Wie der Name „Schelm von Bergen“ entstanden ist – eine Sage aus Düsseldorf

Seit jeher erfreut sich der Karneval in Düsseldorf großer Beliebtheit. So wurden in der närrischen Zeit oft auch Kostümbälle vom Adel ausgerichtet. Hier trafen sich in nobler Runde alle, die von höherem Stand waren oder sich dafür hielten.

Zu jener Zeit luden auch der Herzog und Herzogin von Düsseldorf zu einem glanzvollen Ball mit Maskerade ein. Viele kamen in fantasievollen und reich geschmückten Verkleidungen zu dem großen Fest.

Es wurde bereits zum Tanz aufgespielt, als ein Fremder, ganz in Schwarz gekleidet, mit einem kunstvoll in Falten gelegten Umhang und einer Maske den Saal betrat. Auffallend war nicht nur seine schlanke und stattliche Gestalt, sondern auch die Geschmeidigkeit mit der er sich beim Tanz bewegte. Seine beeindruckende Erscheinung zog auch die Aufmerksamkeit der Herzogin auf sich, die ihren Blick nicht mehr von ihm abwenden konnte. Dies wurde von dem Fremden bemerkt und er forderte die edle Dame ehrerbietig mit einem tiefen Kniefall zum Tanz auf.

Diese zeigte sich zunächst zurückhaltend. Doch nach einigem Zögern stimmte sie einem Tanz zu. Durch seine geistreiche Konversation und die beschwingten Musik fand die Herzogin immer mehr Gefallen an ihrer neuen Bekanntschaft. Sie lachte und genoss das feurige Temperament wie auch die sichere und galante Führung ihres Tanzpartners. Die anderen im Saal jubelten den Paar zu, wenn es vorbeitanzte und bewundernde Blicke waren ihnen sicher.

So reihte sich ein Tanz an den anderen. Zu vorgerückter Stunde probierte der Unbekannte, sich nach allen Regeln des Anstandes von der Herzogin zu verabschieden. Doch diese wollte sich nicht darauf einlassen, viel zu sehr genoss sie von den Tänzen. Außerdem wollte sie wissen, wer sich hinter dem Kostüm verbarg.

Als der Fremde von diesem Ansinnen erfuhr, wehrte er zutiefst erschrocken ab und versuchte alles, um sie zu überreden, ihn einfach gehen zu lassen. „Nur Angst und Kummer, würde es bringen, wenn ich dieses Geheimnis nicht bewahre“, sagte er und flehte die Herzogin förmlich an, von ihrem Vorhaben abzulassen.

Doch das weckte die Neugier der Herzogin nur noch mehr. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein so eleganter und geistreicher Mann eine Enttäuschung sein könnte, wenn er das Geheimnis seines Gesichtes lüftete.

Da der Fremde nicht mehr wusste, wie er die Herzogin überzeugen sollte, stand er sprachlos und mit gesenktem Kopf vor ihr. Diese ergriff die Gelegenheit und nahm ihm mit einem schnellen Ruck die Maske vom Gesicht. Plötzlich senkte sich eine bleierne Stille über den ganzen Saal. Entsetzte Blicke richteten sich auf den Mann und die Herzogin.

Voller Abscheu rief jemand laut: „Das ist ja der Henker von Bergen!“ Ein ungläubiges Raunen ging durch die Menge. Die Herzogin war entsetzt. Mit einem Aufschrei wandte sie sich ihrem Gemahl, dem Herzog, zu und klagte jämmerlich, dass sie auf schändliche Weise betrogen und nun dem Spott des Volkes preisgegeben worden sei.

Doch der Herzog, selbst zornentbrannt, behielt einen kühlen Kopf. Er ließ den Widersacher in barschem Ton zu sich kommen. Dieser versuchte nicht zu fliehen, sondern kniete demütig vor dem Herzog nieder und bat, sein Leben zu verschonen.

Der Herzog erhob sein Schwert und führte es mit ausdruckslosem Gesicht zur Schulter des Henkers. Dort ließ er es ruhen und sprach ruhig, aber kraftvoll: „Als Schelm seid ihr vor mir niedergekniet, als Ritter sollt ihr aufstehen. Von nun an sollt ihr Schelm von Bergen heißen und erteilte ihm mit seinem Schwert den Ritterschlag.“

Damit war die Ehre der Herzogin wiederhergestellt. Zugleich war dies auch der Beginn des stolzen Geschlechts der Schelme von Bergen, welches noch über die Jahrhunderte sein Fortbestand hatte.

Schloss Benrath bei Düsseldorf am Rhein in der Sage Schelm von Bergen

Nacherzählt nach der Ballade „Der Schelm von Bergen“ von Heinrich Heine.


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