Wissenswertes

Den Haag ist eine Stadt, die sich nicht so leicht zuordnen lässt und viele Gesichter hat. Und das beginnt schon beim Namen. Denn eigentlich ist Den Haag, auch wenn es die älteste Bezeichnung ist, nur die Kurzform von ’s-Gravenhage. Haghe bedeutet so viel wie umzäuntes Gelände oder Jagdgebiet und ’s-Gravenhage hat die Bedeutung von Jagdrevier des Grafen. Heute ist der Name Den Haag gebräuchlicher, auch weil er sich schon früh international durchgesetzt hat. In offiziellen Dokumenten der Stadt, wie Geburts- und Heiratsurkunden, findet sich jedoch immer noch der Name ’s-Gravenhage.

Mauritshuis met hofvijver

Ähnlich kompliziert kann es manchmal werden, wenn nach der Hauptstadt der Niederlande gefragt wird. Auch hier steckt eine lange und wechselvolle Geschichte dahinter. Obwohl Den Haag der Sitz von Parlament und Regierung ist, gilt Amsterdam seit 1808 als Hauptstadt der Niederlande, auch wenn dies erst 1983 in der niederländischen Verfassung verankert wurde.
Unabhängig davon ist Den Haag die Hauptstadt der niederländischen Provinz Südholland und zudem Sitz des Internationalen Gerichtshofs und des Internationalen Strafgerichtshofs.

Binnenstad - Innenstadt Den Haag

Ungeachtet der großen Bedeutung Den Haags hat man bei der Ankunft in der Stadt nicht das Gefühl, in eine großstädtische Metropole zu kommen. Natürlich prägen auch hier moderne Hochhäuser die Skyline der Stadt, aber in der weitläufigen Innenstadt befinden sich vor allem viele historische Gebäude und Parkanlagen. Daher mag es überraschen, dass Den Haag mehr als eine halbe Million Einwohner zählt. Das liegt aber auch an der Ausdehnung der Stadt. Nicht umsonst besitzt sie nach Amsterdam und Rotterdam das drittgrößte Stadtgebiet der Niederlande. Zu Den Haag gehört beispielsweise auch Scheveningen, ein Stadtteil direkt an der Nordsee mit einer Küstenlinie von 11 Kilometern.


Ein Rundgang durch Den Haag

Da ich in Den Haag im Februar besuchte, also in der eher ungemütlichen Jahreszeit, habe ich mich vor allem auf die Innenstadt konzentriert. Wer, wie ich, am modernen Hauptbahnhof von Den Haag ankommt, steht direkt im Zentrum der Stadt. Von hier aus sind es etwa 10 Minuten zu Fuß, um den Binnenhof zu erreichen.

Binnenhof

Binnenhof in Den Haag
Eingang Tor Binnenhof Den Haag

Der Binnenhof ist der Sitz der niederländischen Regierung. Hier befinden sich das Parlaments- und Regierungsgebäude.

Die Geschichte des Binnenhofs reicht bis ins frühe 13. Jahrhundert zurück. Damals entstand an dieser Stelle ein Jagdschloss der Grafen von Holland, um das herum sich die Stadt Den Haag entwickelte. Als Willem II. im Jahr 1247 zum römischen König ernannt wurde, ließ er den gotischen Rittersaal als Festsaal errichten. Noch heute hält der König hier jedes Jahr zur Parlamentseröffnung die Thronrede, in der er die politischen Ziele für das kommende Jahr dargelegt.

Da der Binnenhof sich schon früh zu einem wichtigen politischen Zentrum und im 17. Jahrhundert auch zu einem Zentrum der europäischen Diplomatie entwickelte, ließen die Fürsten von Oranien und der Adel in unmittelbarer Nähe ihre Paläste und Patrizierhäuser errichten. Diese aristokratische Atmosphäre spürt man noch heute bei einem Spaziergang durch die Lange Voorhout entlang des Hofvijvers.


Mauritshuis

Mauritshuis / Mauritshaus in Den Haag

Noch vor dem Tor zum Binnenhof steht das Mauritshaus. Das Gebäude verdankt seinen Namen dem Grafen Maurits von Nassau. Dieser ließ es 1644 von Pieter Post im Stil des niederländischen Klassizismus errichten, wobei auch Einflüsse der italienischen Renaissance erkennbar sind. Seit 1821 befindet sich hier das Königliche Kabinett mit Gemälden. Heute beherbergt das Haus eine nicht allzu große, dafür aber umso beeindruckendere Sammlung von Meistern des 17. Jahrhunderts, darunter berühmte Gemälde von Rembrandt und Vermeer. Von den Ausstellungsräumen aus hat man einen herrlichen Blick auf den Hofvijver.

