Komm mit auf einen Rundgang durch die älteste Stadt am Niederrhein

Trotz des ungemütlichen Februars erwischte ich glücklicherweise einen schönen sonnigen Tag für meinen Besuch in Rees. Ich parkte mein Auto direkt neben dem Skulpturenpark, auf einem der kostenlosen Parkplätze in Rees. Auf dem Weg dorthin hatte ich schon etwas von Rees gesehen, aber das waren überwiegend Wohnsiedlungen mit Einfamilienhäusern. Deshalb freute ich mich, dass ich meinen Rundgang gleich bei einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt beginnen konnte. Zudem liegt der Skulpturenpark direkt am Anfang der Rheinpromenade und war somit ein idealer Ausgangspunkt.

Skulpturenpark

Plastik im Skulpturenpark in Rees
Skulpturenpark in Rees

Der Skulpturenpark ist ein relativ kleiner und übersichtlicher aber dennoch interessanter und sehenswerter Park. Im Park sind die unterschiedlichsten Skulpturen deutscher und niederländischer Künstler aufgestellt, die bis auf wenige Ausnahmen alle drei Jahre ausgewechselt werden.

Direkt an der Stadtmauer gelegen, ist der Park auch Ausgangspunkt für den Planetenweg und zudem ist hier der Bär zu sehen.

Bär

Die freigelegten Mauern des Bären befinden sich direkt an der im 17. Jahrhundert von den Holländern errichteten Befestigungsanlage. Bär ist dabei eine alte Bezeichnung für eine Schleuse oder ein Sperrwerk. Beim Reeser Bären handelt es sich um einen Verbindungsdamm, der die landeinwärts gelegenen Festungsgräben gegen den Zufluss des Rheins absperrte. Die zugehörige Schleusenanlage regulierte den Wasserzufluss in den Festungsgraben. Neben der Aufgabe der Wasserregulierung erfüllte der Bär auch eine Schutzfunktion gegen Hochwasser und Eisgang.

Grundmauern des Bär in Rees
Grundriss des Verbindungsdamms Bär in Rees
Verbindungsdamm / Schleuse Bär in Rees

Gleich neben der Plattform, von der aus man einen guten Blick auf den Bären hat, steht das Wächtertürmchen aus dem 15. Jahrhundert, das zum Schutz der Schleuse und zur Verstärkung der Stadtmauer diente.

Planetenweg

Venus auf den Planetenweg in Rees

Oberhalb des Bären, ebenfalls auf der Plattform der alten Festung, befindet sich die Nachbildung der Sonne mit den dazugehörigen Informationen. Diese Nachbildung ist zugleich der Startpunkt des Planetenweges. Der 6 km lange Erlebnispfad führt von hier über den Deich und veranschaulicht im Maßstab 1:1 Milliarde unser Sonnensystem. An den entsprechenden Stellen befinden sich Abbildungen zu den Planeten mit Erläuterungen.

Ich folgte nicht dem Planetenweg, sondern nahm den Weg über die alten Befestigungsanlagen in Richtung Rhein. Dieser war von hier aus durch die kahlen Bäume schon gut zu sehen.

Rondell

Rondell der alten Befestigungsanlage in Rees

Doch bevor ich den Fluss erreichte, kam ich am Rondell vorbei. Vom Weg auf der Befestigungsanlage aus, sieht es fast wie eine runde Aussichtsplattform aus. Doch worauf ich hier stand, war ein Rundturm, der erstmals 1329 als Rundeyl erwähnt wurde. Dieser runde Wehrturm beherbergte ab dem 16. Jahrhundert auch Schießkammern und wurde ab 1758 von den Franzosen als Munitionslager genutzt. Die unterirdischen Kasematten können auch noch heute im Rahmen von speziellen Stadtführungen besichtigt werden.

Sage - Offizier als Bär in Rees

Auf dem Rondell steht auch die Bronzeplastik „Spanischer Offizier“, die von Dieter von Levetzow geschaffen wurde. Zu dieser Plastik gibt es eine bärenstarke Sage, die hier nachgelesen werden kann.

Vom Rondell sind es nur noch wenige Schritte bis zur historischen Rheinpromenade. Nach ein paar Stufen am Haus Schaeling, das 1322 gebaut und in die Stadtmauer integriert wurde, bin ich schon dicht beim Rhein. Die Promenade beginnt hier und führt zunächst noch am Mühlenturm vorbei.

