Der Dom zu Köln ist eines der bekann­testen und zugleich faszi­nie­rendsten Bauwerke der Welt. Seine Größe und Bekannt­heit verdankt er nicht zuletzt den Heiligen Drei Königen. Deren Gebeine ruhen hier im Dom in einem goldenen Sarko­phag.

Die Geschichte der Heiligen Drei Könige geht auf die Geburt Jesu zurück. Die Könige, die manchmal auch als Magier oder Stern­deuter bezeichnet werden und uns als Caspar, Melchior und Balthasar bekannt sind, folgten dem Stern, der sie zu dem Stall führte, in dem Jesus geboren wurde. Zur Vereh­rung des neuge­bo­renen Heilands über­reichten sie ihre Geschenke: Myrrhe, Weih­rauch und Gold.

Die Vereh­rung der Heiligen Drei Könige verbrei­tete sich im Laufe der Jahr­hun­derte und wurde so zu einem wich­tigen Bestand­teil des christ­li­chen Glau­bens.

Doch wie kamen die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln?

Die Heilige Helena, die Mutter Kaiser Konstan­tins, soll als erste die Reli­quien entdeckt haben. Sie wurde ihrer um das Jahr 326 in Paläs­tina fündig und nahm sie mit nach Konstan­ti­nopel. Von dort aus über­führte Bischof Eustorgio die Gebeine in einem großen Marmor­sar­ko­phag nach Mailand, bis nahe der heutigen Porta Ticines. Hier brachen die Ochsen, die den schweren Sarko­phag ziehen mussten, vor Erschöp­fung zusammen. Und genau an der Stelle, wo dies passierte, ließ der Bischof eine Basi­lika, die heute seinen Namen trägt, errichten. In dieser Basi­lika fanden auch die Gebeine der Könige ihre Ruhe­stätte.

Einige Jahr­hun­derte später, im Jahr 1162, als Mailand sich ein weiteres Mal gegen die Einmi­schung in die Kommu­nal­po­litik durch das Heilige Römi­sche Reich auflehnte, wurde die Stadt von Kaiser Fried­rich I. Barba­rossa und seinem Heer für mehrere Wochen bela­gert. Einer seiner treuen Gefolgs­leute zu dieser Zeit war Rainald von Dassel — Erzbi­schof von Köln und Erzkanzler für die italie­ni­schen Gebiete des Reiches.

Neben der brisanten poli­ti­schen Situa­tion der Zeit, die aus Sicht des Reiches ein Eingreifen erfor­der­lich machte, spielte aber auch noch ein weiterer Umstand für die Einnahme der Stadt eine wich­tige Rolle. Dieser Grund, gegen die Stadt und ihren Statt­halter Gual­fagus vorzu­gehen, war von ganz persön­li­cher Art. Gual­fagus hatte nämlich die Kaiserin schwer gede­mü­tigt, indem er sie nach der Rück­erobe­rung der Stadt einige Jahre zuvor unter großem Gelächter mit ihrem Gefolge auf einem Esel aus der Stadt gejagt hatte. Diese Schmach sollte nun gerächt werden.

Bei der Bela­ge­rung Mailands ging es also auch für Gual­falgu um Kopf und Kragen. Seine Schwester, die Äbtissin eines Klos­ters in Mailand war, fürch­tete darum zu Recht um sein Leben.

Deshalb begab sie sich eines Tages heim­lich in das kaiser­liche Lager, um mit dem Kanzler des Kaisers, Rainald von Dassel, zu spre­chen. Bei ihrem Zusam­men­treffen bot sie ihm die unver­sehrte Über­gabe wert­voller Reli­quien an. Neben den Gebeinen der Märtyrer Gerva­sius und Prota­sius sowie Felix und Nabor gehörten dazu auch die der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Als Gegen­leis­tung sollte sie im Falle einer Einnahme der Stadt diese mit allem, was sie auf den Schul­tern tragen konnte, unver­sehrt verlassen dürfen.

Rainald von Dassel willigte ein, denn er erkannte die große Bedeu­tung des ihm ange­bo­tenen Schatzes. Er machte sich nicht zu viele Gedanken über die Forde­rung der Nonne, da er davon ausging, dass sie neben ihrem Leben auch einige Kost­bar­keiten ihres Klos­ters retten wollte. Dem Kanzler gelang es auch, den Kaiser von dem Handel und den damit verbun­denen Möglich­keiten zu über­zeugen.

Doch als Mailand einge­nommen war, trauten die beiden Männer ihren Augen nicht, als ihnen die Nonne schwer beladen entge­genkam. Statt der vermu­teten Kost­bar­keiten schleppte die Frau auf den Schul­tern ihren Bruder, den Statt­halter Gual­fagus, aus der Stadt. Wutent­brannt musste der Kaiser mit ansehen, wie sein Erzfeind durch diese List entkam. Aber er war Herr­scher genug, um zu seinem Wort zu stehen und die Nonne mit ihrer Fracht ziehen zu lassen.

Bald darauf brachte Rainald von Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln. Die Reise war voller Gefahren. So beauf­tragte beispiels­weise Alex­ander III. den Bischof von Reims, die Reisenden ohne Rück­sicht auf Verluste aufzu­halten. Dennoch erreichten im Juli 1164 der Kanzler mit seinem Gefolge und der kost­baren Fracht die Stadt Köln, wo man sie mit Jubel und Begeis­te­rung empfing.

Der goldene Dreikönigsschrein mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom
Drei­kö­nigs­schrein im Kölner Dom

Später erteilte der Nach­folger Rainald von Dassels dem Gold­schmied Niko­laus von Verdun den Auftrag, einen neuen Schrein zur Aufbe­wah­rung der Reli­quien zu errichten. Nach mehr als 40 Jahren war dieser fertig­ge­stellt, in Form einer Basi­lika, verziert mit goldenen Figuren, Edel­steinen, Gemmen und Kameen. Darge­stellt ist darauf die christ­liche Erlö­sungs­ge­schichte, begin­nend mit dem Alten Testa­ment bis zum Jüngsten Gericht. An einer Giebel­seite befindet sich auch ein Relief von Rainald von Dassel, der Person, die den Schatz in die Stadt brachte.

Mit der Ankunft der kost­baren Reli­quien stieg nicht nur das Ansehen Kölns, sondern wurde die Stadt auch schnell zu einem bekannten Pilger- und Wall­fahrtsort. Bald erzetzte man die bestehende Kathe­drale durch einen größeren und präch­ti­geren Dom. Dieses goti­sche Meis­ter­werk, das fortan die Gebeine der Heiligen Könige beher­bergte, sollte damals das größte und präch­tigste Bauwerk jenseits der Alpen werden. Der Bau des heute noch zu bewun­dernden Doms begann 1248 und wurde nach rund 600 Jahren 1880 voll­endet.


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