Mehr als nur Delfter Blau!

Wenn der Name Delft fällt, denkt man unwillkürlich an das Delfter Blau. Dieses blau bemalte Steingut, das hier seit fast 400 Jahren hergestellt wird, ist zu einem Synonym für die Stadt geworden.
Die Entstehungsgeschichte dieser besonderen Keramik fällt mit dem Goldenen Zeitalter der Niederlande zusammen. Vor allem die Handelsaktivitäten der Ostindien-Kompanie, der Vereenigde Oostindische Compagnie, ließen die Stadt damals zu einer reichen Handelsmetropole aufblühen.
Noch heute ist das Stadtbild von Delft stark von der Geschichte des 17. Jahrhunderts geprägt. Die von zahlreichen Grachten durchzogene Innenstadt besticht durch ihre typische Brabanter Gotik und ihre Renaissance-Bauten.
Sehenswürdigkeiten in Delft

Stadhuis — das Rathaus
Das Rathaus am Grote Markt in Delft wurde im Stil der holländischen Renaissance erbaut. Das Gebäude entstand zwischen 1618 und 1620 nach den Entwürfen von Hendrick de Keyser. Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu einigen Anpassungen, wie beispielsweise der Verbreiterung des Haupteinganges oder dem teilweisen Austausch der Bleiglasfenster. Diese Veränderungen wurden jedoch im letzten Jahrhundert unter der Leitung des Architekten Jo Kruger wieder rückgängig gemacht, um die ursprüngliche Form, wie sie von Hendrick de Keyser geplant war, wiederherzustellen.
Nieuwe Kerk
Die Neue Kirche steht zentral auf dem Delfter Marktplatz, direkt gegenüber dem historischen Rathaus.
Die 1351 gegründete Nieuwe Kerk war die zweite Kirche in Delft. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie nach der Oude Kerk, die aus dem Jahr 1200 stammt, errichtet wurde. Ende des 14. Jahrhunderts wurde der bereits bestehende Kirchenbau durch eine spätgotische Basilika ersetzt, deren Bau genau 100 Jahre dauerte.
Der weithin sichtbare Westturm ist mit seinen 109 Metern der zweithöchste Kirchturm der Niederlande. Der Aufstieg zur Besucherplattform des Turms lohnt sich insbesondere bei gutem Wetter, denn die Aussicht von hier oben ist einfach fantastisch.
Die Nieuwe Kerk ist zudem für ihre königlichen Grabgewölbe bekannt. Seit dem gewaltsamen Tod von Willem van Oranje (1533–1584) wurden hier die meisten Mitglieder des niederländischen Königshauses beigesetzt.


Prinsenhof
Einige Straßen weiter in nördlicher Richtung befindet sich der Prinsenhof. Er wurde nach Prinz Willem van Oranje benannt, der in den Niederlanden auch als „Vater des Vaterlandes” bekannt ist. Wilhelm von Nassau-Dillenburg, so sein deutscher Titel, logierte regelmäßig im angrenzenden Sint-Agathaklooster.
Im Jahr 1584 fiel er hier auch einem Attentat zum Opfer — auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer wurde er erschossen. Die Einschusslöcher sind noch heute in der Mauer zu sehen und Teil der Museumsexposition, die sich vor allem der niederländischen Geschichte widmet.
Achtung: Von 2025 bis 2027 ist das Museum wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Einige Ausstellungsstücke werden während dieser Zeit jedoch in anderen Museen zu sehen sein. Zudem wurde ein alternatives Programm erstellt und ein Infopunkt errichtet, in dem die Bauarbeiten näher vorgestellt werden.


Oude Kerk
Gleich in der Nähe des Prinsenhofs befindet sich die Oude Kerk, die älteste Pfarrkirche von Delft. Sie wurde um 1246 gegründet und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert und umgebaut. Besonders auffällig ist der 75 Meter hohe Westturm im flämischen Stil aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Aufgrund des instabilen Untergrunds begann sich der Turm bereits während des Baus zu neigen. Als die Schieflage bemerkt wurde, baute man einfach horizontal weiter, um dem Bauwerk dadurch wieder mehr Stabilität zu verleihen. Dieser Knick ist noch heute zu erkennen, wobei der Turm insgesamt eine Neigung von 1,96 Meter aufweist. Lange Zeit war unklar, ob die Stabilität des Bauwerks noch gewährleistet werden kann. Doch mit den 2018 abgeschlossenen Verstärkungsarbeiten kann der Turm der Stadt und seinen Bürgern, die ihn einfach nur Scheve Jan (Schiefer Jan) nennen, sicherlich noch viele Jahrzehnte erhalten bleiben.
Eine weitere Besonderheit der Alten Kirche ist, dass sich hier das Familiengrab des berühmten Barockmalers Johannes Vermeer befindet. Das von ihm bekanntestes Gemälde ist gewiss „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“, das im Mauritiushaus in Den Haag zu bewundern ist.
Wer mehr über den niederländischen Meister des Lichts erfahren möchte, dem sei ein Besuch des Vermeer-Zentrums in Delft empfohlen. In diesem Museum wird detailliert über das Werk und Schaffen des Künstlers informiert. Originelle Kunstwerke sind dort allerdings nicht zu sehen.