Mühlenturm

Mühlenturm in Rees

Der Mühlenturm wurde 1470 als Rundturm errichtet. Er ist 18,6 Meter hoch und in der Stadtsilhouette von Rees schon weithin sichtbar, vor allem vom Rhein aus. Früher erfüllte der Turm drei Funktionen zugleich – er war Lohmühle zur Herstellung von Gerbstoffen, Bollwerk gegen den Druck des vereisten Rheins und Verteidigungspunkt gegen feindliche Angriffe. Heute ist der Mühlenturm besteibar und dient auch als Horizontobservatorium.

Wächter am Mühlenturm in Rees

Es gibt noch eine Besonderheit: Wer genau hinsieht, erkennt an der rheinseitigen Außenmauer des aus Backsteinen gemauerten Turms zwei Männer aus andersfarbigen Ziegeln. Man vermutet, dass dies sowohl dekorativen als auch abschreckenden Zwecken diente. Doch es lässt sich auch eine ganz andere Erklärung für die Darstellung der beiden Männer finden – und davon erzählt die Sage von einem Müller und seinem Knecht, die hier nachzulesen ist.

Mühlenturm am Rhein in Rees

Rheinpromenade

Rheinpromenade in Rees

Die Rheinpromenade ist ein schöner Fuß(- und Rad-)weg entlang der alten Stadtmauer. Diese Befestigungsanlage wurde ab dem Ende des 13. Jahrhunderts errichtet und zählt zu den bedeutendsten am Niederrhein, was noch heute gut erkennbar ist.

Plastiken und Kunstwerke

Was die Rheinpromenade auch so abwechslungsreich macht, sind die vielen Skulpturen, die hier zu finden sind.

Plastik Rääße Sackendräger der Künstlerin Christel Lechner aus ihrem Zyklus Alltagsmenschen

Die „Rääße Sackendräger“ be- und entluden die Rheinschiffe mit Säcken.  Auch in Emmerich steht eine Figur eines solchen Arbeiters am Rheinufer. Hier wurden sie Poortekerl genannt.
Die Betonskulptur ist ein Werk der Künstlerin Christel Lechner aus ihrem Zyklus Alltagsmenschen.

„Zwiegespräch“ ist eine Bronzeplastik des Künstlers Jürgen Ebert. Sie zeigt zwei Mädchen im angeregten Gespräch.

Plastik Zwiegespräch des Künstlers Jürgen Ebert
Plastik Freundschaft verbindet - eine Bronzeskulptur des Künstlers Jürgen Ebert

„Freundschaft verbindet“ – die Bronzeplastik des Künstlers Jürgen Ebert stellt zwei Jungen dar, die sich gegenseitig helfen.

Junge mit Ziege - eine Bronzestatue von Dieter von Levetzow

Der „Junge mit der Ziege“ ist eine Bronzestatue des am Niederrhein lebenden Künstlers Dieter von Levetzow. Von ihm stammt auch der „Rhinkieker“.

Wie die Sackträger erzählt auch diese Bronzestatue vom früheren Leben hier am Rhein. Der Rheingucker ist ebenfalls ein Tagelöhner, der nach ankommenden Schiffen Ausschau hält. Dazu passt die Inschrift „De beste Scheppers stoahn an de Wall“ – „Die besten Schiffer stehen am Wall“.

Plastik Rhinkieker von Dieter von Levetzow in Rees

Myriameterstein

Myriameterstein in Rees

Myriametersteine sind Vermessungsmarken, die links und rechts des Rheins zu finden sind. Das Wort Myrias stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet zehntausend. Daher findet man die Steine (teilweise noch) alle 10.000 Meter.

Auf der Rheinseite steht meist die Nummer des Steins und die Höhenangabe, der Amsterdamer Pegel. Berg- und talseitig befindet sich die Angabe der Entfernung zur nächsten Landesgrenze. Auf der Landseite ist die Entfernung nach Basel und Rotterdam angegeben.


Hochwassermarkierungen

Diese Markierungen sind an verschiedenen Stellen entlang der Rheinpromenade zu sehen. Das höchste Hochwasser wurde 1926 mit einer Höhe von 10,97 Metern gemessen. Der zweithöchste Pegelstand war 1995 mit 10,56 Metern.


Zollturm

Zollturm an der Rheinpromenade in Rees

Der Zollturm wurde 1299 erbaut. Er diente zur Überwachung der Zolleinnahmen. Die Zöllner ruderten mit Booten zu den Rheinschiffen, die den Zoll entrichten mussten. Der Zollturm war Teil der Befestigungsanlage der Stadt.

