Die Konzilstadt am Bodensee

Wo alles begann

Bodensee bei der Promenade des Stadtgartens
Stadtgarten mit dem Blick zum Bodensee

Die höchste Landmarke von Konstanz ist der Münsterhügel. Er erhebt sich 6 bis 7 Meter über den Wasserspiegel des Bodensees. An dieser Stelle, wo heute das Münster steht, nahm alles seinen Anfang…

In vorgeschichtlicher Zeit befand sich hier eine schmale Landzunge, die von Wasser und Sümpfen umgeben und nur von Süden her zugänglich war.

Die ersten Menschen, die hier siedelten, waren ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. die Kelten. Die ersten keltischen Funde datieren aus der Zeit um 120 vor Christus.

Die Römer verdrängten die Kelten und errichteten auf dem Hügel verschiedene Verteidigungsanlagen zur Sicherung der Nordgrenze des Römischen Reiches. Die Lage war strategisch sehr günstig. Die Rheinmündung war gut einsehbar und verschiedene Straßen nach Oberitalien, Gallien und ins Römische Reich kreuzten sich hier.

Aus dieser Zeit stammt auch der Name der Stadt. Damals, um 300 n. Chr., stand auf dem Hügel das römische Kastell Constantia, von dem sich der spätere Name Konstanz ableitet.

Die Anfänge als kirchliches Zentrum

Um 590 wurde die erste Bischofskirche des Bistums Konstanz auf der Anhöhe innerhalb der Mauern des Römerkastells eingeweiht. Ein wichtiges Ziel war die Christianisierung der damals ansässigen Alemannen.

Münster Konstanz am Bodensee
Münster Unserer Lieben Frau

Während des Frühmittelalters siedelten sich neben weiteren Ministerialen des Bischofshofs auch immer mehr Handwerker und Fischer an. Bis zum Hochmittelalter gewann der Ort so erheblich an Größe und Bedeutung.

Im 10. Jahrhundert entstanden unter Bischof Konrad I. drei weitere Pfarrkirchen und eine Klosterkirche um die Bischofskirche. Konrad I. beabsichtigte mit dem Bau dieser Kirchen, ein zweites Rom am Rande der Alpen entstehen zu lassen. Aus dieser Zeit stammt auch die Mauritiusrotunde, die noch heute im Münster zu bewundern ist.

Die Bischofskirche als zentrale Kirche der Stadt stürzte jedoch im Jahr 1052 ein. Daraufhin begann der sofortige Neubau des Gotteshauses, mit dem auch der Grundstein für das heute noch zu sehende Münster gelegt wurde. Der im romanischen Stil errichtete Kirchenbau wurde 1089 geweiht, die gotischen Elemente des Münsters kamen im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen im 13. Jahrhundert hinzu.

Das Konzil zu Konstanz

Im 15. Jahrhundert, genauer gesagt von 1414 bis 1418, fand das wohl wichtigste Ereignis in der Geschichte der Stadt statt. Das Konzil von Konstanz war eine Versammlung der Kirchenführer zur Überwindung des Abendländischen Schismas, der Spaltung der lateinischen Kirche. Damals erhoben drei Päpste für sich den Anspruch, das Oberhaupt der Christenheit zu sein. Damit gingen interne Machtkämpfe und die Auflösung kirchlicher Strukturen einher. Die Verhandlungen sollten deshalb die Einheit der Kirche nach innen wie nach außen wiederherstellen.

Konzil in Konstanz
Konzilgebäude

Das Konzil wurde von König Sigismund einberufen. Gastgeber war die Bischofskirche unter Bischof Otto III. von Hachberg. Bischöfe, Kardinäle, Theologen, Gelehrte und Vorsteher von Mönchsorden, aber auch Handwerker und Kaufleute folgten dem Aufruf und kamen mit ihren Delegationen nach Konstanz.

Im November 1417 tagte das Konklave im Konstanzer Kaufhaus, dem heutigen Konzilgebäude. Nach langen und schwierigen Verhandlungen einigte man sich in nur vier Tagen auf Martin V. als gemeinsamen Papst. Damit war das Konstanzer Konzil zugleich die einzige Papstwahl, die jemals außerhalb Roms stattfand.

Martin V, der neue Papst des Konzils
Martin V. von Emin Hasirci in der Unterführung zur Seestraße

Die Wahl eines gemeinsamen Oberhauptes war eine wichtige Errungenschaft für die katholische Kirche. Doch konnten damit nicht alle innerkirchlichen Probleme gelöst werden. Ein Zeichen der Zerrissenheit war auch die Verurteilung des Theologen und Reformators Jan Hus während des Konzils. Er wurde nach einem Schauprozess vor den Toren der Stadt Konstanz verbrannt, obwohl dem Geistlichen zuvor freies Geleit zugesichert worden war.

