Markgraf Karl Wilhelm und die Gründung von Karlsruhe

Porträt Karl Wilhelm / Gründung von Karlsruhe

Anfang des 18. Jahrhunderts plante der Markgraf Karl Wilhelm die Erweiterung seines Schlosses und des Schlossgartens in Durlach. Außerdem hatte er die Absicht, das Stadtgebiet von Görtzingen und das Straßennetz geradlinig ausbauen zu lassen. Doch die Durlacher Bürger lehnten seine Pläne entschieden ab. Deshalb weigerten sie sich auch, ihm die erforderlichen Grundstücke abzutreten. Zu sehr hingen sie an ihrem Besitz wie auch an den krummen Gassen ihrer Stadt und sahen keine Notwendigkeit, diese begradigen zu lassen.

Als der Markgraf auf so heftigen Widerstand stieß, drohte er selbst damit, wegzuziehen. Aber auch das half nichts. Um sich von dieser Schmach etwas abzulenken, ging er eines Nachmittags, immer noch sehr erzürnt, auf die Jagd. In Gedanken versunken und mit dem Verfolgen des Wildes beschäftigt, entfernte er sich immer mehr von seiner Gruppe. Nach einer Weile, als er von den anderen Jägern schon nichts mehr hören konnte, setzte er sich gedankenverloren auf einen Baumstumpf und überlegte, wie er seine Vorhaben doch noch verwirklichen könnte.

Nach kurzer Zeit fiel der Markgraf erschöpft in einen wohltuenden Schlaf, aus dem er erst nach Stunden wieder erwachte. Fast zur gleichen Zeit fand ihn sein Gefolge, das ihn schon lange im Wald gesucht hatte. Noch im Sitzen sprach er zu ihnen: „So gut wie jetzt habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geschlafen! Deshalb werde ich genau an dieser Stelle meinen Wohnsitz bauen, welcher Karlsruhe heißen soll. Und genau über diesem Baumstumpf soll eine Kirche errichtet werden, in der ich einst begraben will sein.“

Die Jäger wurden aufgefordert, die Bäume und so den Platz für die zukünftigen Gebäude zu markieren. Bereits kurz darauf begann der Bau der neuen Stadt mit ihren geradlinigen Straßen.

Schloss / Gründung von Karlsruhe

Direkt über dem Eichenstumpf wurde der Altar der Kirche mit einer Gruft errichtet, in der Karl Wilhelm nach seinem Tod beigesetzt wurde. Diese Gruft ist noch heute in Karlsruhe auf dem Marktplatz zu finden. Über ihr steht jetzt, wo die Kirche einmal stand, eine steinerne Pyramide mit folgender Inschrift:

«Hier, wo Markgraf Karl einst im Schatten des Hartwaldes Ruhe suchte und die Stadt sich erbaute, die seinen Namen bewahrt; auf der Stätte, wo er die letzte Ruhe fand: weiht ihm dies Denkmal, das seine Asche verschließt, in dankbarer Erinnerung Ludwig Wilhelm August, Großherzog, 1823.» (Baden)

Grab Pyramide des Marktgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679-1738) zur Gründung von Karlsruhe

Nacherzählt auf Basis folgender Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gebieten, Karlsruhe 1851 (Neudruck Hildesheim 1973), S. 185 f., Nr. 200 (zweiter Teil gestrichen).
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 61, S. 42


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