Pegelturm

Pegelturm in Rees

Ganz anders der Pegelturm – er wurde 1902 freistehend vor der Stadtmauer errichtet. Dieser Turm ist eine Einrichtung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Rhein. Hier wird minütlich der Wasserstand des Rheins gemessen, der von den Rheinschiffern abgefragt werden kann.


Schiffsanlegestellen

Direkt am Rheinufer befinden sich die Anlegestellen der Ausflugsschiffe. Eine solche Schifffahrt bietet bei schönem Wetter sicher eine willkommene und entspannende Abwechslung. Beim „Räässe Pontje“ liegt auch die Anlegestelle für die Fähre.


Markt

Brunnen auf dem Markt in Rees

Ungefähr in der Mitte der Rheinpromenade machte ich einen Abstecher zum Marktplatz, der nur eine Querstraße vom Rheinufer entfernt liegt. An diesem relativ großen Platz befinden sich das Rathaus, die Stadtbücherei, die evangelische Kirche aus dem 17. Jahrhundert aber auch die Touristeninformation und nette Cafés. Außerdem findet hier jeden Samstagvormittag der Wochenmarkt statt, auf dem frische Produkte, Kunsthandwerk und andere Erzeugnisse aus der Region angeboten werden.

Plastik Frosch des Künstlers Dieter von Levetzow

Nach dieser kurzen Unterbrechung setzte ich meinen Weg entlang der Promenade am Ufer des Rheins fort. Fast am Ende angekommen, gelangte ich einige Meter „landeinwärts“ zum Park mit dem Froschteich. Hier befinden sich auch der Weiße Turm und das Wächtertürmchen sowie der jüdische Friedhof.

Rheintor mit dem Wächtertürmchen und der Weiße Turm

Wächtertürmchen im Park von Rees


An dieser Stelle stand früher auch das Rheintor, das bereits Ende des 16. Jahrhunderts stark beschädigt, in der Zeit der spanischen Besatzung wieder aufgebaut und dann doch während des Zweiten Weltkrieges vollständig vernichtet wurde. Auch das 1480 errichtete Wächtertürmchen, das damals dem Tor vorgelagert war, wurde im Krieg zerstört, konnte aber originalgetreu wieder aufgebaut werden.

Weißer Turm in Rees

Der kurz nach 1400 erbaute Weiße Turm hatte die Aufgabe, den Weg zum Rheintor sowie die Schleuse zu sichern. Als der Turm im 17. Jahrhundert durch die vorgelagerte Rheinmauer überflüssig wurde, diente er als Gefängnis.

In der Nähe des Weißen Turms und des Wachtürmchens befindet sich auf der Stadtmauer der jüdische Friedhof. Er wurde an dieser Stelle angelegt, um ihn vor Hochwasser zu schützen. Der Friedhof ist nicht zugänglich, kann aber vom Stadtmauerweg aus sehr gut eingesehen werden.


Was ist noch zu sehen?

Wer von hier aus weiter durch die Stadt Rees läuft, für den könnten auch die Relikte des Rhinwicker Tores, des ältesten Stadttores von Rees, die Bastei am Westring, die klassizistische katholische Kirche St. Maria Himmelfahrt, der Stadtgarten oder das Städtische Museum interessant sein. Ich beschloss stattdessen, für den Rückweg wieder die Rheinpromenade zu nehmen und hier am Fluss noch einmal alles auf mich wirken zu lassen.

Fazit

Mein Ausflug nach Ress hat mir sehr gut gefallen. Die Stadt ist nicht so groß, hat aber für einen Tag viel Interessantes zu bieten. Außerdem strahlt sie eine wirklich angenehme Atmosphäre aus. Erwähnenswert ist sicher auch noch, dass es hier verschiedene Fahrradrouten gibt, die es wert sind, einmal ausprobiert zu werden.

Rhein bei Rees

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Kommentare

Rees am Niederrhein — 2 Kommentare

  1. Rees ist ein wünderschönes altes Städtchen direkt am Rhein gelegen mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten.
    Immer wieder werden interessante Stadtführungen angeboten, da lohnt es sich auf jeden Fall, mal an einer
    teilzunehmen.

    • Ja, das stimmt – Ress hat mit seiner entspannten Atmosphäre wirklich einiges zu bieten. Auch ich war überrascht. Es lohnt sich sicher, die Stadt näher kennen zu lernen.

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