Het Plein mit Willem van Oranje

Denkmal Wilhelm I., Vater des Vaterlandes oder Wilhelm der Schweiger

Wie das Mauritshaus befindet sich auch der Platz, Het Plein, mit der Statue Wilhelms I. von Oranien-Nassau unweit des Haupteingangs zum Binnenhof. Die Statue wurde 1842 von dem Flamen Louis Royer geschaffen.  Der Hofbildhauer und Leiter der Bildhauerabteilung der Amsterdamer Akademie hatte sich zu dieser Zeit bereits mit einer Reihe großer Standbilder in Amsterdam einen Namen gemacht.

Wilhelm I. führte im 16. Jahrhundert den niederländischen Aufstand gegen die spanische Vorherrschaft an, der den sieben nördlichen Provinzen der Niederlande die Unabhängigkeit brachte. Seitdem wird er in den Niederlanden als „Vater des Vaterlandes“ verehrt. Sein Name wurde in dem Lied „Het Wilhelmus“ verewigt, das seit 1932 die niederländische Nationalhymne ist.

Wilhelm I., auch Wilhelm der Schweiger genannt, fiel 1584 einem Attentat in Delft zum Opfer – mehr dazu im Artikel über Delft.

Paleis Noordeinde mit Paleistuin

Paleis Noordeinde

Das Paleis Noordeinde im Zentrum der Stadt, etwa 10 Gehminuten vom Binnenhof entfernt, ist der Regierungssitz der königlichen Familie. Das 1533 erbaute gräfliche Wohnhaus ließ Statthalter Frederik Hendrik im 17. Jahrhundert von Jacob van Campen und Pieter Post zu einem klassizistischen Palais verändern. Ein weiterer Umbau des Gebäudes erfolgte 1814 durch König Wilhelm I. der Niederlande.

Nach einem Brand im Jahr 1948, der große Teile des Gebäudes zerstörte, wurde der Palast in den 1970er Jahren aufwendig restauriert. Heute dient er dem König als Amts- und Arbeitssitz, in dem er auch Staatsbesuche empfängt.

Der Wohnsitz der königlichen Familie ist das Huis ten Bosch im Haagse Bos, einem Park in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das Huis ten Bosch stammt ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert und wurde ursprünglich als Sommerresidenz erbaut.

Binnenstad bij het Paleis Noordeinde in Den Haag
Huis ten Bosch in Den Haag

Vredespaleis

Vredespalais, Sitz internationaler Gerichtshof

Im Jahr 1899 fand in Den Haag die erste internationale Friedenskonferenz statt. 1907 folgte die zweite Konferenz, woraufhin der Ständige Schiedshof im Friedenspalast eingerichtet wurde.

Der Palast im Stil der Neorenaissance mit klassizistischen und gotischen Elementen wurde zwischen 1907 und 1913 erbaut. Die reiche Innenausstattung stammt aus Ländern der ganzen Welt. Gegenwärtig befindet sich in dem Gebäude der Internationale Gerichtshof.


Was ist noch interessant in Den Haag?

Neben den vorgestellten Sehenswürdigkeiten hat Den Haag weitaus mehr zu bieten. Nachfolgend einige Ideen, was sich bei einem Besuch der Stadt sonst noch lohnt.

Oude raadhuis - altes Rathaus

Oude Stadhuis – das Alte Rathaus wurde zwischen 1561 und 1565 im Stil der Renaissance erbaut. Zuvor stand an gleicher Stelle eine Stadtburg, die teilweise bereits als Stadthaus genutzt wurde.

Das Geld für den Bau des Rathauses war eigentlich für eine neue Stadtmauer vorgesehen. Als aber die beiden damaligen Bürgermeister sahen, dass mehr Geld als erwartet zusammengekommen war, beschlossen sie, statt der Mauer das Stadhuis zu bauen.

Der Turm des Rathauses wurde nachträglich, im 16. Jahrhundert, an die beiden bestehenden Gebäude angefügt.

Die Grote Kerk, die Grosse Kirche, ist eines der ältesten Gebäude in Den Haag und eines der bedeutendsten Werke der Backsteingotik in den Niederlanden.

Der sechseckige Turm, der Haagse Toren, neben der Kirche hat 288 Stufen, die 92,5 Meter hoch zu einer Aussichtsplattform führen, von der aus man einen fantastischen Blick über die Stadt hat.

Nicht weit entfernt steht zudem die Nieuwe Kerk, eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert. In der Neuen Kirche befinden sich die Grabstätten des niederländischen Philosophen Spinoza und der Brüder Cornelius und Johan de Wit.

Grote kerk in Den Haag
Koninklijke theater Den Haag

Das Theater Koninklijke Schouwburg ist ein halbrunder klassizistischer Bau. Das Gebäude aus dem Jahr 1802 wurde zwischen 1997 und 1999 umfassend renoviert und modernisiert. Heute finden hier Aufführungen und Vorstellungen verschiedener Genres statt.

Im Zentrum von Den Haag finden regelmäßig Märkte statt, die wirklich einen Besuch wert sind.

