Über Straßburg ist schon viel geschrieben worden. Schließlich zählt die Stadt nicht nur zu den schönsten der Welt, sondern ist zugleich Hauptstadt der Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine im Nordosten Frankreichs sowie offizieller Sitz des Europäischen Parlaments. Und natürlich liegt sie direkt am Rhein …
Die Grande Île
Cathédrale Notre-Dame

Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das 142 hohe Straßburger Münster — die Cathédrale Notre-Dame — im Herzen der Altstadt.
Der Bau begann im Jahr 1179, wobei an dieser Stelle schon zuvor verschiedene religiöse Bauten gestanden hatten. Die Römer errichteten hier bereits um 12 v. Chr. einen Tempel, der zu ihrem Militärlager gehörte. Die ersten christlichen Kirchen, die darauf folgten, fielen verheerenden Bränden zum Opfer.
Mit dem Bau der neuen Kathedrale aus rötlichem Vogesensandstein entstand jedoch ein Bauwerk, das alles Dagewesene übertraf. Zunächst im romanischen, dann im gotischen Stil fortgesetzt, wurde der Bau im Jahr 1439 vollendet. Mit ihrem 142 Meter hohen Turm war die Kathedrale das höchste Bauwerk ihrer Zeit – und das höchste im Mittelalter vollendete Gebäude.

Neben ihrer überwältigenden Größe beeindrucken auch zahlreiche Gestaltungselemente. Hervorzuheben sind dabei die große Rosette über dem Eingang der Hauptfassade und die kunstvolle astronomische Uhr im Inneren der Kirche. Weitere Besonderheiten sind der gotisch gestaltete Chor, die farbenprächtigen Buntglasfenster aus dem 12. und 14. Jahrhundert, die drei Orgeln, der reich verzierte Taufstein, die verschiedenen Altäre und Skulpturengruppen sowie die kunstvollen Fassadenskulpturen.

Ein außergewöhnliches Erlebnis ist der Blick von der 66 Meter hohen Turmplattform, die über eine Wendeltreppe mit 332 Stufen erreichbar ist. Von dort aus bietet sich ein grandioser Blick über die Stadt – bei klarem Wetter sogar bis zum Rhein und nach Deutschland.



Das Kammerzellhaus und andere Fachwerkhäuser

Rund um den Münsterplatz und in den angrenzenden Straßen finden sich zahlreiche malerische Fachwerkhäuser.
Berühmt ist vor allem das Maison Kammerzell, ein im 15. Jahrhundert errichtetes Renaissancehaus, das über die Jahrhunderte hinweg von verschiedenen Händlern genutzt und gestaltet wurde. Dies ist noch deutlich an der Fassade mit reich verzierten Schnitzereien zu erkennen, die Szenen des Alltags wiedergeben. Im Inneren beeindrucken aufwendig gestaltete Holzvertäfelungen und Fresken. Heute sind dort Restaurants auf mehreren Etagen untergebracht.
Nicht minder reizvoll sind die Fachwerkhäuser im Viertel Petite France, das sich am Rand der Grande Île erstreckt. Wo einst Fischer und Handwerker lebten, laden heute liebevoll restaurierte Häuser mit Cafés, Geschäften und Restaurants zum Verweilen ein. Mit seinen Kanälen, Brücken und engen Gassen gehört das Viertel zu den schönsten und meistfotografiertesten 😉 Motiven Straßburgs.



