Nicht weit von der deutschen Grenze und direkt am Rhein liegt Arnheim, die Hauptstadt der niederländischen Provinz Gelderland. Das Zentrum der 160.000 Einwohner zählenden Stadt ist heute wie früher die historische Altstadt mit der Eusebiuskirche.
Die Eusebiuskirche ist zugleich auch ein idealer Ausgangspunkt für einen Rundgang durch die Stadt. Zum einen ist sie eines der ältesten Gebäude und zum anderen erfährt man hier bereits viel über Arnhem selbst.
Eusebiuskirche


An der Stelle der heutigen Eusebiuskerk stand bereits im 9. Jahrhundert eine kleinere Holzkirche, die Maartenskerk. Da diese Kirche jedoch im 15. Jahrhundert immer weniger Besucher anzog, beschloss man, eine größere und prächtigere Kirche zu errichten. Mit dem Bau der dreischiffigen, kreuzförmigen Basilika im Stil der niederrheinischen Gotik, deren Namenspatron der heilige Eusebius ist, wurde 1450 begonnen.
Die Eusebiuskirche wurde schnell zu einem der Wahrzeichen Arnheims. Trotz der schweren Schäden, die sie 1944 während der Schlacht um Arnheim erlitt, ist sie nach langwierigen Restaurierungsarbeiten noch heute in ihrer fast ursprünglichen Form zu bewundern.
Die Kirche ist nicht nur wegen ihrer Vergangenheit interessant, die auch anschaulich die Geschichte von Arnheim selbst widerspiegelt, sondern besitzt noch weitere Besonderheiten. Der 93 Meter hohe Kirchturm dient sowohl als Museum als auch als Aussichtsplattform. Neben einem beeindruckenden Rundumblick mit vielen Informationen gibt es an der Außenseite des Turmes zwei begehbare Glaskästen. Diese lassen einem im wahrsten Sinne des Wortes über der Stadt schweben und geben eine ganz besondere Sicht auf Arnheim und den Rhein frei.



Der Zugang zum Turm ist kostenpflichtig, aber der Kirchenraum der Eusebiuskerk mit seiner großen Orgel ist frei zugänglich. Im hinteren Teil der Kirche, neben dem Turmaufzug, befindet sich auch die Touristeninformation von Arnheim.


Die vor der Eusibiuskirche regelmäßig stattfindenden Markttage (Freitag von 7.30 bis 13.00 Uhr und Samstag von 9.00 bis 17.00 Uhr) bieten eine Vielzahl von Ständen und sind immer gut besucht. Besonders der Freitagsmarkt beeindruckt durch seine Größe und Auswahl.
Das Teufelshaus

Nur einen Steinwurf entfernt, direkt am Markt, befindet sich das Teufelshaus. Seinen Namen verdankt es vor allem den Figuren und Masken, die am Haus angebracht sind.

Die Geschichte des Gebäudes reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1518 wurde es von Herzog Karl gekauft. Nach dessen Tod ging es 1538 an Maarten van Rossum über, der als Heerführer im Dienst von Herzog Karl stand und für seine rücksichtslose Kriegsführung bekannt war. Dieser ließ das Gebäude im damals aktuellen Stil der Renaissance umbauen. Die Figuren an der Fassade stellen Satyrn dar, wurden aber von der einheimischen Bevölkerung als Teufel angesehen. So rankten sich bald Geschichten und Legenden um das Haus und seinen nicht allzu friedfertigen Eigentümer.
(Eine der Überlieferung über die Entstehung des Hauses ist hier bei der Drachenwolke nachzulesen.)
Das Teufelshaus beherbergt seit 1830 das Arbeitszimmer des Bürgermeisters von Arnheim. Auch heute noch ist es ein Teil der städtischen Verwaltung.
Rathaus von Arnheim
Im starken Kontrast zum Teufelshaus schließt sich das moderne Rathaus an. Das Rathaus wurde errichtet, da die Räumlichkeiten im Teufelshaus für die Stadtverwaltung nicht mehr ausreichten.

