Kennst du die älteste Stadt der Niederlande?

Nimwegen ist eine niederländische Stadt, die an der Waal, einem der Mündungsarme des Rheins, in der Provinz Gelderland liegt.
Mit einer mehr als 2000-jährigen Geschichte ist sie die älteste Stadt der Niederlande. Bereits 100 n. Chr. erhielt sie das Marktrecht. Während der römischen Herrschaft war sie Teil des Limes und bildete die Grenze zwischen dem römischen Reich und den germanischen Gebieten.

Auch nach dem Abzug der Römer nahm die Bedeutung der Stadt bis ins Mittelalter stetig zu. 1155 ließ Kaiser Friedrich Barbarossa hier am Südufer der Waal seine Burg Valkhof errichten. Ab 1230 war Nimwegen freie Reichsstadt und gehörte ab 1402 der Hanse an.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs, 1944, bombardierten die Amerikaner die Stadt. Was als Vergeltungsmaßnahme gegen die Deutschen gedacht war, traf aber die einheimische Bevölkerung in besonders verheerender Weise. Große Teile der Stadt waren damals zerstört. In den folgenden Nachkriegsjahren wurden viele Bereiche der Innenstadt und der angrenzenden Stadtteile wieder aufgebaut und erweitert. Einige historisch wertvolle Gebäude und Plätze konnten so bis heute erhalten werden.
Der Valkhof
Der wohl älteste und interessanteste Teil der Stadt ist der Valkhof. Hier gründeten die Römer das Oppidum Batavorum, die Hauptstadt der Bataver. Während des Bataveraufstandes brannte diese jedoch um 70 n. Chr. nieder. An derselben Stelle errichteten die römischen Truppen erneut einen militärischen Stützpunkt, der wahrscheinlich bis ins 4. Jahrhundert von ihnen genutzt wurde.
Die erste Festung in Nimwegen wurde von Kaiser Karl dem Großen erbaut, der hier Ende des 8. Jahrhunderts auch eine Residenz hatte. Weitere Kaiser, wie Otto I, Otto III und Konrad II, folgten. Meist wurde die Kaiserpfalz im Verbindung mit Regierungsgeschäften besucht oder als Zwischenstation auf dem Weg nach Utrecht genutzt.
Barbarossa ließ 1155 auf dem Hunnerberg einen mächtigen Wohnturm errichten und die bestehende Festung verstärken. Zu dieser Zeit erhielt der Valkhof auch seinen Namen. Barbarossa war nämlich einer der ersten Herrscher, der auf der Burg Falken hielt. Die Falknerei entwickelte sich gerade zu dieser Zeit zu einem beliebten Zeitvertreib der herrschenden Klasse. Da das niederdeutsche Wort valk Falke bedeutet, nannte die einheimische Bevölkerung die Burg fortan Valkhof.
Hundert Jahre später ging der Valkhof in den Besitz der Grafen und Herzöge von Gelre über. Sie bauten die Burg zu einem Schlosskomplex aus, der noch heute auf vielen Zeichnungen und Stichen aus dieser Zeit zu sehen ist. Selbst auf Landschaftsgemälden des 17. Jahrhunderts ist der Fluss mit dem Schloss auf dem Hügel zu erkennen, auch wenn der Glanz vergangener Tage damals schon etwas verblasst war.
Die Folgen der Französischen Revolution waren 1795 auch in den Niederlanden deutlich zu spüren. Die neuen und zumeist radikalen Ansichten und Ideen führten dazu, dass der Valkhof als Überbleibsel des alten Systems angesehen und abgerissen wurde. Zwei Teile der Burg blieben jedoch verschont: die St. Nikolauskapelle und die Barbarossaruine.

Sint Nicolaaskapel
Die St. Nikolauskapelle, manchmal auch Valkhofkapelle genannt, stammt aus der Zeit um 1030 und ist damit das älteste bestehende Gebäude in den Niederlanden. Die Kapelle ist ein Beispiel byzantinischer Architektur, die in Nordwesteuropa eher selten anzutreffen ist. Der zentrale achteckige Raum ist von einem sechzehneckigen Gang umgeben. Mehrere Spitzbogenfenster erhellen den Raum. Das Innere wird von einem zweigeschossigen Kreuzrippengewölbe überspannt.
Barbarossaruine

Die Barbarossaruine, auch St. Maartenskapel genannt, stammt aus dem Jahr 1155 und war damals Teil der Festung. An dieser geschichtsträchtigen Ruine sind die verschiedenen Baumaterialien und Baustile gut zu erkennen, die von der Romanik bis zur karolingischen Renaissance reichen.
Valkhof Museum
Der moderne Museumsbau, direkt neben der teilweise noch erhaltenen Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert, bildet einen gelungenen Kontrast zur der nahe gelegenen Nikolauskapelle und der Barbarossaruine. Das Museum beherbergt eine Dauerausstellung mit zahlreichen historisch wertvollen römischen Kunst- und Gebrauchsgegenständen. Darüber hinaus finden hier regelmäßig Sonderausstellungen mit historischem Bezug statt.
Kronenburgerpark
Auch hier lassen sich noch Reste der mittelalterlichen Stadtmauer finden. Sehenswert ist auch der Pulverturm, de Kruittoren, der um 1425 erbaut wurde.
Mit seinen über 150 Baumarten ist der Park eine kleine grüne Oase in der Stadt. Im oberen Teil des Parks befindet sich ein Streichelzoo. Der untere Teil wird von der Hezelstraat begrenzt.
Hezelstraße