Das Konzil war nicht nur für die Kirche von großer Bedeutung. Auch für Konstanz selbst brachte es einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine beträchtliche Anzahl von Gebäuden wurde neu errichtet. Das Münster wurde erweitert und erneuert, wobei es die noch heute sichtbare Form und Erscheinung erhielt.

Das heutige Münster „Unserer Lieben Frau“

Fenster im Stil der Gotik des Konstanzer Münsters
Gotisches Fenster des Münsters

Nach den Veränderungen und Erweiterungen am Münster während und nach dem Konzil fanden Ende des 19. Jahrhunderts nochmals umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Dabei erhielt das Bauwerk ein teilweise gotisches Aussehen. Auch der mittlere Turm erhielt einen achteckigen Aufbau im neugotischen Stil, nachdem die ursprünglichen Türme 1299 einem Brand zum Opfer gefallen waren.

Noch heute ist das Münster mit einer Höhe von 78 Metern das höchste Gebäude von Konstanz. Vom Münsterturm hat man einen grandiosen Blick über die Altstadt bis hin zum Bodensee.

Aber auch das Münster selbst ist einen Besuch wert. Die dreischiffige Säulenbasilika mit kreuzförmigen Grundriss ist eine der größten romanischen Kirchen Deutschlands. Verschiedene Elemente, wie zum Beispiel die Spitzbogenfenster, weisen gotischen Charakter auf. 1955 erhielt das Münster zudem den Ehrentitel einer „Basilica minor“.

Die ältesten Sehenswürdigkeiten im Münster sind die Krypta aus dem 9./10. Jahrhundert und die Mauritius-Rotunde.

Mauritiusrotunde

Mauritiusrotunde im Münster von Konstanz
Mauritiusrotunde

Ein ganz besonderes Kleinod des Münsters ist die Mauritiusrotunde, die aus dem späten 10. Jahrhundert stammt und um 1300 erneuert wurde. Diese Rundkapelle ist von besonderer kulturhistorischer Bedeutung, da es sich um eine frühgotische Nachbildung des Heiligen Grabes handelt. Sie zeigt in verkleinerter Form den Zentralbau der Grabeskirche in Jerusalem, wie er im 1. Jahrhundert vor der späteren Zerstörung bestand.

In der Mitte der Kapelle befindet sich das Heilige Grab, das die Grabstätte Christi repräsentiert. Um das Heilige Grab herum sind zwölf Szenen aus der Weihnachtsgeschichte und im Inneren drei Szenen aus der Grablegung Christi zu sehen. Die erste Szene erzählt von den drei heiligen Frauen, die beim Apotheker Salbe für die Einbalsamierung des Leichnams erwerben. Die zweite Darstellung zeigt die schlafenden Wächter am Grab Jesu und die dritte Szene die drei Frauen, denen ein Engel die Auferstehung Christi verkündet.

Am Ziergiebel der Mauritiusrotunde sind die zwölf Apostel abgebildet. Die Rundkapelle hat einen Durchmesser von etwas mehr als 11 Metern. Die zwölfeckige Kleinarchitektur ist aus Sandstein gefertigt.

Vom Kreuzgang zum Innenraum des Münsters

Wappentafel im Kreuzgang des Konstanzer Münsters
Wappentafel im Kreuzgang
Wappentafel im Kreuzgang des Konstanzer Münsters
Weitere Wappentafel 

Der frühgotische Kreuzgang aus dem 13. bis 15. Jahrhundert beeindruckt durch seine Wappentafeln. Von hier aus erreicht man auch die Sylvesterkapelle mit ihren spätgotischen Wandmalereien.

Im Inneren des Münsters sind besonders die romanischen Monolithsäulen aus dem 11. Jahrhundert, die Kanzel von 1680 und der klassizistische Hochaltar aus Marmor und Gold eindrucksvoll.

Zu beiden Seiten des Altarraums schließen sich der sehenswerte Thomaschor und der Mariä-End-Chor an.

Sylvesterkapelle im Münster Konstanz
Sylvesterkapelle
Altar/ Relief im Thomaschor
Relief im Thomaschor
Hauptaltar des Münsters Konstanz
Hochaltar mit Monolithsäulen
Thomasaltar im Münster zu Konstanz
Thomasaltar

Altstadt von Konstanz

In der näheren Umgebung des Münsters befinden sich weitere interessante Kirchen wie die Dreifaltigkeitskirche und der St. Stephan.

Vorderseite des Rathauses in Konstanz mit Malereien
Rathaus mit Wandmalerei

Aber auch ein Bummel durch die gemütliche Altstadt mit ihren zahlreichen historischen Gebäuden ist anzuraten. Größere und kleinere Plätze, oft mit Brunnen, laden hier zum Verweilen ein.