Nach verschiedenen und auch langwierigen Abwägungen entschied man sich 1959 für den Entwurf des Architekten J.J. Konijnenburg, einen Betonbau mit Naturstein im Stil des Funktionalismus. 1964 wurde der Grundstein für das neue Rathaus gelegt und 15 Jahre später der Öffentlichkeit übergeben.
Der Komplex besteht aus einem Hauptgebäude mit einer großen Halle, dem Ratssaal und Empfangsräumen. Der Südflügel verbindet das Gebäude mit dem mittelalterlichen Maarten van Rossum-Haus, in dem immer noch die Verwaltungsabteilung untergebracht ist. Weitere Arbeitsräume mit dem Sekretariat befinden sich in der L-förmigen Außenseite um den Hauptblock herum.
Vor dem Rathaus steht die moderne Skulptur „Phoenix aus der Asche“, die symbolisch auf den Wiederaufbau Arnheims nach dem Krieg verweist.
Walburgiskirche
In einer Linie mit dem Teufelshaus und dem Rathaus steht die Walburgiskirche. Im gotischen Stil zwischen 1391 und 1423 erbaut, ist sie die älteste erhalten gebliebene Kirche Arnheims. Die ursprünglich römisch-katholische Kirche diente in ihrer langen Geschichte den unterschiedlichsten Zwecken. So war sie unter anderem Waffenarsenal, Lagerhalle, Pferdestall und Gefängnis.
Nach langem Leerstand wurde die Walburgiskirche von einem Investor erworben. Heute befinden sich in den beiden charakteristischen Türmen sechs luxuriöse Hotelzimmer. Der ursprüngliche Kirchenraum wird für Ausstellungen genutzt.
Fußgängerzone, Märkten und Kunstobjekte in der Innenstadt von Arnheim

Das Zentrum der Altstadt ist vor allem den Nichtmotorisierten vorbehalten. In den Straßen der Fußgängerzone befinden sich zahlreiche Geschäfte und Boutiquen und auf den Plätzen laden gemütliche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein.
Bei den teilweise mittelalterlichen Häusern sind selbst noch Fragmente aus dem 9. bis 11. Jahrhundert zurückzufinden. Eine der ältesten Straßen der Innenstadt ist die Kerkstraat bzw. Kirchstraße.

Das älteste Café von Arnheim, dessen Geschichte bis in das Jahr 1850 zurückreicht, liegt in der Arke Noachstraat. Aber auch andere Restaurants oder Cafés sind in geschichtsträchtigen Bauten untergebracht, wie zum Beispiel das große Café am Markt, das sich im ehemaligen Gebäude der Van Ranzow Bank befindet.
In der Innenstadt gibt es auch einige Kunstwerke zu entdecken, die zum Teil sehr umstritten sind.
Ein Beispiel hierfür ist der AKU-Brunnen. Dieser Brunnen wurde von dem Architekten Henk Brouwer entworfen und der Stadt zum 50-jährigen Bestehen der Algemene Kunstzijde Unie (AKU – ein Vorläufer des heutigen Konzerns AkzoNobel) geschenkt.
Das 1961 eingeweihte Kunstwerk besteht aus einer Fontäne in einem blauen Becken. In der Mitte steht auf einem Sockel die Figur einer Libelle, die 1914 von dem japanischen Künstler Tajiri geschaffen wurde. Zum Gesamtwerk gehört auch die überdachte Galerie mit Sitzbänken.


Historische Keller
Die Altstadt von Arnheim lässt sich nicht nur über, sondern auch unter der Erde erkunden. Unter den Häusern der Altstadt sind nämlich noch zahlreiche Keller, die in früheren Zeiten angelegt wurden. Nachdem diese oft lange Zeit ungenutzt blieben, erwarb die Stadt in den 90-iger Jahren 39 dieser Keller, restaurierte und verband sie miteinander. Dieser Kellerverbund ist öffentlich zugänglich und wird auch für verschiedene Veranstaltungen genutzt.
Hauptbahnhof Arnhem Central
Der Hauptbahnhof Arnhem ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Osten der Niederlande. Er ist auf eine Kapazität von 110.000 Bahn- und Busreisenden pro Tag ausgelegt. Auch die Verbindungen Arnhem-Oberhausen und Düsseldorf-Amsterdam führen hier entlang.

