
Die frühere Reichsstadt Überlingen am nördlichen Ufer des Bodensees ist heute die zweitgrößte Stadt des Bodenseekreises. Trotz ihrer Ausdehnung – immerhin wurden 7 Dörfer als Teilorte aufgenommen – besitzt sie einen sehenswerten historischen Stadtkern mit idyllischen Plätzen und Kirchen sowie eine Uferpromenade, die einen herrlichen Blick auf den See und das Alpenpanorama bietet.
Kleiner Rundgang durch Überlingen
Die Stadtmauer mit ihrem Graben

Nicht nur zwischen Bahnhof und Altstadt, sondern in ganz Überlingen sind noch gut erhaltene Teile der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung zu entdecken. Entlang der Mauer mit ihren Türmen verläuft der Stadtgraben, der heute vielfach als Park oder Fußweg genutzt wird.
Bis ins 14. Jahrhundert war Iberlingen, wie die Stadt auf Bodenseealemannisch heißt, vollständig von Wällen und Gräben umgeben. Die Wälle wurden später mit Mauern verstärkt, so dass der gesamte Ort eingeschlossen und geschützt war. Die Befestigungsanlagen wurden ständig erweitert und teilweise mit Türmen ergänzt.
Als im 19. Jahrhundert der Verkehr immer mehr zunahm, verbreiterte und befestigte man die Straßen der Altstadt. Leider wurden dabei auch verschiedene Tore und Türme abgerissen. Gleichzeitig begann man, die Stadtgräben als Grünflächen und Fußwege zu nutzen.
In den letzten Jahrzehnten wurden große Anstrengungen unternommen, die Stadtbefestigung und ihre Türme nicht nur zu erhalten, sondern sie in ihrer ursprünglichen Form so weit wie möglich wiederherzustellen.
Das Münster St. Nikolaus
Das Münster ist das Wahrzeichen der Stadt Überlingen und zugleich die größte gotische Kirche am Bodensee.
Der Bau des Gebäudes begann im Jahre 1350 und dauerte bis 1576 an. Der imposante Kirchturm der fünfschiffigen Basilika ist 66 Meter hoch. Er wird von einer Welschen Haube, die sich auf einer Laterne befindet, abgeschlossen.
Das Prunkstück des Kirchenraumes ist zweifelsohne der von Jörg Zürn aus Lindenholz geschnitzte Hochaltar, der zwischen 1613 und 1616 gefertigt wurde. Der Altar besteht aus insgesamt 23 lebensgroßen und 50 kleineren Holzfiguren.
Eine weitere Besonderheit im Inneren des Münsters ist die an einem Pfeiler befestigte Kanonenkugel. Diese stammt aus dem Jahr 1634. Auf der darunter hängenden Tafel ist zu lesen:
„Überlingen wollte bezwingen
Der Schwedisch Feldmarschall Horn,
Thät ihm gar ubel lingen,
Drey Stürm hatt Er verloren,
Darnach müste Er weichen,
MARIA, diß ist dein Sig Zaichen“.
Diese Inschrift erinnert an den Sieg der Stadt über die Schweden. Noch heute halten die Überlinger alljährlich eine festliche Prozession ab, um dieser göttlichen Fügung zu gedenken.



Der Ölberg

Südlich des Münsters befindet sich ein halboffener Pavillon mit einem betenden Christus. Die sogenannte Ölbergkapelle stiftete die Überlingerin Elsbeth Küfferin ihrer Heimatstadt im 15. Jahrhundert.
Nachdem der anfällige Sandstein starke Schäden aufwies, erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Diese wurden 2018 weitgehend abgeschlossen.

Wocheler Büste
Ein weiteres Kunstwerk in unmittelbarer Nähe des Münsters ist die Büste von Joseph Franz Sales Wocheler, der lange in Überlingen lebte und 1848 hier starb. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Pfarrer war er auch Stifter der Leopold-Sophien-Bibliothek am Ort.
Ihm zu Ehren und zur Erinnerung wurde 1878 die Plastik errichtet. Sie trägt auch den Wahlspruch von J.F.S. Wocheler: „Seid immer frohen Muthes!“

Franziskanerkirche
Die ehemalige Klosterkirche des Franziskanerkonvents ist die zweitgrößte Kirche Überlingens. Ursprünglich wurde sie im gotischen Stil errichtet. Im 18. Jahrhundert erfolgte ein Umbau mit vielen barocken Elementen, die vor allem im Inneren der Kirche deutlich zu erkennen sind.
Heute ist die Franziskanerkirche nach einer wechselvollen Geschichte wieder im Besitz der Stadt. Neben Gottesdiensten finden hier auch Konzerte und verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt.

