Was der Teufel mit dem Kölner Dom zu tun hat …
Als mit dem Bau des Kölner Doms begonnen wurde, ärgerte das den Teufel gewaltig. Seiner Meinung nach gab es bereits viel zu viele Kirchen und Kapellen in der Stadt. Dass nun ein noch größeres Gotteshaus entstehen sollte, verdarb ihm die Laune und er grübelte, wie er dieses Vorhaben möglichst schnell vereiteln könnte. Schon bald hatte er eine Idee …

Der Teufel nahm Menschengestalt an und suchte den Baumeister des Doms auf. Dieser hatte alle Hände voll zu tun und war zufrieden, dass die Arbeiten an seinem neuen Bauwerk so rasch und reibungslos voranschritten. Geschickt verwickelte der Teufel den Baumeister in ein Gespräch und unterbreitete ihm zugleich seinen Vorschlag. „Ich wette, dass ich schneller einen Kanal von Trier nach Köln baue, als du deinen Dom vollendest. Einen Kanal, durch den das beste Trinkwasser wie der edelste Moselwein in die Stadt fließen kann. Ich bin davon überzeugt, dass ein solcher Kanal der Stadt mehr nützen würde als noch eine weitere Kirche, von denen Köln ohnehin schon viele besitzt.“
Interessiert, aber auch etwas ungläubig, hörte der Baumeister zu. Da sein Bau jedoch so gut vorankam, war er sich sicher, als Erster fertig zu sein und somit die Wette zu gewinnen. Wenn die Stadt obendrein noch eine Wasserleitung bekäme, wäre das sicher ein zusätzlicher Gewinn für alle Bürger. Nach kurzem Überlegen fragte er den Teufel nach dem Wetteinsatz. „Wir wetten, dass derjenige, der verliert, sein begonnenes Werk sofort einstellt, auch wenn es noch nicht fertig ist. Wenn du als Baumeister als Erster die höchsten Kronen auf die Spitzen des Doms setzt oder wenn ich es zuerst schaffe, das Wasser von Trier bis in die Stadt zu deinem Bau zu leiten — der hat gewonnen.“ antwortete der Teufel listig.
Zögernd ließ der Baumeister sich auf die Wette mit dem Teufel ein. In der darauffolgenden Zeit ging die Arbeit am Dom weiterhin gut voran. Doch auch die imposante Wasserleitung von Trier aus, die an die großartige Baukunst der Römer erinnerte, rückte unaufhaltsam näher.
Eines Tages stand der Baumeister hoch oben auf dem Gerüst, um die letzten Arbeiten zu überwachen. Als er hinunterblickte, sah er den noch wasserleeren Kanal des Teufels. Als sein Blick jedoch in die Ferne schweifte, entdeckte er zu seinem Entsetzen einen weißen Punkt am Horizont, der sich rasend schnell näherte. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es eine weiße Ente war, die auf brodelnden Wassermassen schwamm, welche sich mit ungeheurer Geschwindigkeit auf die Stadt zubewegten.
Als der Baumeister begriff, dass er verloren hatte, stürzte er sich voller Verzweiflung vom Baugerüst in die Tiefe. Selbst sein treuer Hund sprang ihm nach und fand wie sein Herrchen den sicheren Tod.
Seit jenem Tag konnte der Dombau zu Köln nie ganz vollendet werden. Aber auch die Wasserleitung verfiel mit der Zeit. Ihre Überreste werden von den Kölnern bis heute „Teufelskralle” genannt.
Und als wäre das nicht genug, schleuderte der jubelnde Teufel einen Stein durch das Dach des Doms – genau an der Stelle, an der heute die Heilige-Dreikönigskapelle steht. Der Stein liegt noch heute dort und wird Teufelsstein genannt. Auf ihm ist eine Hahnenkralle zu sehen, die vom Teufel selbst stammen soll.
Nacherzählte Kölner Dom-Sage auf Basis der Rheinsagen von Ludwig Bechstein
Für noch mehr Geschichten aus Köln, geht es hier zu der Sage von den Heinzelmännchen.