Der Hauptbahnhof beeindruckt nicht durch seine Größe, sondern auch durch seine Gestaltung.
Der architektonische Entwurf stammt von Ben van Berkel. Er ließ sich von der hügeligen Landschaft rund um Arnhem inspirieren, was sich im Bauwerk deutlich widerspiegelt.
Nach einer längeren Bauzeit wurde der Bahnhof Ende 2015 feierlich (wieder-)eröffnet. Seitdem hat er verschiedene Auszeichnungen erhalten, wie beispielsweise 2015 De Nationale Betonprijs, 2016 den internationalen Architizer A+ Awar, 2016 den The European Concrete Award 2016, 2017 den German Design Award 2018, 2018 den Zumtobel Group Award 2017 und 2019 den Nationalen Innovationspreis.
Sabelspoort

Wer vom Bahnhof in Richtung der Eusebiuskirche und weiter zum Rhein geht, passiert das einzige noch erhaltene Stadttor von Arnheim.
Der Name Sabel geht dabei nicht auf „Säbel“ zurück, was für ein solches Befestigungsbauwerk nicht ungewöhnlich wäre, sondern auf das altniederländische Wort „savel“. Savel bedeutet so viel wie Sandbank. Eine solche Sandbank, so vermutet man, soll sich auf gleicher Höhe vor den Toren des Sabelspoorts im Rhein befunden haben.
Das 1357 erstmals erwähnte mittelalterliche Stadttor wurde im Laufe der Zeit mehrfach baulich verändert. So wurden 1440 beispielsweise die beiden Türme ersetzt. Nur kurz darauf wurde das Tor um ein zweites Stockwerk erweitert.
Im Jahre 1672 erhielt das Sabelspoort sein klassizistisches Aussehen an der Stadtseite. Den Zweiten Weltkrieg, in dem vor allem in der Schlacht um Arnheim große Teile der Stadt zerstört wurden, überstand das Stadttor, fast wie durch ein Wunder, unbeschadet.
John-Frost-Brücke

Einige kennen die John-Forst-Brücke vielleicht aus einem der Filme über den Zweiten Weltkrieg, von denen A Bridge Too Far sicherlich der bekannteste ist.
Aber was ist die Geschichte der Brücke und woher stammt der Name?
Während des Zweiten Weltkriegs, im September 1944, versuchten die Alliierten in einer Großoffensive, der Operation Market Garden, weiter auf feindlichem Gebiet vorzudringen. Nach einem raschen Vormarsch von Belgien über Holland schien die Operation sehr erfolgreich zu sein. Die Rheinbrücke bei Arnheim war die letzte noch nicht eingenommene Brücke. Mit der Eroberung dieser Brücke wäre der Weg für die Alliierten nach Deutschland frei gewesen.

So besetzten die Luftlandetruppen die Brücke von Norden, während die alliierten Truppen von Süden her vorrückten. Das Bataillon von John Frost war die einzige britische Einheit, die an Land ging, und der es gelang, die Nordseite der Brücke einzunehmen. Dabei gerieten sie jedoch von zwei Seiten unter deutschen Beschuss: zum einen von den Deutschen, die die Südseite der Brücke verteidigten, und zum anderen von den Deutschen, die das Zentrum von Arnheim von Norden her zurückeroberten. Das britische Bataillon verteidigte mit allen Kräften die Brücke in Nähe des Stadtzentrums. Die anderen Truppen zogen sich aufgrund des starken Widerstands der Deutschen zurück. Eine Gruppe polnischer Fallschirmjäger half den Briten schließlich, sich mit kleinen Boten auf die andere Seite des Rheins zurückzuziehen. Um zu verhindern, dass die deutschen Truppen den bereits eroberten Raum im Süden wieder einnahmen, wurde die Brücke von den Alliierten bombardiert und weitgehend zerstört.
Im Februar 1945 sprengten die Deutschen die Reste der Brücke. Nach Kriegsende wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, wobei neben der heutigen Brücke noch für kurze Zeit eine Behelfsbrücke bestand. Die offizielle Wiedereröffnung fand am 6. Februar 1946 statt. Die Brücke wurde nach dem englischen Oberstleutnant John Dutton Frost benannt.
Umgebung von Arnheim