Neues Rathaus mit Pfennigturm
Neben seiner Funktion als Sitz der Stadtverwaltung ist das Überlinger Rathaus auch architektonisch interessant, da es durch seine Baugeschichte verschiedene Stile vereint.
Der Grundstein für das Gebäude wurde bereits im 14. Jahrhundert gelegt. Der gotische Stil dieser Epoche ist noch deutlich an den Fenster- und Türöffnungen zu erkennen. Die Rustikaquaderung der Fassade weist dagegen auf die italienische Renaissance hin. Ein besonderer Blickfang ist die Sonnenuhr am Turm.
Im Inneren besitzt das Gebäude einen der schönsten spätgotischen Ratssäle mit Schnitzereien von Jakob Russ.
Ehemalige Stadtkanzlei

Die Alte Stadtkanzlei ist eines der schönsten Renaissancebauten am Bodensee. Sie wurde zwischen 1598 und 1600 erbaut und war Wohn- und Amtssitz des Stadtschreibers. Seit 1913 dient das Gebäude als Stadtarchiv. In der Mitte des Giebels ist das Überlinger Wappen aus dem Jahr 1528 zu sehen.
Das Reichlin-von-Meldegg-Haus
Das Reichlin-von-Meldegg-Haus beherbergt das Städtische Museum, das eines der ältesten und zugleich bedeutendsten Museen im Bodenseeraum ist. Das Gebäude wurde Ende des 15. Jahrhunderts vom Patrizier und Arzt Andreas Reichlin von Meldegg erbaut. Die Fassade des Gebäudes ist deutlich geprägt von den Einflüssen der florentinischen Renaissance.

Uferpromenade mit Hafen

Nicht nur bei schönem Wetter lohnt sich ein Spaziergang entlang der Uferpromenade. Hier gibt es neben dem See und den grünen Oasen noch viel mehr zu entdecken und zu genießen, denn verschiedene Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.

Erwähnenswert ist die Greth, ein klassizistisches Gebäude, dessen Grundstein bereits im 14. Jahrhundert gelegt wurde. Ursprünglich war es ein Handels- und Kornhaus. Gegenwärtig beherbergt das Gebäude eine Markthalle, verschiedene Geschäfte und sogar ein Kino.
Unweit des Hafens befindet sich die Freie Kunstakademie, die einen Studiengang und Kurse in Malerei anbietet. Diese private Akademie ist in einem neoklassizistischen Bau aus den Jahren 1875/76 untergebracht. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude als Turnhalle genutzt.
Der Bodenseereiter an der Uferpromenade

Ein besonderer Blickfang ist der Brunnen mit dem Bodenseereiter in der Nähe der Schiffsanlegestelle. Die Skulptur wurde vom Bildhauer Peter Lenk geschaffen und im Jahr 2000 enthüllt.
Bei der Auftragsvergabe für das Kunstwerk wünschte sich die Stadt Überlingen eine visuelle Darstellung der Ballade „Der Reiter und der Bodensee“ von Gustav Schwab.

Entsprechend dieser Vorgabe und wohl etwas anders als beabsichtigt, stellte Peter Lenk den Bodenseereiter in Gestalt von Martin Johannes Walser dar. Der am Bodensee geborene und hier lebende Schriftsteller trägt Schlittschuhe und sitzt auf einem Gaul, der sich nur widerwillig vorwärts bewegt. Auch bei den anderen Figuren handelt es sich um historische und zeitgenössische Persönlichkeiten, die einen engen Bezug zur Stadt haben. Das Werk sorgte nicht nur bei seiner Enthüllung für Diskussionen und Kontroversen…
Kennst du die Sage vom Bodenseereiter? Hier kannst du die Ballade „Der Reiter und der Bodensee“ von Gustav Schwab nachlesen.
Fazit: Wer nach Überlingen kommt, dem wird einiges geboten. Neben einem interessanten Rundgang durch die Stadt mit einer entspannten Pause in einem der Cafés an der Uferpromenade bieten sich auch Rad- und Wandertouren in die nähere Umgebung mit ihren malerischen Weinbergen oder ein Ausflug nach Meersburg und auf die nahe gelegene Insel Mainau an.
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