Zurückversetzt in eine frühere Zeit
Speyer kann auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken. Wie auch bei anderen Orten entlang des Rheins war vor allem die günstige Lage ein entscheidender Faktor für die erste Besiedlung und die spätere Entwicklung der Stadt. Insbesondere die Nähe zum Fluss wie auch ein überflutungssicheres Flusshochufer waren hier von Vorteil. Zudem lag Speyer nicht weit von der Mündung des Neckars in der Rheinebene entfernt, was den Zugang nach Südosten und damit die Anbindung an die Donau erleichterte.
Nach der keltischen Besiedlung des Gebietes legte ein 10 v. Chr. errichtetes Römerlager die Basis für die spätere Stadt. Der Name Spira, aus dem sich schließlich der heutige Name Speyer entwickelte, tauchte erstmals 614 auf.
Während des Mittelalters erlebte die Stadt ihre größte Entwicklung. Seit 1294 war Speyer freie Reichsstadt. Als eine der wichtigsten Städte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erlangte Speyer durch die Reichstage von 1526, auf denen Luthers Thesen verhandelt wurden, und 1529 mit der Speyrer Protestation neben wirtschaftlichem auch zunehmenden politischen Einfluss.
Dom zu Speyer

Die Geschichte der Stadt ist seit dem Beginn des Mittelalters eng mit dem Dom zu Speyer verbunden.
Als Konrad II. im Jahr 1024 zum deutschen König gewählt wurde, spielte die Stadt bereits eine wichtige Rolle in der Reichspolitik. Nach seiner Krönung zum Kaiser legte er 1027 den Grundstein für den Bau des Speyerer Doms. Der Dom sollte ursprünglich als Grablege der Herrscherfamilie dienen und zugleich die kaiserliche Macht und Würde symbolisieren. Mit dem Dombau wurde jedoch auch der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt gefördert, da sich viele Handwerker, Kaufleute und Künstler in Speyer ansiedelten.

Das Ziel Konrads II., die größte Kirche seiner Zeit zu errichten, wurde erreicht. Der Dom war der imposanteste Kirchenbau seiner Zeit und symbolisierte in seiner Monumentalität die kaiserliche Macht und das Christentum. Gleichzeitig wurde mit dem Bau auch der religionspolitische Machtanspruch gegenüber dem Papsttum demonstriert.
Ende des 2. Jahrhunderts veranlasste Heinrich IV. den weiteren Ausbau des Gotteshauses. In dieser Zeit entstanden die Blendbögen und die umlaufende Galerie, die eine besondere Neuerung in der Baukunst darstellten.


Große Zerstörungen brachte der Pfälzische Erbfolgekrieg 1689, wobei der Dom niederbrannte und geplündert wurde. Mitte des 18. Jahrhunderts, unter der Herrschaft des bayerischen Königs Ludwig I., begann der Wiederaufbau. Von der damaligen barocken Ausstattung ist heute nur noch der Marienzyklus von Johann Schraudolph erhalten.
Der wohl älteste Teil des Doms ist die Krypta. Mit einer Breite von 35 Metern und einer Länge von 46 Metern ist sie zugleich die größte noch erhaltene Hallenkrypta aus romanischer Zeit. Die Krypta gliedert sich in vier Räume, die einen Gottesdienstraum und die Gräber von 6 Kaisern und Kaiserinnen sowie 4 Königen beherbergen.

Ölberg
An der Südseite des Doms befindet sich heute ein Platz mit einer steinernen Figurengruppe, die das biblische Geschehen auf dem Ölberg in Jerusalem darstellt. Die Skulptur wurde im 19. Jahrhundert von dem Speyerer Bildhauer Gottfried Renn geschaffen. Ursprünglich befand sich hier der Mittelpunkt des Domkreuzgangs, der nach seiner Zerstörung nicht wieder aufgebaut wurde.

Heidentürmchen
In Richtung Park, unweit der Ostseite des Doms, steht das Heidentürmchen. Dabei handelt es sich um einen zweigeschossigen Mauerturm mit flankierenden runden Treppentürmen, der Teil der alten Stadtmauer war. Das Heidentürmchen stammt aus dem späten 13. Jahrhundert.
Kirchen in Speyer
Speyer besitzt nicht nur den Dom, sondern ist auch reich an anderen Kirchen, wie zum Beispiel:

St. Joseph-Kirche
Die Josephskirche ist nach dem Dom die zweitgrößte katholische Kirche der Stadt Speyer. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute Kirche wurde 1988/89 umfassend renoviert. Sie ist besonders für ihre großen Glasfenster mit verschiedenen Darstellungen und die 1990 eingeweihte Wilbrandorgel bekannt.

