Wer den Münsterplatz in Straßburg betritt, spürt es sofort: ein stetiger, kühler Wind, der um die Kathedrale Notre-Dame weht – im Winter eisig, im Sommer überraschend frisch. Warum das so ist, erklärt eine alte Überlieferung.
Als das Straßburger Münster nach über drei Jahrhunderten endlich fertiggestellt war, drang der Ruhm seiner Pracht sogar bis zu den Ohren des Teufels vor. Neugierig geworden, beschloss dieser, Straßburg zu besuchen und sich selbst ein Bild zu machen. Für seine Reise nahm er sich den Wind als Reittier. Bei der Kathedrale angekommen, ließ er ihn draußen vor den Toren warten.
Schon von außen war der Teufel von ihrer Größe und Schönheit überwältigt. Als er noch staunend eintrat, fand gerade ein feierlicher Gottesdienst statt. In dem Moment, als der Prediger die Hostie erhob, geschah es: Der Teufel fuhr in eine der Säulen und konnte sich nicht mehr befreien. In welcher Säule er gefangen ist, weiß heute jedoch niemand mehr.
Eine andere Überlieferung berichtet, dass der Teufel beim Betreten des prunkvollen Gebäudes von so großem Neid und Missgunst angesichts der Pracht des Ortes erfasst wurde, dass ein Blitz ihn augenblicklich erschlug.

Wie auch immer es geschah: Der Teufel hat die Kathedrale nie wieder verlassen. Der Wind wartet jedoch seitdem weiterhin draußen auf seinen Herrn. Ungeduldig umkreist er das Münster, heult durch die Gassen, rüttelt an Fenstern und pfeift den Passanten um die Ohren.
Darum trägt er bis heute den Namen: Teufelswind.
Eine weitere Sage aus Straßburg: Der unterirdische See unter der Kathedrale