Gedicht von Joh. Wilhelm Smets
Zu Düsseldorf am Rheine lebt
ein Bildner hoher Meisterkunst;
sein Werk und eigne Weise hebt
ihn Bals in seines Fürsten Gunst.
Und auf der Stände hoch Geheiß
gießt er das Ritterbild in Erz
des edeln Fürsten, dem so heiß
und voller Ehrfurcht schlägt sein Herz.
Da steht das Bild nun aufgerich’t,
auf schöngevierten Marktes Plan,
und Kurfürst Johann Wilhelm spricht
aus allen Zügen freundlich an.
Umgeben von der Höflingsschaar
steht vor dem Bild er Fürst und staunt,
und reicht die Hand dem Künstler dar,
preist ihn und dankt ihm, wohlgelaunt.
Doch das verdrießt die Schranzen all;
dem neuen Günstling, schlicht und keck,
bereiten emsig sie den Fall
und treffen auf den zarten Fleck.
Sie tadeln dies, belächeln das,
am Pferde besonders, hier und dort‘
und weiß man auch nicht eben was,
der Kurfürst merkt doch Mien’ und Wort.
Und spricht zum Meister Gabriel:
„Man tadelt dies und das am Werk,
ich sag dirs frei und ohne Hehl.“
Grupello sagt: „Mir’s gerne merk.“
Und um das Reiterbild alsbald
zieht weit er eine Plankenwand;
draus wirbelt Rauch, der Hammer schallt
geführt von mancher nerv’gen Hand.
Und als der Mond vorüber war,
der Hammer ruht, die Planke fällt; –
der Fürst kommt mit der Schranzen Schaar:
die findt nun Alles wohl bestellt.
Der Künstler drauf zum Fürsten spricht:
Ich schlug dem Pferd nicht Bug noch Huf,
Ein Gußbild leid’t solch Schlagen nicht –
ich schlug nur auf der Tadler Ruf.
Quelle: Großes poetisches Sagenbuch des deutschen Volks. Mit erklärenden historischen und geographischen Anmerkungen herausgegeben von Dr. J. Günther, Druck und Verlag von Friedrich Mauke, Jena, 1844, Erster Band
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