Biesboschwerker (1994) Biesboscharbeiter, Kunstwerk von Jaap Hartman
Bies­bo­sch­werker (1994) von Jaap Hartman

Der Bies­bosch, eines der beein­dru­ckendsten Natur­ge­biete Europas, liegt in der Provinz Nord­bra­bant in den Nieder­landen, nahe der Stadt Dord­recht und nicht weit von Rotterdam entfernt. Dieses arten­reiche Feucht­ge­biet erstreckt sich über eine Fläche von rund 9.000 Hektar und ist das größte Süßwas­ser­ge­zei­ten­ge­biet Europas. Seine außer­ge­wöhn­liche Land­schaft und Arten­viel­falt machen das Fluss­delta nicht nur zu einem wich­tigen Natur­schutz­ge­biet, sondern auch zu einem beliebten Ausflugs­ziel.

Alles begann mit einer Katastrophe

Der Bies­bosch hat seine Entste­hung einer Natur­ka­ta­strophe zu verdanken: der verhee­renden Sturm­flut von 1421, auch als Sint-Elisa­beth-Flut bekannt. Diese Flut über­schwemmte weite Teile des dama­ligen Polder­lands und verwan­delte das Gebiet in ein Binnen­meer. Im Laufe der Zeit bildeten sich zahl­reiche Sand- und Schlick­platten, auf denen vor allem Binsen (nieder­län­disch „Biezen“) wuchsen – woher auch der Name „Bies­bosch“ (Binsen­wald) stammt.

Biesbosch mit Vögeln

Über die Jahr­hun­derte entstand durch die Zuflüsse von Maas und Waal ein dyna­mi­sches Süßwas­ser­ge­biet mit einem einzig­ar­tigen Ökosystem, in dem Ebbe und Flut durch die Verbin­dung zum Meer auch heute noch deut­lich spürbar sind. Um den Wasser­fluss zu kontrol­lieren, hat jedoch auch der Mensch in dieses System einge­griffen. So wurden im 19. und 20. Jahr­hun­dert die Flüsse Nieuwe Merwede und Berg­sche Maas ange­legt. Seit 1994 ist der Bies­bosch als Natio­nal­park aner­kannt.

Entdeckungsreise durch den Biesbosch

Der Bies­bosch, bestehend aus dem Hollandse Bies­bosch, dem Dordtse Bies­bosch und dem Brabantse Bies­bosch, kann zu Fuß, mit dem Fahrrad, Kanu oder Boot erkundet werden.

Eisvogel
Eisvogel

Insbe­son­dere Vogel­lieb­haber kommen hier auf ihre Kosten. Neben Kormo­ranen, Löff­lern, Sumpf­rohr­sän­gern, Nach­ti­gallen, Amseln, Dros­seln, Kuckucken und Blau­kehl­chen können auch Seeadler, Fisch­adler und Eisvögel beob­achtet werden. Für viele Zugvögel ist der Bies­bosch ein wich­tiges Brut- und Rast­ge­biet. Im Jahr 2021 hat der nieder­län­di­sche Vogel­schutz­ver­band eine Webcam instal­liert, mit der das Brut­ver­halten der Fisch­adler sogar online beob­achtet werden kann.

Aber das Fluss­delta ist auch ein Lebens­raum für eine Viel­zahl anderer Tiere. Beson­ders hervor­zu­heben ist der Biber, der in den 1980er Jahren erfolg­reich im Bies­bosch wieder ange­sie­delt wurde. Um das scheue Tier in den Abend­stunden beob­achten zu können, werden regel­mäßig Biberfahrten mit dem Boot ange­boten.

Nicht nur über, sondern auch unter der Wasser­ober­fläche herrscht reges Treiben. Das Gebiet ist reich an Fischen und anderer Lebe­wesen, die in den Süßwas­ser­läufen und der natür­li­chen Umge­bung hervor­ra­gende Lebens­be­din­gungen vorfinden.

Biesbosch

Alles Wissenswerte über das Flussdelta

Für alle die über die Geschichte und die Natur des Bies­bosch erfahren wollen, gibt es im Natur­schutz­ge­biet verschie­dene Besu­cher­zen­tren.

Eingang Museum auf der Museuminsel Biesbosch
Muse­ums­ein­gang auf der Muse­ums­insel Bies­bosch

Das Besu­cher­zen­trum auf dem Museu­mei­land im Brabantse Bies­bosch bietet das umfang­reichste Infor­ma­ti­ons­an­gebot. Das sich hier befind­liche Museum, welches 2010 eröffnet wurde, vermit­telt einen sehr guten und kurz­wei­ligen Über­blick über die Geschichte, die Natur und die Bedeu­tung des Bies­bosch. Die inter­ak­tive Ausstel­lung in dem ökolo­gi­schen Gebäude erstreckt sich auch auf den Außen­be­reich. Nicht nur für Erwach­sene, sondern auch für Kinder gibt es hier vieles zu sehen und zu erleben. Das Café im Museum lädt zu einem kleinen wohl­ver­dienten Imbiss ein. Direkt neben dem Gebäude liegt die Anle­ge­stelle, von der aus verschie­dene Rund­fahrten, wie z.B. die Biber­tour, starten. Es gibt zudem Rund­fahrten, bei denen die Boots­fahrt mit einer Wande­rung kombi­niert werden kann.

Museum, Museuminsel Brabantse Biesbosch
Bies­bosch-Museum im Brabantse Bies­bosch

Auch das Bies­bosch­cen­trum Dord­recht ist ein beliebter Ausgangs­punkt für Boots­touren und Wande­rungen. Neben einem Café infor­mieren hier wech­selnde Ausstel­lungen über Natur und Geschichte der Region.

Aussenbereich Museum  - Nachbildung Biesbosch im Maßstab
Expe­ri­men­tier­mo­dell Bies­bosch mit Schleusen
Kunstwerk auf Museuminsel  - "Waiting for it to end" von Alaa Minawi
“Waiting for it to end” von Alaa Minawi

Ein weiteres Bies­bosch­cen­trum befindet sich bei Drim­meln. Das Besu­cher­zen­trum selbst ist nur von März bis Oktober geöffnet, wobei jedoch verschie­dene Rund­fahrten ganz­jähr­lich gebucht werden können.

Biesbosch

Nicht nur für die Natur wichtig

Das Feucht­ge­biet mit seiner Arten­viel­falt ist nicht nur als natür­li­cher Lebens­raum für verschie­dene Tiere und Pflanzen von großer Bedeu­tung, sondern auch für die Menschen in der Region. So spielt es unter anderem eine wich­tige Rolle für den Hoch­was­ser­schutz, dessen Bedeu­tung durch die Klima­ver­än­de­rung in der Zukunft noch zunehmen wird.

Biesbosch

Darüber hinaus ist der Bies­bosch ein Wasser­schutz­ge­biet, das unge­fähr 1,5 Millionen Menschen im Groß­raum Rotterdam mit sauberem Trink­wasser versorgt.

Biesbosch

Sich Zeit nehmen

Für einen Besuch im Bies­bosch sollte mindes­tens ein ganzer Tag einge­plant werden. Nicht nur Natur- und Vogel­lieb­haber kommen hier auf ihre Kosten, auch für Fami­lien mit Kindern, Wanderer und Radfahrer gibt es viel zu sehen und zu erleben.

Ja, und viel­leicht lässt sich ein Besuch hier noch mit einem Abste­cher nach Dord­recht, der ältesten Stadt der Nieder­lande, oder noch kontrast­rei­cher nach Rotterdam verbinden … 😉

Kühe im Biesbosch

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