ein verstecktes Naturparadies am Niederrhein
Im äußersten Osten der niederländischen Provinz Gelderland, nahe der deutschen Grenze, liegt ein idyllisches Dorf, das mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick vermuten würde: Millingen aan de Rijn. Eingebettet zwischen dem Rhein und den Ausläufern der Gelderse Poort ist es sowohl kulturhistorisch als auch ökologisch von Bedeutung.

Millingen — ein Dorf mit Geschichte
Der Name Millingen aan de Rijn verweist auf eine lange Geschichte. Die ersten Spuren einer Besiedlung reichen bis in die Römerzeit zurück. Später, im Mittelalter, wurde das Gebiet stark von der Landwirtschaft geprägt.
Die Lage am Rhein machte den Ort über Jahrhunderte zu einem strategisch wichtigen Handels- und Transportraum. Der Ort liegt günstig an einem Seitenarm des Rheins, dem Bijlands Kanaal, der im 18. Jahrhundert angelegt wurde, um den Flusslauf für die Schifffahrt zu verbessern. Die Nähe zur Grenze und zum Rhein hat Millingen auch in der jüngeren Vergangenheit zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Handel und die Fischerei werden lassen.
Heute gehört Millingen zur Gemeinde Berg en Dal und zählt fast 6000 Einwohner. Der Ort ist für seine ruhige, ländliche Atmosphäre bekannt. Als Sehenswürdigkeiten sind insbesondere die Sint-Antonius van Paduakerk und das Heilig Hartbeeld von Jan Custers zu erwähnen.

Die römisch-katholische Sint-Antonius van Paduakerk ist eine dreischiffige Kreuzkirche im neugotischen Stil. Sie wurde vom Architekten Wolter te Riele entworfen und 1913/14 erbaut.

Das “Heilig Hartbeeld”, das Heilige Herz Jesu, ist ein Werk von Jan Custers. Die Statue wurde am Himmelfahrtstag, dem 25. Mai 1922, enthüllt und gesegnet.
Der Millingerwaard — eine grüne Oase im Stromdelta

Zwischen Millingen und Kekerdom liegt ein wahres Naturjuwel, das nicht nur für Naturliebhaber interessant ist. Der Millinger Wald, oder auf niederländisch Millingerwaard, ist ein beeindruckendes Naturschutzgebiet von ca. 700 ha, das Teil des größeren Nationalparks De Gelderse Poort ist.
Obwohl das Gebiet früher intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde, konnte es in den 1990er Jahren renaturiert werden. Heute gilt die Millingerwaard als ein Musterbeispiel für naturnahe Flusslandschaften in Westeuropa.
Was macht Millingerwaard so besonders?

Wildnis am Rhein: Koniks-Wildpferde und Galloway-Rinder durchstreifen das Gebiet und tragen zur natürlichen Pflege der Landschaft bei. Die Tiere beweiden — und düngen — das Gelände. Seit 1994 ist auch der Biber wieder angesiedelt, nachdem 1826 der letzte seiner Art in den Niederlanden ausgerottet worden war. Die ausgesetzten Biber stammten ursprünglich aus dem ostdeutschen Elbegebiet. Inzwischen gibt es in den gesamten Niederlanden wieder mehr als 3.500 dieser faszinierenden Nagetiere.

Vielfältige Flora und Fauna: Dank der feuchten Böden und Auwälder ist das Gebiet ein Paradies für Vögel wie den Eisvogel, Schwarzstorch oder den Wachtelkönig. Auch seltene Pflanzenarten wie Schwertlilien, Silberweiden und Röhrichte gedeihen hier.

Dynamische Flussnatur: Hier darf der Rhein wieder frei fließen — mit Überschwemmungen, die die Landschaft ständig verändern. Alte Flutrinnen, Tümpel und Kiesinseln bilden ein Ökosystem unterschiedlicher Lebensräume.
Zugang für Besucher: Zahlreiche Wander- und Radwege führen durch das Gebiet, darunter auch der bekannte Fernradweg Rijnfietsroute – die EuroVelo 15, die von der Quelle des Rheins in der Schweiz bis zur Nordsee führt.


Der Millinger Theetuin liegt direkt im Naturschutzgebiet und ist ein beliebtes Wanderziel. In diesem orientalisch inspirierten Teegarten gibt es Erfrischungen und kleine Speisen. Auch ein Spaziergang durch den Garten mit seinen verschiedenen Kunstwerken lohnt sich. Der Eintritt zum Theetuin kostet derzeit 7,50 €, wobei ein Getränk im Preis enthalten ist.



Als Ausgangspunkt zum Theetuin empfiehlt sich der Parkplatz „Lange Paol“ beim Millingerwaard zwischen Millingen und Kekerdom — dieser ist kostenlos. Von hier aus lohnt sich auch ein kurzer Spaziergang zum Rhein — für alle, die keine Lust auf eine längere Wanderung haben 😉

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