Eine Sage aus Kampen

In früheren Zeiten wohnten in einem kleinen Dorf nahe Kampen ein Mann und eine Frau, die sich Peter und Grete nannten. Sie hatten zahlreiche Kinder und verdienten ihren Unterhalt mit Weben und dem Fangen von Fisch und Wild.

Eines Abends wollte der Mann noch spät nach seiner Lachsreuse und der Fuchsfalle schauen. Auf dem Weg dorthin fand er zu seiner großen Verwunderung und Freude einen Sack voll Geld. Deshalb beschloss er, sofort wieder zu seiner Frau zurückzukehren, um sie zu überraschen und ihr von seinem großartigen Fund zu erzählen.

Geldsack bei der Sage aus Kampen das gefundene Geld

Doch kurz vor seinem Haus hielt er plötzlich inne und besann sich. Wenn er das Geld jetzt seiner Frau zeigen würde, dann würde es bald alle im Dorf wissen, da war er sich ganz sicher. Er kannte nur allzu gut seine Grete. Darum schlich er vorsichtig ein Stück des Weges zurück und verbarg den Geldsack hinter einem großen Baum. Anschließend ging er noch zu der Lachsreuse und der Fuchsfalle. In allen beiden Fallen hatte er Tiere gefangen. Er tötete den Fuchs wie auch den Lachs. Den Fuchs legte er in die Reuse und den Fisch in die Schlinge. Erst dann ging er schnellen Schrittes zurück nach Hause.

Als Peter eintrat, saß seine Frau noch am Webstuhl. „Ach Gretchen!“, rief dieser sofort, „Komm doch schnell mit mir mit! Es ist schon fast dunkel und ich habe Angst, mich wieder zu verlaufen.“ Grete dachte nicht lange nach und folgte sogleich ihrem Mann.

Auf ihren Weg zum Wald kamen sie am Gemeindehaus vorbei, wo noch Licht brannte, da sauber gemacht wurde. „Schau mal“, sagte Grete verwundert zu ihrem Mann, „da brennt noch Licht zu so später Stunde.“ „Ja“, sagte ihr Mann und machte dabei ein finsteres Gesicht. Dann fügte er etwas leiser hinzu: „Heute ist doch die Nacht, in der der Dorfgendarm mit dem Teufel hart ins Gericht geht.“ Seine Frau sah ihn mit großen und ungläubigen Augen an. „Oh, wirklich?“, fragte sie erstaunt.

„Ja, sicher!“, antwortete Peter mit vollster Überzeugung. „Weißt du den nicht, dass der Gendarm einmal im Jahr mit dem Teufel abrechnet?“ Grete wurde ganz blass. „Nein, das wusste ich nicht“, sagte sie etwas beschämt.

Endlich kamen sie bei der Reuse an, in der sie den Fuchs vorfanden. In der nicht weit entfernten Schlinge lag der Lachs. Sie nahmen, ohne ein Wort zu sagen, die Tiere mit und machten sich auf den Heimweg. Unterwegs blickte Peter immer wieder prüfend zum Himmel und sagte dann zu Grete: „Ich denke, dass es bald zu regnen beginnt. Lass uns kurz unter dem großen Baum unterstellen.“ Als sie sich niedersetzten, fand Grete, wie zufällig, den Sack voller Geldstücke. Sie war den Tränen nahe und presste ihn überglücklich an ihre Brust.

„Jetzt schnell nach Hause, nicht das noch jemand etwas sieht!“, sagte der Mann zu seiner Frau, „Und denke daran, dass du niemanden jemals etwas davon erzählst!“ Grete nickte hastig. „Ganz bestimmt nicht!“, versicherte sie.

Es dauerte gar nicht so lange und Grete musste die Geschichte doch an Katrina, ihre Nachbarin, erzählen – natürlich alles unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Auch Katrina versprach, niemanden ein Sterbenswörtchen davon zu sagen. Doch bald wussten es auch Marie und Jan … und es dauerte nicht lange und das ganze Dorf hatte von dem Fund erfahren.

Als der Bürgermeister davon hörte, ließ er Grete und Peter zu sich kommen und verlangte, das Geld auszuhändigen. „Wir haben doch gar kein Geld gefunden“, sagte Peter ganz unschuldig. „Aber deine Frau erzählt es und das ganze Dorf weiß bereits davon“, erwiderte der Bürgermeister.

Grete und Hans bei der Sage aus Kampen Das gefundene Geld

Peter überlegte kurz und wandte sich sichtlich niedergeschlagen an den Bürgermeister: „Ja, sehr geehrter Herr, meine Frau erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Sie ist manchmal schon etwas eigenartig und sieht sonderbare Dinge …“
„Willst du mich jetzt als verrückt erklären lassen?“, schnaubte seine Frau ihn wutentbrannt an, „Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern, als wir das Geld fanden. Es war nämlich an dem Tag, an dem der Gendarm mit dem Teufel abrechnete, wir den Fuchs in der Reuse fanden und der Lachs auf dem Waldboden in der Schlinge lag!“

Peter zuckte mit den Schultern und schaute treuselig zum Bürgermeister. Der sah den Mann mitleidig an und sagte: „Ja, ich verstehe … hmmm“ Er blickte verständnisvoll zu der Frau, drehte sich dann nochmals zu Peter um und sagte kopfschüttelnd zu ihm: „Geht lieber wieder nach Hause und passt gut auf euch auf!“

Quelle: „Het gevonden geld“, Nederlandse volksverhalenbank, http://www.verhalenbank.nl/items/show/9582


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Stadtansicht von Kampen bei der Sage aus Kampen

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