Was hat der Esel mit Wesel zu tun?


Wesel ist eine alte Hansestadt, direkt am Rhein und unweit der Lippemündung gelegen. Ein Blick auf die Landkarte zeigt zudem, dass sie sich fast in der Mitte zwischen dem Ruhrgebiet und den Niederlanden befindet.
Aufgrund dieser günstigen Lage entwickelte sich Wesel bereits im Mittelalter zu einer der bedeutendsten Handelsstädte am Rhein. Lange Zeit gehörte sie zum Großherzogtum Kleve, das Teil von Brandenburg-Preußen war. Eine enge Verbindung bestand auch zu den nicht weit entfernten Niederlanden, was auch heute noch spürbar ist.
Die für die Stadt so typische Frage „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel“, die mit dem Echo „Esel“ beantwortet wird, ist im Nachbarland gleichermaßen bekannt. Hier fragt man auf Niederländisch „Hoe heet de burgemeester van Wezel?“ und die Antwort lautet natürlich „Ezel!“.
Der Esel ist aus dem Stadtbild ohnehin nicht mehr wegzudenken. Er ist beinahe überall anzutreffen, sei es in der Fußgängerzone, bei den Sehenswürdigkeiten oder an der Ampel.


Bei so vielen Eseln in der Stadt könnte man fast annehmen, dass der Esel auch im Stadtwappen auftaucht. Dem ist aber nicht so. Hier sehen wir drei Wiesel mit dem Herzschild, das auf die Herzöge von Kleve verweist. Seit dem 13. Jahrhundert tauchen die possierlichen Tiere im Wappen auf und verdeutlichen bildhaft den Namen der Stadt. Es ist bis heute nicht eindeutig geklärt, ob das Wiesel tatsächlich Namensgeber der Stadt war oder ob das Wappen erst später an den Stadtnamen angepasst wurde. Die zweite Möglichkeit gilt heute als die wahrscheinlichere.
Was gibt es in Wesel zu sehen?
Durch die günstige Lage am Rhein war Wesel bereits frühzeitig ein wichtiger Handels- und Umschlagplatz zwischen Köln und Amsterdam. Mit der Aufnahme in den Hansebund im Jahre 1407 begannen die Blütezeit und der wirtschaftliche Aufschwung. Wesel entwickelte sich zum Wirtschaftsstandort, was die Bautätigkeit beförderte und in der Architektur zurückzusehen war.
Durch die Bombenangriffe am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 97% der historischen Bausubstanz zerstört. Nur wenige der geschichtsträchtigen Gebäude konnten (teilweise) erhalten werden. Im Zuge des Wiederaufbaus nach Kriegsende wurden einige der charakteristischen Bauwerke rekonstruiert und so zu neuem Leben erweckt.
Willibrordi-Dom


Der Willibrordi-Dom befindet sich am Großen Markt im Zentrum der Stadt. Der Name des Gotteshauses geht auf den Heiligen Willibrord (658-739) zurück, den ersten Bischof von Utrecht und Gründer der Abtei Echternach. Der Dom zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchen am Niederrhein.
Der Bau der spätgotischen Basilika mit ihren fünf Kirchenschiffen erfolgte in den Jahren 1498 bis 1540. Dabei wurde ein bereits vorhandener Turm (1477/1478), der zu einer an dieser Stelle stehenden gotischen Kirche gehörte, mit einbezogen. Umfangreiche Renovierungsarbeiten in den Jahren 1883 bis 1896 gaben dem Bauwerk dann sein neugotisches Aussehen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch der Dom, wie der größte Teil der Stadt, schwer beschädigt. Der Wiederaufbau, mit dem nach Kriegsende begonnen wurde, konnte schließlich 1994 abgeschlossen werden.


