Ein Besuch im niederländischen Kampen
Die niederländische Stadt Kampen liegt direkt an der Ijssel, dem nördlichsten Mündungsarm des Rheins, der über das Ijsselmeer mit der Nordsee verbunden ist.
Kampen ist eine mittelgroße Stadt mit einer langen und bewegten Geschichte, deren Zeugnisse noch heute in vielfältiger Weise zu finden sind. Ein Besuch der historischen Altstadt ist daher wirklich interessant und lohnenswert. Wer nach Kultur und Geschichte eine sportliche Herausforderung sucht, für den ist ein Ausflug in die wasserreiche Umgebung von Kampen, die sich am besten mit dem Fahrrad erkunden lässt, genau das Richtige.

Kurzer Blick in die Geschichte
Durch die günstige Lage zwischen Nordsee und dem Rhein entwickelte sich die Stadt schon früh zu einer der bedeutendsten Hafen- und Handelsstädte. Die Hansestadt Kampen mit ihrer Schiffsflotte galt selbst als „Rotterdam des Mittelalters“. Von Kampen aus wurden beispielsweise Heringe in das Rheingebiet, nach Westfalen, Flandern, Frankreich, England, Dänemark, Norwegen und in verschiedene Ostseeländer verschifft. Darüber hinaus brachten Kampener Schiffe auch Salz aus Portugal in die Ostseestädte, wo es weiter gehandelt wurde.
Der Holländische Krieg (1672-1679) zwischen den Niederlanden und England sowie Frankreich beendete die Vormachtstellung der Stadt. Probleme mit dem Wasserstand führten zu einer zusätzlichen Schwächung der wirtschaftlichen Position.

Ab 1815 war die Tabakindustrie der wichtigste Industriezweig in Kampen, was durch steuerliche Zugeständnisse begünstigt wurde. So ließ sich auch die aus Bremen stammende Zigarrenfabrik Lehmkuhl hier nieder. Um 1880 war die Hälfte der Kamper Bevölkerung in diesem Industriezweig tätig. Damals wurden rund 1,5 Millionen Zigarren pro Woche produziert.
Heute ist die Stadt für die Theologische Universität und die Kunstakademie bekannt. Wirtschaftlich gesehen sind die Landwirtschaft, unterschiedliche mittelständische Betriebe sowie Werften und der Tourismus die Standbeine Kampens.
Die historische Kampener Innenstadt ist gern besucht und bei Touristen beliebt. Die Lage an der Ijssel, die Nähe zum Meer und die naturreiche Umgebung machen die Stadt noch attraktiver.
Sehenswürdigkeiten
Durch die Stadttore in die Altstadt gelangen
In Kampen sind drei Stadttore erhalten geblieben, die noch heute besichtigt werden können.

Das Koornmarktpoort ist das älteste Stadttor von Kampen. Es stammt aus dem 14./15. Jahrhundert und war Teil der ursprünglichen Stadtmauer. Charakteristisch sind die gedrungenen Türme an den Seiten des Tores. Die Räume über dem Durchgang wurden früher als Gefängnis genutzt oder dienten als Unterkunft für die Soldaten. Heute finden hier unterschiedliche Ausstellungen statt.

1465 wurde im Zuge der Stadterweiterung der Broederpoort erbaut. Der Broederpoort war nicht mit der Stadtmauer verbunden, sondern wurde von einem Erdwall umgeben, der wie das Stadttor der Verteidigung diente.

Das Cellebroederspoort wurde wie das Broederpoort 1465 als neuer Zugang zur Stadt errichtet. Im Jahr 1616 erhielt das Stadttor seine heutige Form und beeindruckt mit seinen zwei Türmen sowie den Ornamenten und Stadtwappen.
Seit 2016 wird das Stadttor von einer Eventagenur genutzt, die in den vorhandenen Räumlichkeiten verschiedene Veranstaltungen, wie das Kamper Poort Kwis, organisiert.
Interessantes in der Innenstadt

In der Altstadt von Kampen sind noch viele der historischen Gebäude und Plätze zu finden.
In der Fußgängerzone gibt es viele, zumeist auch noch kleinere und individuelle Geschäfte, Bars und Cafés. Allgemein strahlt die überschaubare Altstadt eine wirklich gemütliche Atmosphäre aus und lädt zum Verweilen ein.
Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich zentral in der Innenstadt und sind bequem zu Fuß zu erreichen.
De Nieuwe Toren

In der Fußgängerzone fällt sofort der Glockenturm auf, der neben einem kleinen Platz steht. Der Turm wurde zwischen 1649 und 1663 erbaut und steht direkt an der Stelle, an der zuvor eine Kirche abgebrannt war. Deshalb erhielt er den Namen „De nieuwe Toren“, der neue Turm.
In der Dachlaterne des Turms befinden sich noch 29 der ursprünglich 30 Glocken, von denen die meisten von Francois Hemony, einem der bedeutendsten Glockengießer des 17. Jahrhunderts, gegossen wurden. Das Glockenspiel wurde im Laufe der Zeit noch erweitert und zählt heute die bemerkenswerte Anzahl von 47 Glocken, die in vier Oktaven erklingen.