Gedeckte Brücken und Vauban-Staudamm

Das Viertel Petite France ist noch heute über Brücken erreichbar, die bereits im Mittelalter Teil der Stadtbefestigung und der alten Stadtmauer waren. Diese Brücken werden durch drei mittelalterliche Türme miteinander verbunden. Ursprünglich waren sie mit Holz überdacht, was ihnen ihren Namen „Les Ponts Couverts de Strasbourg“, die Gedeckten Brücken, gab.
Gleich nebenan erhebt sich ein weiteres markantes Bauwerk, das noch heute eine überdachte Galerie besitzt. Dabei handelt es sich um den Staudamm Vauban, der errichtet wurde, als die Brücken für den Schutz der Stadt nicht mehr ausreichend waren. Durch das Verschließen seiner Bögen konnte der Wasserspiegel der Ill gezielt angehoben und die umliegenden Felder überflutet werden – eine wirksame Methode, um Feinde aufzuhalten.
Im Inneren des Staudamms lässt sich der Fluss durch einen Korridor überqueren, in dem noch einige der früheren Wasserspeierstatuen zu sehen sind. Besonders lohnend ist jedoch der Aufstieg auf das Dach, von wo aus sich ein weiter Blick nicht nur über den Fluss mit seinen Brücken, sondern auch auf das malerische Petite France und die angrenzenden Viertel eröffnet.

Das Palais Rohan

Nur wenige Schritte von der Kathedrale entfernt erhebt sich das Palais Rohan. Das barocke Meisterwerk wurde zwischen 1732 und 1742 für Kardinal Armand Gaston de Rohan-Soubise, den Fürstbischof von Straßburg, errichtet. Die aus rotem Sandstein errichtete fürstbischöfliche Residenz empfängt Besucher durch ein imposantes Tor, das zu einem von einem Gebäudekomplex eingeschlossenen Binnenhof führt.
Das Palais beherbergt heute gleich drei Museen: das Museum der Schönen Künste mit einer Sammlung bedeutender Gemälde, das Museum für dekorative Kunst, das eine Vielzahl an Möbeln und Keramiken zeigt, sowie das Archäologische Museum, das die Geschichte des Elsass von der Urzeit bis ins Mittelalter nachzeichnet.
Plätze
Die Altstadt von Straßburg ist reich an Plätzen, von denen jeder seine eigene Geschichte erzählt und einen Einblick in die Historie der Stadt gewährt.
Place Gutenberg
Er liegt nur einige Schritte vom Dom entfernt und wurde nach Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks, benannt. In der Mitte des von Hotels und Restaurants gesäumten Platzes befindet sich eine Statue des berühmten Namensgebers. Über Jahrhunderte hinweg hatte dieser Ort eine zentrale Bedeutung für Handel und Politik im Leben der Stadt.

Place Kleber
Der Kleberplatz ist der größte Platz der Altstadt. Hier finden heute zahlreiche Veranstaltungen statt und im Winter erstrahlt er mit dem berühmten Straßburger Weihnachtsmarkt. Besonders auffällig ist das langgestreckte, klassizistische Gebäude aus elsässischem Sandstein, die sogenannte Aubette, die einst als Hauptwache und Militärstützpunkt diente. 1870 brannte das Gebäude nieder, wobei lediglich die Außenfassade erhalten blieb. Nach dem Wiederaufbau befindet sich heute ein Einkaufszentrum mit Horeca in dem Komplex. Bei der Restaurierung wurden auch einige Säle im puristischen Stil der 1920er Jahre wiederhergestellt, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts entfernt worden waren.


Place Broglie
Ganz anders präsentiert sich der Place Broglie, wo früher der Pferdemarkt stattfand. Er erinnert eher an eine Allee, gesäumt von Herrenhäusern aus dem 18. Jahrhundert, in denen sich unter anderem die Banque de France und das Rathaus befinden. Hier wurde 1792 erstmals die Marseillaise gesungen — geschrieben von Rouget de Lisle, der zu dieser Zeit in Straßburg stationiert war.

Place de la République
Der Place de la République liegt bereits im Viertel Neustadt, nur wenige Schritte von der Grande Île entfernt und vom Place Broglie aus bequem zu Fuß erreichbar. Dieser zentrale Platz verbindet die historische Altstadt mit der kaiserzeitlichen Neustadt. Er wurde am Ende des 19. Jahrhunderts angelegt – in jener Epoche ab 1871, als Straßburg zum Deutschen Kaiserreich gehörte — und der Platz den Namen „Kaiserplatz“ trug.
Bis heute prägen imposante, sorgfältig restaurierte Gebäude das Erscheinungsbild: der ehemalige Kaiserpalast, heute als Palais du Rhin bekannt, sowie die Universitäts- und Nationalbibliothek. Im Zentrum des parkähnlichen Platzes steht das Kriegerdenkmal, das die Mutter Elsass mit ihren gefallenen Söhnen zeigt – errichtet an jener Stelle, an der einst das Kaiser-Wilhelm-Denkmal stand.



