle an die Verbrechen der Judenverfolgung.
Zum Gedenken ist auch ein Zitat von Papst Johannes XXIII hinzugefügt: „Wir erkennen heute, dass viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so dass wir die Schönheit Deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres erstgeborenen Bruders wiedererkennen. Wir erkennen, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir Deine Liebe vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, dass wir Dich in ihrem Fleische zum zweitenmal ans Kreuz schlugen. Denn wir wussten nicht, was wir taten.“
Was es noch in Bacharach zu sehen gibt …
Unweit der Wernerkapelle befindet sich im Zentrum von Bacharach die evangelische Pfarrkirche und ehemalige Stiftskirche St. Peter. Sie gilt als eines der großartigsten Bauwerke der rheinischen Spätromanik und wird heute neben dem Gottesdienst auch für Veranstaltungen genutzt.

Berühmt für seine krummen Mauern ist das Alte Haus nahe des Marktes. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist eines der bekanntesten mittelalterlichen Fachwerkhäuser am Rhein. Da eine der tragenden Wände des Hauses fehlte, geriet es schon frühzeitig in Schieflage. Das sehr schön restaurierte Haus befindet sich noch heute in Familienbesitz und wird als Restaurant genutzt.

Etwas außerhalb der Stadt, aber von hier aus noch gut sichtbar, steht der Postenturm. Er war einst Teil der Stadtbefestigung und ist jetzt ein beliebter Aussichtsturm inmitten der Weinberge.

Wanderer kommen auf ihre Kosten …
Empfehlenswert ist der Rundwanderweg Stahlberg-Schleife (12,7 km), der an der Stadtmauer und Burg vorbei durch Weinberge und idyllisches Hinterland führt.
Weitere beliebte Routen sind der 14 km lange Rheinburgenweg Oberwesel-Bacharach und der Rheinburgenweg Bacharach-Trechtingshausen mit einer Länge von 21 km.
Die Rheinromantik lässt sich eben doch am besten zu Fuß genießen!
Quellen:
Elmar Rettinger: Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Band 2: Ehemaliger Kreis St. Goar, Stichwort Stahleck;
Papst Johannes XXIII.: Bußgebet „Wir erkennen…“ Am 3. Juni 1963 beim 2. Vatikanisches Konzil gesprochen, abgerufen am 22. Oktober 2016
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