Geschichte ganz kurz
An der Stelle des heutigen Gorinchem entstand dank der günstigen natürlichen Lage – an der Mündung der Linge in die Merwege – schon frühzeitig eine Siedlung, die sich kontinuierlich entwickelte. Die erste Erwähnung als Stadt stammt aus dem Jahr 1224, als Graf Floris IV von Holland den Einwohnern besondere Rechte gewährte. Eines der wichtigsten Privilegien davon war die Zollfreiheit.
Nach der Verleihung der Stadt- und Marktrechte im Jahr 1382 wuchs Gorinchem schnell zu einem wichtigen Handelszentrum heran. Verschiedene Zünfte entstanden und das Handwerk trug wesentlich zum Aufschwung der Stadt bei.

Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde mit dem Bau der mittelalterlichen Stadtmauer begonnen. Das 1642 fertiggestellte Festungsdreieck bestand aus insgesamt elf Bastionen und vier Stadttoren.
Gorinchem vergrößerte sich rasch, so dass die Stadt im 17. Jahrhundert bereits 7000 Einwohner zählte. Es entstanden neue Bierbrauereien, Töpfereien und vor allem die Pfeifenherstellung erlangte einen hohen Bekanntheitsgrad. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg kam es auch zu einer Blüte der Künste und der Wissenschaften. Außerdem entstanden die ersten Waisen-, Armen- und Krankenhäuser.
Im 18. Jahrhundert – nach dem Goldenen Zeitalter – schwächte sich das Wachstum wieder ab. Grund dafür war vor allem die französische Besatzung unter Napoleon. Als sich die französische Truppen am Ende des Krieges in der Festung verschanzten, wurde die Stadt unter Beschuss genommen und schwer beschädigt.
Ein neuer Aufschwung kam mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Die Gasfabriken, die Werften und die Tabakindustrie trugen wesentlich dazu bei. Gleichzeitig vergrößerte sich aber auch das soziale Gefälle. Die Armut und die damit verbundenen Probleme, wie Krankheiten durch verschmutztes Trinkwasser, nahmen zu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, von dem Gorinchem nur wenig betroffen war, entstanden neue Wohnsiedlungen, die die Lebensbedingungen deutlich verbesserten. Heute zählt die Stadt 35.000 Einwohner.
Auf Entdeckungsreise in der Altstadt von Gorinchem
Die gemütliche Altstadt von Gorinchem ist sicher einen Besuch wert. Empfehlenswert ist ein Spaziergang entlang der alten Stadtmauer und eine Besichtigung der Sehenswürdigkeiten rund um den Markt, wo man sich in einem der zahlreichen Cafés auch eine wohlverdiente Pause gönnen kann.
Dalempoort

Das Dalempoort ist das einzige erhaltene Stadttor, das von den ehemals vier Toren der alten Stadtmauer erhalten geblieben ist. Die anderen drei wurden mussten dem zunehmenden Verkehr weichen, als die Stadtmauer im Jahre 1609 ausgebessert wurde.
Das Stadttor wurde 1597 erbaut und besitzt einen Uhrturm. Unter dem Tor hindurch führt ein Fußweg zur Merwede, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die Stadtmauer und die Kornmühle „De Hoop“ hat.
Die historischen Windmühlen
„Nooit volmaakt“ ( Niemals vollkommen) und „De Hoop” (Die Hoffnung)

„Nooit volmaakt“ ist eine Kappenwindmühle, oder auch Holländerwindmühle genannt, die im Jahre 1718 erbaut wurde. Erst einige Jahrzehnte nach ihrer Inbetriebnahme wurde sie auf einen Hügel gestellt, da die Bäume und auch die Häuser in unmittelbarer Nähe immer höher wurden. Die Mühle wurde 1996/97 restauriert und kann besichtigt werden. Sie mahlt auch heute noch das Korn für Bäckereien in der näheren Umgebung.

„De Hoop“ ist genauso wie “Nooit volmaakt” eine Kappenwindmühle. Sie stammt aus dem Jahr 1764 und war bis 1949 in Betrieb. Als die Mühle immer mehr verfiel, wurde sie von der Gemeinde gekauft und 1995 von ihr restauriert. „De Hoop“ ist heute wieder in Privatbesitz. Sie kann gelegentlich besichtigt werden.
Das Zollhaus
Das Zollhaus wurde 1598 in der Nähe der südlichen Bastion errichtet. Alle Schiffe, die entlang Gorinchem kamen, mussten hier Zoll zahlen. 1869 wurde das Zollhaus in eine Artilleriekaserne umgewandelt. Später diente es als Militärlazarett, Schule, Bibliothek, Lesesaal sowie Arbeits- und Bürogebäude. Auch heute noch erfüllt es verschiedene Funktionen.
La Caponnière