Die Lange Hezelstraat ist die älteste Einkaufsstraße der Niederlande. Ihre Geschichte reicht bis in die Römerzeit zurück, als an dieser Stelle ein wichtiger Verbindungsweg bestand. Im Mittelalter wurde ein Teil des Weges als Straße nach Hees ausgebaut, die am Stadttor Hezelpoort endete.
Wegen der günstigen Lage siedelten sich hier schnell Herbergen und Gasthäuser an. Im 13. Jahrhundert entstanden auch die ersten Häuser aus Stein, was für die damalige Zeit noch ungewöhnlich war. Es folgten Verkaufsstände und Läden. Und noch heute werden einige der erhalten gebliebenen Häuser aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert als Restaurants und Läden genutzt.
Wenn man der Hezelstraat bis zum Alten Markt folgt, kommt man an der Stevenskerk vorbei.
Stevenskerk

Der Bau der Stephanskirche begann 1254 im spätromanischen Stil. Die Kirche wurde kontinuierlich erweitert und enthält daher auch Stilelemente der Gotik und der Renaissance.
Beim Bombenangriff 1944 wurde der Sakralbau stark beschädigt. 1948 begann der Wiederaufbau. Die vollständige Restaurierung war 1969 abgeschlossen.
Wer sich die Mühe macht, die 200 Stufen des Kirchturms hinaufzusteigen, wird mit einem fantastischen Blick über die Stadt belohnt.
Lateinische Schule

Gleich gegenüber dem Haupteingang der Stephanskirche befindet sich die Lateinische Schule. Sie wurde 1545 von der apostolischen Kirche zu Köln gegründet. Noch heute weisen die 12 Apostel und die 10 Gebote an der Fassade auf ihre Gründung hin. Über der Eingangstür sind die vier Kirchenväter dargestellt.
Totenschädel und gekreuzte Knochen unterhalb des Dachvorsprungs erinnern an die ursprüngliche Bestimmung des Ortes – er war als Friedhof vorgesehen.
St. Anthonispoort

Das St. Anthonispoort neben der Lateinschule ist das einzige noch erhaltene große Stadttor Nimwegens. Von hier aus gelangt man auf den Grote Markt (Großen Markt), wo auch die Marikenstatue steht.

Mariken steht auf dem Markt, um über ihre Sünden nachzudenken. Die Ringe, die sie um Arme und Hals trägt, sind als Buße gedacht. Sie fallen erst ab, wenn ihr vergeben ist. Die fünf Ringe sind auch an einem Pfahl am Ende der Gasse zu finden.
Die Sage von Mariken kann hier nachgelesen werden.
De Waaggebouw

Das Gebäude Die Waage stammt aus dem Jahr 1612. Wie der Name schon andeutet, stand hier die amtliche Waage, mit der alle Waren auf dem Markt gewogen wurden. An der linken Seite des Gebäudes befand sich das Fleischhaus, in dem man die Tiere schlachtete und das Fleisch zum Kauf anbot. Das nicht verkaufte und nicht mehr ganz frische Fleisch wurde vor die Stadtmauer gebracht, wo es die Armen zu einem geringeren Preis kaufen konnten.
De Waalbrug

Die Waalbrücke, die vom Valkhof aus gut zu sehen ist, stellt nach wie vor eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt dar. Die Brücke stammt aus dem Jahr 1936 und wurde nur wenige Jahre nach ihrer Eröffnung wegen des Kriegsausbruchs gesprengt. Noch während des Krieges wurde sie wieder aufgebaut und und überstand die Bombenangriffe von 1944 fast unbeschadet.
Denkmal Joris Ivens

Eines der modernen Monumente in der Innenstadt ist das Denkmal für den in Nimwegen geborenen Filmemacher Joris Evens. Mit seinen Dokumentarfilmen „Die Brücke“, „Spanische Erde“ und „Eine Geschichte über den Wind“ erlangte er Weltruhm.
Auf dem Kunstwerk steht:
‚Dikwijls ver weg,
bleef Nijmegen,
mijn jeugd,
toch dicht bij mij.‘
‚Oft sehr weit weg,
blieb Nimwegen,
meine Jugend,
doch sehr nah bei mir.‘
Radboud Universität
Die 1923 gegründete Katholische Universität Nimwegen wurde im Jahre 2004 nach dem Heiligen Radboud von Utrecht benannt, der um das Jahr 900 lebte und Bischof, Gelehrter wie auch Dichter war.
Die Radboud Universität bietet insgesamt 134 Studiengänge an. So kann man hier beispielsweise Philosophie, Theologie und Religion, Geschichte, Sprachwissenschaften, Jura, Sozialwissenschaften, aber auch Naturwissenschaften, Medizin, Astronomie und Informatik studieren. Über 10 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland, wobei in diesem Anteil die zahlreichen Austauschstudenten noch nicht enthalten sind. Als eine der besten Universal-Universitäten spielt die Radboud Universität auch in der Forschung eine führende Rolle.



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