Heute ist der Willibrordi-Dom die evangelische Hauptkirche der Stadt, in der auch ökumenische Gottesdienste stattfinden. Im lichtdurchfluteten Innenraum ist unter anderem die Kreuzkapelle mit ihrem spätgotischen Ziergewölbe aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu bewundern.
Im hinteren Teil der Kirche informiert eine kleine Dauerausstellung über die Geschichte des Doms. Hier befindet sich auch die aus den Trümmern geborgene Glocke der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Vorstadtkirche St. Antonius Nikolaus, die auf der Mathena (Platz wo sich heute der Kaufhof in der Fußgängerzone befindet) stand.
Wer die 217 Stufen (Höhenunterschied 45 Meter) des insgesamt 94,5 Meter hohen Kirchturms erklimmt, hat von der Aussichtsplattform aus einen wunderbaren Blick über die Stadt.
Der Willibrordi-Dom ist, neben dem Esel, eines der bekanntesten Wahrzeichen von Wesel.
Historisches Rathaus

In der Nähe des Willibrordi-Doms befindet sich das historische Rathaus am Markt. Der ursprüngliche Bau wurde 1455 im spätgotisch-flämischen Stil und aus Baumberger Sandstein errichtet. Eine Besonderheit waren die Heiligenfiguren an der Fassade. Diese Statuen wurden, mit Ausnahme des Heiligen Willibrord, bei der Renovierung 1858 durch weltliche Herrscher (Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Herzog Adolf I. von Kleve, Kaiser Karl der Große, König Rudolf I. von Habsburg, Graf Dietrich VII. von Kleve, Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg) ersetzt.
Die untere Etage des Rathauses war im Mittelalter dem Handel vorbehalten. Im ersten Stock befand sich die Bürgermeisterwohnung, im zweiten Stock der Ratssaal.
Nach fast 500 Jahren des Bestehens wurde auch das Rathaus bei den Bombenangriffen am Ende des Zweiten Weltkrieges stark zerstört. Die Bürgerstiftung Historisches Rathaus Wesel engagierte sich in einer groß angelegten Spendenaktion für den Wiederaufbau des historischen Gebäudes. 2007 erfolgte die Grundsteinlegung und 2010 der Baubeginn. 2011 konnte die originalgetreue Rathausfassade am Marktplatz eingeweiht werden.
Zitadelle


Die Zitadelle war der Kern einer der größten Festungsanlagen des Rheinlandes. Sie wurde im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. in den Jahren 1688 bis 1722 errichtet. Generalquartiermeister Dupuy begann mit den Bauarbeiten, die ab 1689 von dem Ingenieur Johan de Corbin fortgeführt wurden.
Die von Corbin entworfene Festungsanlage hatte die Form eines fünfeckigen Sterns. Bei der Ausführung wurden die neuen Bauwerke in die bestehende Festungsstruktur integriert. 1718 entstand das Haupttor, in dessen Seitengebäuden sich Gefängniszellen befanden.

In den Jahren 1805 bis 1814 nahm die französische Besatzung weitere bauliche Veränderungen an der Anlage vor. So ließen die Franzosen die 240 Meter lange, zweigeschossige Backsteinkaserne VIII errichten.

In der Kaserne sind heute die Städtische Musikschule und das Stadtarchiv untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich an der Stelle des ehemaligen Kornmagazins das LVR-Niederrheinmuseum.
Berliner Tor


Das Berliner Tor ist das noch einzig erhaltene Stadttor der Festung Wesel. Es wurde zwischen 1718 und 1722 nach Plänen des Hofbaumeisters Jean de Bodt errichtet. Durch starke Beschädigungen, vor allem während des Zweiten Weltkrieges, blieb es nur in seinen Grundzügen erhalten.
An der Vorderseite des Tores befinden sich zwischen zwei dorischen Säulen die Figuren der Minerva und des Herakles. Über den aus Sandstein gehauenen Figuren ist jeweils ein Medaillon angebracht. Auf dem einen Medaillon ist ein schlafender Löwe mit der lateinischen Inschrift „Selbst in der Ruhe zu fürchten“ zu sehen, auf dem anderen ein fliegender preußischer Adler mit den Worten „Er weicht der Sonne nicht“. Direkt über dem Durchgang befindet sich eine Darstellung von Vater Rhein und einer seiner Töchter, der Lippe.
Klever Stadttor

Das um 1700 erbaute Weseler Tor wurde bereits 1891 abgerissen. Der Giebelfries konnte jedoch in Sicherheit gebracht werden und ist heute in der Passage unterhalb des Rathauses zu sehen.
Die Darstellung zeigt den preußischen Staat im 10. Jahrhundert. In der Mitte steht der Herrscher mit dem Kurhut. Zu seinen beiden Seiten sind Soldaten in römischer Rüstung, Herkules als Lehrer der Weisheit sowie Vater Rhein mit seiner Tochter Lippe dargestellt.
Maria Himmelfahrt