Gedächtniskirche – ein Denkmal des Weltprotestantismus
Die zwischen 1893 und 1904 erbaute Gedächtniskirche ist der höchste Kirchturm der Pfalz. Mit seinen 100 Metern Höhe überragt er nicht nur die Gebäude der Stadt, sondern auch den Speyerer Dom. Die im neugotischen Stil erbaute Gedächtniskirche erinnert an die Protestation der evangelischen Reichsstände auf dem Reichstag zu Speyer 1529. Auch das Lutherdenkmal und die Statuen der protestantischen Landesfürsten in der Vorhalle der Kirche sind Zeugnisse dieses Ereignisses.
Durch die noch am Ende des 19. Jahrhunderts herrschende Rivalität der katholischen und evangelischen Kirche sollte die damals geplante Gedächtniskirche sich von den anderen Kirchenbauten in Speyer abheben. Deshalb wurden neben der Größe der Kirche auch besondere Materialien wie der helle, nicht stark nachdunkelnde Vogesensandstein verwendet. Darüber hinaus zeichnet sich die Gedächtniskirche durch farbenprächtige Fenster mit biblischen Szenen und die größte Orgel Südwestdeutschlands aus.
Dreifaltigkeitskirche

Diese sehr schöne spätbarocke Kirche wurde zwischen 1701 und 1703 von dem italienischen Maurermeister Paul Bagnato auf dem Fundament errichtet, das der Baumeister Johann Peter Graber 1701 gelegt hatte. Die Einweihung der Kirche fand 1717, am 200. Jahrestag der Reformation, statt. Besonders sehenswert sind im Inneren der Kirche das reich bemalte Holzgewölbe sowie die zahlreichen Holzschnitzereien an Kanzel, Altar und Emporen.
Bis zur Fertigstellung der Gedächtniskirche war die Dreifaltigkeitskirche die evangelische Hauptkirche in Speyer. Da die Gedächtniskirche bis 1965 nicht beheizbar war, fanden die evangelischen Gottesdienste auch im Winter in der Dreifaltigkeitskirche statt. Bis heute werden in der Dreifaltigkeitskirche regelmäßig Gottesdienste abgehalten.
Noch mehr Sehenswürdigkeiten

Altpörtel
Das Altpörtel ist eines der eindrucksvollsten und mit 55 Metern auch eines der höchsten Stadttore Deutschlands. Der untere Teil des Turmes wurde bereits zwischen 1230 und 1250 erbaut. Das spätgotische Turmobergeschoss kam zwischen 1512 und 1514 hinzu.
Fischmarkt
Der Fischmarkt, der bereits 1290 erwähnt wird, lag damals noch am Speyerbach. Heute soll der Platz an den Berufsstand der Fischer erinnern. Dazu wurde Anfang der 80er Jahre die Brunnenplastik des Stelzenfisches des Landauer Künstlers Stefan Forler aufgestellt.


Feuerbachhaus
Das Feuerbachhaus ist das Geburtshaus des Malers Anselm Feuerbach. Es beherbergt ein kleines Museum mit Galerie und Weinstube.
Grab von Helmut Kohl
Das Grab des ehemaligen Kanzlers der deutschen Einheit befindet sich im Adenauerpark, in der unmittelbaren Nähe des Domfriedhofs und der Friedenskirche St. Bernhard.

Museen
Nicht nur an regnerischen Tagen laden die Museen der Stadt zu einem Besuch ein. Neben dem Kulturhof in der Innenstadt sind insbesondere das
- Historisches Museum mit Dauer- und Wechselausstellungen
- Elwetritsche Museum mit allen Informationen über das sagenumwobene pfälzische Fabelwesen Elwetritsch
- Sea-Life mit anschaulichen Informationen über unsere Meere, Seen und Flüsse
- Technikmuseum mit vielen Exponaten aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Automobil, Eisenbahn und Schiffbau
empfehlenswert.



Last but not least
Jedes Jahr finden in Speyer mittelalterliche Feste statt. Die Stadt ist dafür geradezu prädestiniert. Der Park unterhalb des Doms verwandelt sich dann in ein mittelalterliches Zeltlager und überall in der Stadt sind Menschen in mittelalterlichen Gewändern anzutreffen. Eine wirklich tolle Atmosphäre.



Kommentare
Speyer — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>