Ein Beispiel ist der Bio-Markt (Foto), der jeden Mittwoch auf der Lange Voorhout und am Karel Bernhard van Saksen-Weimar-Eisenach-Denkmal abgehalten wird.

Auch der Kunst- und Antiquitätenmarkt findet im Sommer (1. Mai bis 15. September) jeden Donnerstag und Sonntag gleich hier auf der Lange Voorhout statt.

Biologische markt, Lange Voorhout, Karel Bernhard van Saksen-Weimar-Eisenach Monument
Passage Den Haag
Einkaufspassage Den Haag

Jeder, der zum Shoppen nach Den Haag kommt, wird fündig. Denn in der Altstadt gibt es zahlreiche und vielfältige Geschäfte – nicht nur die bekannten Ketten, sondern auch viele kleine individuelle Läden.

Das Prunkstück ist sicherlich die zwischen 1882 und 1885 erbaute Passage. In dieser prachtvollen Einkaufsgalerie mit Glasdach sind vor allem hochwertige Geschäfte und verschiedene Cafés zu finden.

Neben den Geschäften gibt es in der Stadt unzählige Restaurants und Imbisse. Die meisten davon sind preislich wirklich akzeptabel – vor allem die asiatischen Restaurants verschiedener Richtungen.

Ein Beispiel für ein ganz besonderes Genusserlebnis sind die Foodhallen. Hier findet man in ungezwungener Atmosphäre verschiedene Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten aus aller Welt in einem ganz besonderen historischen Ambiente.

Foodhallen Den Haag
Escher Museum Den haag

An der Lange Voorhout befindet sich auch das Escher-Museum, das in einem Palais aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist. Das Museum zeigt die Werke des berühmten Grafikers M.C. Escher und informiert über sein Leben. Dazu sind zahlreiche private Fotografien, Drucke und Arbeitsskizzen zu sehen, die einen Eindruck davon vermitteln, wie der niederländische Künstler Flächenfüllungen und seine besonderen Geometrien schuf.

Der Gevangenpoort aus dem 14. Jahrhundert gehörte früher zum Binnenhof. Heute befindet sich in dem historischen Gebäude ein Museum, in dem noch ein original erhaltenes Gefängnis und eine große Sammlung von Folterwerkzeugen zu sehen sind.

Gevangenpoort
Panorama Mesdag Den Haag

Das Panorama Mesdag ist ein einzigartiges Museum. Hier befindet sich eines der schönsten noch erhaltenen Panoramagemälde aus dem 19. Jahrhundert. Dieses Rundum-Gemälde zeigt das alte Fischerdorf Scheveningen mit dem Meer. Es hat einen Umfang von 120 Metern und eine Höhe von 14 Metern.

Weitere interessante Museen in Den Haag

Louwman Museum – für alle, die Autos lieben. Hier erfährt man mehr über die Geschichte des Automobils, aber auch über den Rennsport. Außerdem sind Kunstwerke rund ums Auto zu sehen.

Madurodam – das sind die Niederlande in ganz klein. Eine Miniaturstadt, in der die bekanntesten historischen Gebäude des Landes nachgebildet wurden. Abends sind die Straßen und Häuser erleuchtet. Vor allem für Kinder ein besonderes Erlebnis.

Gemeentemuseum – ist der letzte Bau des Architekten H.P. Berlage, dem Begründer der Amsterdamer Schule. Dieses beeindruckende Kunstmuseum beherbergt unter anderem die größte Sammlung von Mondrian-Gemälden.

Haags Historisch Museum – zeigt alles über die Geschichte der Stadt seit dem Mittelalter. Neben der Dauerausstellung gibt es wechselnde Expositionen zu verschiedenen historischen Themen mit Bezug zu Den Haag.

Museum Meermanno – das Haus des Buches ist das älteste Buchmuseum der Welt. Auch die Museumsausstellung geht weit in die Vergangenheit zurück. So sind hier beispielsweise noch mittelalterliche Handschriften auf Pergament zu sehen. Aber auch die Kunst des Buchdrucks oder der Einfluss des geschriebenen Wortes auf die Gesellschaft werden beleuchtet.

Museum Bredius – ist benannt nach Abraham Bredius, der auch Direktor des Mauritshuis war. Nach seinem Tod hinterließ er der Gemeinde Den Haag seine Sammlung von Kunstwerken aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Darunter befanden sich auch antike Möbel, Silber und Porzellan.

Galerie Prins Willem V – zeigt eine Sammlung von Kunstwerken aus dem 17. Jahrhundert, die von Prinz Wilhelm V zusammengetragen wurde.


Zu guter Letzt:

Den Haag hat einige sehr schöne Parkanlagen, wie zum Beispiel den Japanischen Garten. Da ich zwar an einem sonnigen Tag, aber im Winter in Den Haag war, habe ich nicht viel davon gesehen. Auch Scheveningen, das sicher einen Besuch wert ist, ließ ich aus. Aber ich komme bestimmt wieder – und dann gibt es eine Fortsetzung … 😉


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