Die Caponnière war ein schwer zu überwindender und angriffssicherer Geschützraum, der Teil der Befestigungsmauer war. Heute befindet sich hier eine Probierstube, die sich auf Getränke spezialisiert hat.
Das Pulvermagazin
Die Festung verfügte über mehrere Pulvermagazine. Sie wurden bereits im 18. Jahrhundert errichtet. Da Schießpulver sehr explosiv ist, wurden ihre Wände gegen einen eventuellen Beschuss extra verstärkt.
Heute dienen diese Magazine als Expositionsräume, in denen wechselnde Ausstellungen stattfinden.
Das Arsenal
Das Arsenal aus dem Jahr 1755 war das Hauptlager für alle Militärvorräte in Gorinchem. Das fast quadratische Gebäude mit einem großen Innenplatz wurde noch bis nach dem 2. Weltkrieg als Lager genutzt. Gegenwärtig beherbergt das Arsenal Luxus-Appartementen.
Grote Kerk & Grote Toren

Der Große Turm steht fast genau in der Mitte der Altstadt und ist schon von weitem sichtbar. Im Volksmund wird der Turm auch „Sint-Janstoren“ genannt. Als beim Bau im 15. Jahrhundert das Fundament wegsackte, baute man den Turm einfach senkrecht auf dem schiefen Fundament weiter. Der dadurch entstandene Knick hat eine Abweichung von etwa eineinhalb Metern und ist heute noch gut zu erkennen. 1851 wurde die Große Kirche an den Turm angebaut.
Der Große Turm ist insgesamt 65 Meter hoch. Im Inneren führt eine Wendeltreppe mit 254 Stufen bis zu einem Rundgang in 44 m Höhe. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt und die nähere Umgebung von Gorinchem.
Nicht weit von der Kirche mit ihrem Turm entfernt befinden sich das Gasthuispoortje und das Hugo de Groot Poortje.
Hugo de Groot Poortje

Das Hugo-Grotius-Tor
Hugo de Groot war Philosoph, Theologe und Rechtsgelehrter, der von 1583 bis 1645 lebte. Er vertrat in seinen Schriften die Ansicht, dass der Staat das Recht habe, auch über geistliche und kirchliche Belange zu entscheiden. Mit dieser Überzeugung unterstützte er Prinz Moritz von Oranien, der sich in einem erbitterten Streit mit den orthodoxen Calvinisten befand. Als die Calvinisten die Oberhand gewannen, wurde Grotius zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde nach Schloss Loevestein (unweit von Gorinchem) gebracht, das er nicht verlassen durfte. Er erhielt jedoch das Privileg, weiter an seinen Schriften arbeiten. Deshalb war es ihm erlaubt, sich Bücher schicken zu lassen, die in Bücherkisten an- und abtransportiert wurden.
Dieses Privileg ermöglichte ihm auch 1621 die Flucht. Grotius wurde von seiner Frau in einer der Bücherkisten versteckt. Da die Wachen nichts bemerkten, konnte die Kiste mit dem Gelehrten vom Schloss Loevestein in das Haus des Kaufmanns Adriaan Daetselaar in Gorinchem gebracht werden. Von dort floh Grotius über Antwerpen nach Paris.
Das Tor, durch welches die Kiste mit dem Gelehrten getragen wurde, ist heute nach ihm benannt.
Gasthuispoortje

Tor zum Gästehaus
Durch dieses Tor und den anschließenden Durchgang gelangte man früher zu einem mittelalterlichen Armenhaus, in dem alte und mittellose Menschen versorgt wurden. Das Tor wurde zwischen 1525 und 1550 erbaut.
Museum

Das Museum von Gorinchem beherbergt verschiedene Ausstellungen. So kann man hier mehr über die Geschichte der Stadt erfahren, eine Gemäldesammlung aus dem Goldenen Zeitalter oder verschiedene Kunstwerke aus Gorinchem bewundern. Darüber hinaus finden temporäre Ausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen statt.
Plastik Hedrick Hamel

Hendrick Hamel lebte von 1630 bis 1692 und war ein niederländischer Seefahrer. Nach einem Schiffbruch auf der Überfahrt von den Niederlanden nach Japan strandete er als einer der ersten Europäer in Korea. Die örtlichen Behörden verboten ihm, die Insel wieder zu verlassen. Erst nach 13 Jahren gelang ihm die Flucht. Zurück in den Niederlanden verfasste er einen Bericht über seine Erlebnisse. Lange Zeit waren seine Niederschriften die einzige Informationsquelle über das Land und wurden deshalb in ganz Europa gelesen. In Korea wird er bis heute als Volksheld verehrt.
Wer mehr über das Leben von Hedrick Hamel und seine Reisedokumentationen erfahren will, dem ist das Museum Hamelhuis in Gorinchem empfohlen.
Hier geht es zu noch mehr Informationen zu Städten rund um den Rhein.
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