Wie der Mäuseturm zu seinem Namen kam

Als Hatto I. im ersten Jahr­hun­dert Erzbi­schof von Mainz war, setzte er alles daran, seinen eigenen Wohl­stand und Reichtum zu mehren. Um seine Einnahmen zu stei­gern, ließ er auf einer kleinen Insel im Rhein bei Mainz einen Turm errichten. Fortan mussten alle Schiffer, die den Fluss passierten, dort eine Abgabe zahlen.

Während seiner Amts­zeit wurde die Region auch von einer schweren Hungersnot heim­ge­sucht. Miss­ernten hatten dazu geführt, dass immer mehr Menschen dem Hunger zum Opfer fielen. Trotz dieses Elends verwei­gerte Hatto beharr­lich jede Hilfe für die notlei­dende Bevöl­ke­rung. Obwohl seine Korn­kam­mern prall gefüllt waren, wollte er nichts an die Notlei­denden abgeben. Als die Situa­tion immer schlimmer wurde, kam eine Gruppe von Bauern nach Mainz und bat ihn flehent­lich um Getreide.

Als die Bauern nicht von ihren Forde­rungen wichen, ersann Hatto einen Plan. Er schickte die verzwei­felten Menschen zu einer seiner Korn­scheunen mit dem Verspre­chen, dass sie sich etwas vom Getreide nehmen dürften. Als sie sich im Inneren befanden, ließ er die Tore verrie­geln und die Scheune anzünden. Aus dieser tödli­chen Falle gab es kein Entrinnen! Die Einge­schlos­senen klagten und wimmerten, doch Hatto verhöhnte sie nur mit den Worten: „Hört, hört, wie die Korn­mäus­lein pfeifen!“ und wartete tatenlos, bis alles in Schutt und Asche lag.

Maus bei Sage vom Mäuseturm bei Drachenwolke Geschichten

Nachdem die Scheune nieder­ge­brannt war, erschienen plötz­lich unzäh­lige Mäuse. Sie verfolgten Hatto, der zu seinem Palast flüch­tete. Dabei fraßen sie alles, was ihnen begeg­nete, und ließen sich von nichts aufhalten. In Panik floh der Erzbi­schof mit einem Schiff zu dem Zoll­wach­turm auf der Rhein­insel, denn er war über­zeugt, dass die Mäuse ihm nicht durch den Fluss folgen konnten und er dort sicher war.

Aber da hatte er sich geirrt! Die schlauen Nager fanden schnell einen Weg über das Wasser und erreichten die abge­le­gene Insel. Dort ange­kommen, fielen sie ohne Erbarmen über den Bischof her – und bissen ihn grausam zu Tode.

Seit diesem schau­rigen Ereignis trägt der Zoll­turm bei Bingen den Namen Mäuse­turm.


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Gedicht “Der Mäuse­turm” von August Kopisch

Ballade “Bischof Hatto” von Hein­rich Kämp­chen


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