Bei einem längeren Aufenthalt in Arnheim, sollte auch ein Ausflug in die nähere Umgebung unternommen werden. Neben gut ausgebauten Rad- und Wanderwegen gibt es auch noch das ein oder andere Sehenswerte.
Park Sonsbeek
Unweit des Stadtzentrums befindet sich der Park Sonsbeek. Dieser Park mit seiner hügligen Landschaft ist ungefähr 200 Hektar groß und besitzt verschiedene kleine Seen, Brunnen sowie zwei Wasserfälle. Ein Blick vom Aussichtsturm De Belvédère auf Arnheim rundet einen gelungenen Parkbesuch ab.
Burgers Zoo
Wer sich mehr für unsere tierischen Artgenossen interessiert, ist im Burgers Zoo genau richtig. Die Gehege der Tiere sind soweit wie möglich der natürlicher Lebensumgebung nachempfungen. So kann man hier in die Welt des Regenwaldes, der Savanne oder auch des Ozeans eintauchen. Vor allem für Kinder ist der Burgers Zoo ein besonderes Erlebnis.
Openluchtmuseum Arnhem
Ein Besuch im Openluchtmuseum Arnhem lohnt sich für die ganze Familie. Das Freilichtmuseum umfasst auf einer Fläche von 44 Hektar rund 100 Gebäude, Bauernhöfe und Mühlen, in denen man 350 Jahre niederländische Geschichte entdecken kann. Man wird von den „ursprünglichen“ Bewohnern empfangen, die aus ihrem Leben erzählen, oder man schaut dem Schmied, Müller oder Drucker bei der Arbeit über die Schulter. Ein besonderes Erlebnis ist auch eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn.
Tipps:
Parken kann in Arnheim teuer sein. Kostenlose Parkplätze sind rar. Aber es gibt sie – empfehlenswert ist der öffentliche Parkplatz an der Rijnkade, zwischen der John-Forst-Brücke und dem Museum Airborne at the Bridge (Vorsicht: die Parkplätze unterhalb des Museums sind für die Busse der Rheinschiffe reserviert; hier gibt es zudem einige gebührenpflichtige Parkplätze). Das Zentrum von Arnheim ist von diesem Parkplatz aus in fünf Minuten über den Sabelpoort zu erreichen.
Das Museum Arnhem wurde 2022 nach einer längeren Renovierungsphase wiedereröffnet. Das Museum zeigt vor allem moderne und junge Kunst sowie Ausstellungen zu aktuellen Themen. Erste Bewertungen der Besucher sind sehr positiv. (Link zum Museum Arnhem)
Eine Sehenswürdigkeit Arnheims, die es so nicht mehr gibt …
Das Feestaardvarken
Eine etwas andere Sehenswürdigkeit in der Innenstadt von Arnheim war das feestaardvarken. Das feestaardvarken ist ein überdimensionales Erdferkel, welches ein Festhütchen trägt und auf dem Rücken liegt. Diese große Skulptur lud zum Verweilen ein und diente als Spielplatz.
Das feestaardvarken ist momentan nicht mehr in Arnheim zu sehen, da es sich wegen Restaurierungsarbeiten im Burger Zoo befindet. Eine Aufstellung am alten Standort wird nicht mehr möglich sein, da dort neue Gebäude errichtet werden. Der neue Aufstellungsort steht noch nicht fest.
Hintergrundinfos zum Feestaardvarken:
Feestaardvarken heißt wörtlich übersetzt Fest-Erdferkel. Als Festvarken (wörtlich Festschwein) wird in den Niederlanden üblicherweise das Geburtstagskind bzw. der Jubilar bezeichnet. Dabei hat das Wort keinen negativen Beigeschmack und ist eher scherzhaft gemeint. Unser feestaardvarken ist auch ein feierndes Ferkel oder ein Jubilar, auf der Erde liegend, mit dem man spielen und Spaß haben kann. Das Ganze ist ein Wortspiel.
Das feestaardvarken ist ein Auftragswerk des Künstlers Florentijn Hofman zum 100. Geburtstag des Burgers Zoo. Dabei ist das Erdferkel etwas ganz Besonderes, denn diese Tierart gibt es in den Niederlanden nur im Zoo bei Arnheim zu sehen.
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