Kirchen
Neben der imposanten Kathedrale finden sich in der Altstadt weitere sehenswerte Kirchen. Besonders hervorzuheben ist die Église Saint-Thomas – die lutherische Thomaskirche — die dem Apostel Thomas gewidmet ist. Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 600 zurück. Nach mehreren Bränden und Wiederaufbauten vereint sie heute romanische mit früh- und spätgotischen Elementen. In der fünfschiffigen Hallenkirche befinden sich verschiedene Grabmäler, darunter der reich verzierte Sarkophag des Marschalls Hermann Moritz von Sachsen, der vom Pariser Bildhauer Jean-Baptiste Pigalle geschaffen wurde. Berühmt ist die Kirche außerdem für ihre Silbermann-Orgel von 1791, auf der auch Wolfgang Amadeus Mozart spielte.



Sehenswert sind außerdem die Kirche Saint-Pierre-le-Vieux, das größte christliche Gebäude Straßburgs, die Kirche Saint-Pierre-le-Jeune mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert sowie die Kirche Saint-Étienne und die neugotische Pauluskirche.
Tipps für besondere Entdeckungen
Weinkeller des Spitals
Die historischen Weinkeller unter dem Straßburger Spital verbergen sich hinter einem eher unscheinbaren Eingang. Doch dahinter eröffnet sich eine faszinierende unterirdische Welt. Seit dem 14. Jahrhundert lagern in den jahrhundertealten Gängen edle Weine aus ganz Frankreich. Die Besichtigung der Keller ist gratis. In dem Verkaufsraum ist eine gute Auswahl der edlen Tropfen erhältlich — und das ab etwas mehr als vier Euro pro Flasche.



Das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst
Für Kunstliebhaber empfiehlt sich das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, nicht weit vom Staudamm Vauban entfernt. Es wurde 1998 eröffnet und zeigt Werke vom Impressionismus über die Klassische Moderne bis hin zur Gegenwartskunst, darunter viele Arbeiten des in Straßburg geborenen Künstlers Hans Arp.
Europaviertel
Das Europaviertel steht seit dem Zweiten Weltkrieg als Symbol für europäische Integration und Versöhnung. Es beherbergt bedeutende Institutionen wie das Europäische Parlament, den Europarat und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Es zeichnet sich durch moderne Architektur und Kunstwerke aus, und beherbergt zudem Gedenkstätten, wo beispielsweise ein Stück der Berliner Mauer und der Gedenkstein für die Opfer der Armut zu sehen sind. Kostenlose Besucherführungen werden regelmäßig angeboten.
Brücke der zwei Ufer
Die Brücke der zwei Ufer verbindet Straßburg mit der deutschen Stadt Kehl. Die elegante mit 76 Seilen verspannte Doppelbrücke mit ihren zwei Stegen über den Rhein ist nicht nur ein Bauwerk für Fußgänger und Radfahrer, sondern auch ein Symbol für die deutsch-französische Freundschaft. Von hier aus lassen sich die Rheinauenparks auf beiden Seiten des Flusses erkunden – ein schöner Ort für Spaziergänge und Familienausflüge.
Gut zu wissen: Persönlichkeiten, die mit Straßburg verbunden sind
Straßburgs herausragende Stellung in Kunst und Wissenschaft – maßgeblich geprägt durch ihre traditionsreiche Universität – spiegelt sich in der Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten wider, die mit der Stadt verbunden sind. Neben Johannes Gutenberg lebten auch Johann Wolfgang von Goethe und Johann Gottfried Herder zeitweise hier. Albert Schweitzer verbrachte mehrere Jahre in Straßburg, wo er Theologie und Philosophie studierte und später in beiden Fächern an der Universität promovierte.