Altes Rathaus Konstanz
Innenhof des Rathauses

Ein besonders schönes Gebäudeensemble ist das Rathaus mit seinem reizvollen Innenhof im Stil der italienischen Renaissance. Die detailreiche Fassadenmalerei an der Vorderseite zeigt wichtige Ereignisse aus der früheren Stadtgeschichte. Aber auch Aktuelles ist hier zu sehen. In der Rathausgalerie finden interessante Wechselausstellungen junger Kunst und innovative Präsentationen statt.


Stadttheater Konstanz
Stadttheater

Das Stadttheater Konstanz ist eine der ältesten Schaubühnen, wo auch heute noch Aufführungen zu sehen sind. Bereits im 17. Jahrhundert fanden in dem 1610 erbauten Gebäude Theatervorstellungen statt.


Rheintorturm am Rhein in Konstanz
Rheintorturm

Wer mehr über die Vergangenheit von Konstanz erfahren will, dem sei ein Spaziergang zu einem der beiden ehemaligen Stadttürme empfohlen. Die beiden Türme, der Pulverturm und der Rheintorturm, stehen nicht weit voneinander entfernt am Rhein. Der Rheintorturm wurde um 1200 zum Schutz der mittelalterlichen Brücke errichtet und diente als nördliches Stadttor. Der Pulverturm war wie der Rheintorturm Teil der Stadtbefestigung, wurde aber teilweise auch als Gefängnis genutzt.


Rosengarten - Geschichtsmuseum, Museum Bodensee, Heimatmuseum in Konstanz
Museum Rosengarten

Um noch tiefer in die Geschichte der Bodenseeregion einzutauchen und wichtige historische Informationen über Konstanz zu erhalten, empfiehlt sich ein Besuch im Rosengartenmuseum. Dieses Museum beherbergt eine der bedeutendsten kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen der Gegend – von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Der Konstanzer Apotheker und Stadtrat Ludwig Leiner gründete das Museum im Jahr 1870.


Die Imperia am Hafen von Konstanz

In Konstanz gibt es nicht nur Kultur aus vergangenen Zeiten. Auch heute wird Kunst in der Stadt groß geschrieben.

Ein im wahrsten Sinne herausragendes Beispiel, das den Bogen von der Geschichte bis in die Gegenwart spannt, ist die Imperia. Diese Hafenfigur ist inzwischen selbst zum Wahrzeichen der Stadt geworden.

Hafen von Konstanz mit Blick auf den Bodensee
Hafen von Konstanz mit Bodensee
Imperia im Hafen von Konstanz
Imperia

Die Imperia ist ein 18 Tonnen schweres und 9 Meter hohes Kunstwerk auf einem drehenden Sockel. Die Statue wurde von dem Bildhauer Peter Lenk geschaffen.

Imperia war eine römische Kurtisane, die auch aus dem Werk von Honoré de Balzac bekannt ist. Auf ihren Händen sitzen zwei nackte Figuren, die die Königs- und die Papstkrone tragen. Unwillkürlich wird eine Verbindung zu König Sigismund und Papst Martin V. hergestellt, die wichtige Persönlichkeiten des Konzils waren. Lenk bezeichnet seine Figuren eher als Gaukler, die sich die Insignien der Macht unrechtmäßig angeeignet haben, ohne daran Namen von Persönlichkeiten zu knüpfen.

Das Kunstwerk von Peter Lenk sorgte von Anfang an für viele kontroverse Diskussionen. Inzwischen ist es aus dem Konstanzer Stadtbild jedoch nicht mehr wegzudenken.

Altstadt Konstanz
Altstadt von Konstanz
Bahnhof Altstadt Konstanz
Unterführung beim Bahnhof
Fußgängerzone mit Geschäften in der Altstadt von Konstanz
Fußgängerzone in der Altstadt

Wandertipp zu Konstanz und dem Bodensee

Der Premiumweg SeeGang ist ein wunderschöner Bodensee-Wanderweg von Konstanz bis nach Überlingen oder umgekehrt. Die Strecke beträgt 55,6 km, was einer Gehzeit von ungefähr 15 Stunden entspricht. Natürlich können auch nur einzelne Etappen erwandert werden. Alle Informationen zum Premiumweg SeeGang gibt es unter: www.premiumwanderweg-seegang.de


Neben den folgenden Quellen ist auch viel Wissenswertes über Konstanz und den Bodensee bei textdestille.de zu finden.

Quellen:
https://www.konstanz-tourismus.de/; https://de.wikipedia.org/wiki/Konstanz; https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Martin-V-Wer-war-der-Papst-der-in-Konstanz-gewaehlt-wurde;art372448,9485320


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