Oostpoort
Das Oostpoort ist das einzige der acht Stadttore, das heute noch erhalten ist. Der Grund dafür liegt in der wechselvollen Geschichte der Stadt. Nach dem verlorenen Krieg gegen den Herzog Albrecht von Bayern im Jahr 1359 mussten die Delfter als Zeichen der Niederlage alle Stadttore abreißen. Einige von ihnen wurden wenige Jahre später wieder aufgebaut, wie das Oostpoort im Jahre 1400. Doch schon 1572, als Wilhelm von Oranje in die Stadt einzog, wurden die meisten im Zuge der Befestigungsarbeiten wieder abgerissen. Das einzige Tor das verschont blieb, was das Oostpoort. Dieses lag so weit von der Stadt entfernt, dass es keine Gefahr darstellte. Das Tor verfügte schon damals über einen Land- und einen Wasserzugang, die mit der Stadtmauer verbunden waren. Das Wassertor hatte außerdem eine Durchfahrtsöffnung, die mit Gittern verschlossen werden konnte.
Von 1962 bis 1964 wurde das Tor grundlegend restauriert und wird seitdem für unterschiedliche Zwecke genutzt.


Gemeenlandshuis
Dieses spätgotische Wohnhaus ist das älteste Wohnhaus aus Stein in Delft. Es wurde 1505 im Auftrag von Jan de Huyter, dem Gerichtsvollzieher und Deichgraf von Delft, erbaut und diente ursprünglich als Wohnhaus. Die Wappen über dem Eingang wurden von Pieter Post im Jahre 1652 entworfen.
Seit 1645 ist das Gebäude im Besitz der Hooggheemraadschap. Diese Wasserbehörde ist die älteste staatliche Behörde in den Niederlanden, die für Hochwasserschutz, sauberes Trinkwasser und Abwasserreinigung zuständig ist.


De Molen De Roos
Die Kornmühle “De Roos” in der Innenstadt ist die einzige von ehemals 18 Mühlen in Delft. Die Ursprünge der Mühle gehen auf das Jahr 1760 zurück. Das Gebäude wurde liebevoll restauriert und erstrahlt heute wieder in altem Glanz. Die Mühle ist immer noch in Betrieb und kann nach Vereinbarung besichtigt werden. Was allerdings immer von Donnerstag bis Sonntag geöffnet ist, ist der Mühlenladen. Hier werden neben verschiedenen Getreidesorten, die noch ganz traditionell in der Mühle gemahlen werden, auch weitere regionale Produkte angeboten.

Royal Delft – De Porceleyne Fles
Und natürlich das Delfter Blau! Was wäre Delft ohne sein Porzellan?
Royal Delft in 1653 errichtet, ist die letzte original erhaltene Töpferfabrik aus dem 17. Jahrhundert, in der noch immer Delfter Blau nach jahrhundertealter Tradition hergestellt wird. Neben dem Museum mit Audioführung kann auch das beeindruckende Gebäude der Porzellanmanufaktur besichtigt werden. Es gibt zudem die Möglichkeit, den Porzellanmalern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen oder die prächtige Sammlung von Delfter Blau zu bewundern und im Museumsgeschäft ein eigenes Stück Delft Blauw zu erwerben.

Das blaue Herz von Delft
Das Glaskunstwerk an einer Buswendeschleife im Stadtzentrum von Delft wurde von Marcel Smink gefertigt. Die Aufgabe für den Künstler bestand darin, ein Kunstwerk zu schaffen, das erkennbar für Delft ist und gleichzeitig die Sicht auf den Verkehr nicht behindert. Das Ergebnis ist eine moderne Skulptur, die sich gut in die bestehende historische Bebauung der Innenstadt einfügt. Die Verbundenheit mit der Stadt wird zum einen durch die Farbe, das Delfter Blau, ausgedrückt. Zum anderen erinnert sie, wenn sie in der Dunkelheit leuchtet, auch an die Buntglasfenster der zahlreichen Kirchen in der Stadt. Natürlich darf auch der moderne Aspekt nicht fehlen — mit dem etwas abstrakteren und technisch hoch avancierten Herz wird die Verbindung zur Technischen Universität symbolisiert.
Und die Darstellung eines Herzens spricht natürlich für sich…

Last but not least
Vor oder nach einer Grachtenfahrt oder einem Stadtrundgang laden zahlreiche Cafés und Restaurants in der gemütlichen Innenstadt zum Verweilen ein.
Ein besonderes Erlebnis ist der Markttag in Delft. Dann werden auf dem Marktplatz, zwischen Rathaus und Nieuwe Kerk, rund 150 Stände aufgebaut, an denen vor allem frische Lebensmittel angeboten werden. Der Blumenmarkt findet am gleichen Tag auf dem Brabantse Turfmarkt statt, nur 5 Minuten zu Fuß vom Markt entfernt.

Universität Delft
Delft ist auch Universitätsstadt. Die Technische Universität von Delft ist eine international renommierte Universität, die im Bereich der Forschung sehr aktiv ist,
Sie wurde 1842 gegründet und ist damit die älteste technische Universität der Niederlande. Heute studieren hier mehr als 26.000 Studenten an 8 Fakultäten, die derzeit 16 Bachelor- und 33 Masterstudiengänge anbieten. Dabei kommen mehr als 20% der Studierenden aus dem Ausland.
Der Campus der Universität liegt im Süden der Stadt, nicht weit von der Delfter Altstadt entfernt.



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Schöner Beitrag. Allerdings etwas verwirrend, da du Delft mit Leiden verwechselst.
Hallo Jos,
vielen lieben Dank! Ich war selbst schockiert, dass (und auch noch mehrmals) Leiden im Text stand, was ich jetzt sofort korrigiert habe. Ich hatte Leiden und Delft gemeinsam ergänzt und da muss es passiert sein. Echt super, danke für den Hinweis! Top!
Ein schönes Wochenende,
viele Grüsse,
Mia