Het Gotisch Huis
Das Gotische Haus wurde um 1500, am Ende des Mittelalters, als Kaufmanns- und Patrizierwohnung errichtet. Auffallend sind die beeindruckenden Kreuzstockfenster und die roten Fensterläden. Es besteht aus einem Vorder- und einem Hinterhaus mit einem Innenplatz.

Oude Stadhuis
Das spätgotische Alte Rathaus ist ein besonders eindrucksvolles Bauwerk des Mittelalters. Es wurde 1350 erbaut, aber 1543 durch einen Brand teilweise zerstört. Verschiedene Grundmauern und Fragmente, die gerettet werden konnten, wurden so gut wie möglich restauriert. Aus dieser Zeit stammt auch der alte Schepenzaal, der seit 1545 unverändert geblieben ist und jahrhundertelang für die Rechtsprechung genutzt wurde.

Der durch den Brand völlig zerstörte Gebäudeteil, wurde durch einen Neubau im Stil der Zeit ersetzt. Dadurch erhielt das Alte Rathaus sein ganz besonderes Aussehen – ein Gebäude, bei dem spätgotische Architektur und die klaren Linien der Renaissance eine Einheit bilden. Der Bau gehört zu den Top 100 der denkmalgeschützten Gebäude in den Niederlanden.
Bis 2001 erfüllte das Alte Rathaus noch seinen vorgesehenen Zweck. Seit 2009 ist hier das Stadtmuseum untergebracht, in dem sowohl Dauer- wie auch Wechselausstellungen zu sehen sind.

Linneweversportje
Das Linneweversportje war ursprünglich das Eingangstor des Schwesternklosters Sint-Annaconvent. Heute dient es als Eingang zur Bibliothek der Theologischen Universität Kampen.
Kirchen
Das Stadtgesicht von Kampen wird durch seine Kirchen geprägt. Da die Religion sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart eine wichtige Rolle spielt, will ich drei der bekanntesten Kirchen vorstellen:


Bovenkerk
Besonders prägend für die Stadtsilhouette von Kampen ist die Bovenkerk, auch St. Nicolaaskerk genannt. Diese große und eindrucksvolle gotische Kreuzbasilika wurde in mehreren Bauphasen errichtet. Der Bau der Kirche begann im 12. Jahrhundert im romanischen Stil und wurde im 14./15. Jahrhundert mit der Vollendung des Chores der Basilika abgeschlossen.
Onze Lieve Vrouwenkerk

Die Liebfrauenkirche ist ein imposantes Beispiel für die Backsteingotik und besitzt eine ganz besondere Form. Es handelt sich hier um eine Hallenkirche mit gleich drei Hallen. 1453 wurde der Bau fertiggestellt und erhielt 1481 drei Glocken des berühmten Glockengießers Geert van Wou. Nach einer wechselvollen Geschichte und Jahren des Verfalls wurde die Kirche 1977 gründlich restauriert und wieder eingeweiht. Heute wird sie wieder vollständig genutzt.
Die Liebfrauenkirche wird auch Buitenkerk (die Kirche, die sich draußen befindet) genannt, da sie im 14. Jahrhundert im neuen Stadtteil Buitenhoek außerhalb der Stadtmauern errichtet wurde.

Broederkerk
Die Bruderkirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde von den Kampener Klosterbrüdern des Bruderklosters erbaut. Leider wurde im 15. Jahrhundert ein großer Teil des Gebäudes zerstört. Nach dem Wiederaufbau übernahm die protestantischen Gemeinschaft die Kirche.
Nicht zu vergessen …
Stadsbrug
Die Stadtbrücke von Kampen führt über die Ijssel und verbindet die Stadtteile von Kampen miteinander. Die 2001 renovierte Zugbrücke fällt vor allem durch die mit Blattgold überzogenen Räder auf, die sich auf der Brücke befinden. Über diese Räder laufen die Kabel für das Gegengewicht, die das Öffnen und Schließen der Brücke ermöglichen.

Siebrand B.V.

Siebrand ist heute der größte Weinproduzent der Niederlande. Das Unternehmen entstand 1921, als Jan-Willem Siebrand ein Fass Wein für 200 Gulden kaufte. Er füllte den Wein in Flaschen ab und verkaufte alle innerhalb eines Tages. Damit war ein neues Unternehmen geboren …
Umgebung von Kampen

Sicherlich gibt es in Kampen noch das ein oder andere zu erwähnen. Ein Besuch der Stadt lohnt sich auf jeden Fall. Aber auch eine Erkundung der näheren Umgebung ist für Naturliebhaber empfehlenswert. Und wie überall in Holland geht das am besten mit dem Fahrrad ….
Sage aus Kampen
Wenn es dich interessiert, findest du auf unserer Seite Sagen und Legenden auch eine Überlieferung aus Kampen – die Geschichte vom gefundenen Geld.