Maria Himmelfahrt ist die größte katholische Kirche in Wesel. Ihre Ursprünge gehen auf ein Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert zurück. Nach der Auflösung des Klosters im 19. Jahrhundert wurde die gotische Kirche zunächst durch eine barocke und zwischen 1904 und 1908 durch eine neugotische Pfarrkirche ersetzt.
Durch die Bombardierungen während des Zweiten Weltkrieges blieb nur noch das Portal der Kirche erhalten. Dieses Portal wurde beim Wiederaufbau 1952 unter der Leitung des Architekten Rudolf Schwarz in den neuen Kirchenbau integriert. Der heute zu sehende Kirchturm wurde in den 60er Jahren errichtet.
Das Lutherhaus

Das Lutherhaus wurde in den Jahren 1727 bis 1729 unter der Leitung des Zimmermeisters Jobst Heimburger erbaut. Der unscheinbare Bau war damals typisch für eine protestantische Predigtkirche. Lediglich der Glockenturm auf dem Dach weist auf ein Gotteshaus hin. Auch diese Kirche wurde durch die Bombenangriffe 1945 stark in Mitleidenschaft gezogen und nach den ursprünglichen Plänen wieder aufgebaut.
Erholen und Wandern
Wege am Rhein


An schönen und sonnigen Tagen ist die Rheinpromenade ein sehr beliebtes Gebiet, um spazieren zu gehen oder einfach nur das Treiben auf dem Rhein zu beobachten. Von hier aus können kürzere oder längere Spaziergänge am Ufer oder auf den Deichen unternommen werden.
Wer den Weg in westlicher Richtung nimmt, kann entlang des Flusses bis zur Landzunge wandern, die vom Rhein und der Einfahrt zum Yachthafen umschlossen wird. Wenn man jedoch etwas früher landeinwärts abbiegt, gelangt man zum Auesee mit seinem Rundweg. Ein interessanter Zwischenstopp ist hier die Vogelbeobachtungshütte, wo auf einer vorgelagerten Insel auch seltenere Vogelarten bewundert werden können.
Die Lippe

Wählt man die andere Richtung entlang des Rheins, gelangt man über den heute noch aktiven Stadthafen zur Lippemündung. An der Lippe selbst und am Wesel-Datteln-Kanal gibt es weitere interessante Wanderrouten.
Brücken bei Wesel am Rhein
Egal von welcher Richtung aus man am Rhein entlang kommt, die beiden Brücken, die sich hier befinden, sind immer schon von weitem sichtbar – zwei Brücken, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die alte (Eisenbahn)Brücke

Von der historischen Brücke, die 1874 erbaut wurde, sind nur noch beeindruckende Fragmente erhalten. Mit ihrer ursprünglichen Länge von 1950 Metern war sie über 40 Jahre die längste Brücke Deutschlands. Sie bildete einen Teil der Eisenbahnlinie St. Petersburg – Berlin – Vlissingen – London und war die erste Ost-West-Verbindung am Niederrhein.

Im März 1945 wurde die Brücke auf Befehl des deutschen Generals Alfred Schlemm gesprengt, um das weitere Vorrücken der Alliierten zu verhindern. Nach dem Krieg wurde sie nicht wieder aufgebaut. Dafür entstand nicht weit entfernt die Niederrheinbrücke.
Die Niederrheinbrücke
Die neue Brücke über den Rhein bei Wesel besteht aus einer besonderen Stahlkonstruktion und ist bereits von weitem erkennbar. Sie ist an der Spitze 130 Meter hoch, 336 Meter lang und verfügt über vier Fahrspuren sowie kombinierte Geh- und Radwege. Im November 2009 wurde die Brücke offiziell für den Verkehr freigegeben.

Fazit:
Ein Ausflug nach Wesel lohnt sich. Die Stadt bietet eine gute Kombination aus Kultur und Einkaufserlebnis. Bei gutem Wetter ist ein Spaziergang entlang des Rheins – und vielleicht auch noch etwas weiter – sehr schön. An regnerischen Tagen ist ein Besuch im LVR-Niederrhein-Museum eine sehr gute Alternative.
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