Die älteste Stadt Hollands mit reicher Geschichte und faszinierenden Sehenswürdigkeiten
Dordrecht ist die älteste Stadt Hollands, die auf eine lange und zugleich wechselvolle Geschichte zurückblicken kann.
Bereits vor dem Jahr 1200 erhielt sie die Stadtrechte, die 1205 ergänzt und 1220 durch Graf Wilhelm I. um wichtige Artikel erweitert wurden. Diese Entwicklungen legten den Grundstein für die wirtschaftliche Blütezeit Dordrechts, das sich schnell zu einer bedeutenden Handels- und Stapelstadt entwickelte und einen regen Handel mit Waren wie Holz, Getreide und Wein betrieb. Dazu trug auch die ideale geographische Lage am Drei-Flüsse-Eck, dem Zusammenfluss von Oude Maas, Merwede und Noord, bei.
Gegen Ende des Mittelalters verlor Dordrecht allmählich seine Vorrangstellung, da andere Städte schneller an Bedeutung gewannen. Dennoch verfügt die Stadt noch heute über ein reiches historisches Erbe mit zahlreichen gut erhaltenen Gebäuden aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie beeindruckenden Bauten aus dem 19. Jahrhundert.
Sehenswürdigkeiten in Dordrecht
Es lohnt sich also, einen Streifzug durch die alten und neuen Teile der Stadt zu machen. Insgesamt gibt es in Dordrecht mehr als 900 denkmalgeschützte Gebäude, von denen viele wirklich sehenswert sind. Im Folgenden möchte ich einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorstellen:
Groothoofdspoort
Dieses imposante Stadttor aus dem 14. Jahrhundert liegt am Zusammenfluss der drei Flüsse Oude Maas, Merwede und Noord. Es ist deshalb nicht nur eines der beeindruckendsten Bauwerke, sondern auch ein Ort mit einer fantastischen Aussicht.


Bei umfangreichen Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1969 bis 1975 wurden unter dem heutigen Stadttor weitere Fundamente entdeckt, die auf zahlreiche Veränderungen im Laufe der Zeit schließen lassen. Allerdings ist auch deutlich, dass das Groothoofdspoort immer mehr repräsentativen Zwecken als der Verteidigung der Stadt gedient hat. Davon zeugt auch der Anbau, die Flämische Halle, die zeitweise als Rathaus genutzt wurde.
Über dem Tordurchgang ist die Dordtse Maagd, die Dordrechter Jungfrau, zu sehen. Die Darstellung einer Jungfrau, wie hier, wird oft als Personifikation einer Stadt verwendet. Der Kranz aus geflochtenen Haselnussruten, in dem die Dordtse Maagd steht, symbolisiert beispielsweise die germanische und sächsische Gerichtsbarkeit.
Der Groothoofdpoort ist neben der Großen Kirche eines der Wahrzeichen von Dordrecht.
Grote Kerk

Die Große Kirche ist in der Silhouette von Dordrecht schon von weitem gut zu erkennen. Besonders auffällig ist der 65 m hohe, unvollendete Kirchenturm des gotischen Bauwerks. Ursprünglich sollte der Turm 108 Meter hoch werden. Doch wegen des sumpfigen Untergrunds neigte sich der Turm während der Bauarbeiten, die daraufhin eingestellt wurden. Anstelle der Spitze sind vier Uhren angebracht.
Der Neigung des Kirchturms beträgt heute 2,25 m. Bei Restaurierungsarbeiten in der jüngeren Vergangenheit wurde er jedoch so stabilisiert, dass diese Schieflage kein statisches Problem mehr darstellt. Der Turm kann bestiegen werden und bietet einen fantastischen Blick über die Stadt.

Het Hof van Nederland
Der Hof van Nederland ist ein Ort von großer nationaler historischer Bedeutung. Im Statenzaal des ehemaligen Augustinerklosters fand nämlich 1572 die erste Versammlung der freien Staaten der Niederlande statt. Das angeschlossene historische Museum erzählt von diesem Ereignis und seinem Einfluss auf die Stadt und die Niederlande.


Stadhuis

Das neoklassizistische Rathaus von Dordrecht ist ein prächtiges Gebäude aus dem 14. Jahrhundert. Ursprünglich als Markthalle errichtet, wurde es 1544 zum Rathaus umgebaut. Diese Funktion behielt es bis 1975, als aus praktischen Gründen ein neues Gebäude am Rande der Innenstadt dafür in Gebrauch genommen werden konnte. Dennoch finden auch heute noch Trauungen im prunkvollen Saal des historischen Rathauses statt.
Schroevendok Straatman
Das Dock im historischen Hafen diente früher zur Reparatur von Schiffsschrauben und Rudern. Dabei wurde das Schiff so weit aus dem Wasser gehoben, dass die Reparatur erfolgreich durchgeführt werden konnte. Das Dock wird deshalb auch schroevendok, Schraubendock, genannt.

Catharijnepoort

Dieses mittelalterliche Stadttor war Teil der ehemaligen Stadtmauer mit Wachtürmen und ‑häusern. Da es in erster Linie dem Schutz der Stadt diente, sind auf beiden Seiten neben der Tordurchfahrt symbolisch noch zwei alte Kanonenrohre in den Boden eingelassen.
Arend Maartenshof
Hofjes (Höfe) sind in den Niederlanden seit dem Mittelalter vor allem in den größeren Städten entstanden. Dabei handelt es sich um eine Wohnanlage, bei der eine Freifläche oder ein Innenhof von kleinen Wohngebäuden eingeschlossen ist. Diese Anlagen wurden vor allem für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen oder religiöse Gemeinschaften errichtet.
Der Bau des Arend Maartenshof begann 1625 und umfasste 38 Wohnungen für arme Frauen und Witwen. Auftraggeber war Arend Maartenshof, ein wohlhabender Bürger von Dordrecht mit einem sehr schlechten Ruf, der sich mit diesem Bau ein besseres Image verschaffen wollte. Neben dem Eingang rechts befindet sich ein kleines Museum, in dem noch eine originale Einrichtung aus dem 17. Jahrhundert besichtigt werden kann.

Dordrechts Museum
Dieses Kunstmuseum ist eines der ältesten Museen der Niederlande. Es ist bekannt für seine Gemäldesammlungen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert mit niederländischen Meistern wie Ary Scheffer, George Breitner und Aelbert Cyup. Regelmäßig finden hier auch Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst oder zu besonderen Themen statt.


Kunstkerk
Die Kunstkerk ist eine Kirche aus dem Jahr 1885, die in eine Kunstgalerie umgewandelt wurde. In der 2022 eröffneten Galerie wird vor allem moderne und zeitgenössische Kunst ausgestellt. Außerdem finden hier verschiedene Kunstveranstaltungen statt.

Huis van Gijn
Dieses Museum ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die letzten Bewohner des 1729 errichteten Gebäudes waren die Familie van Gijn. Von ihr ist noch die komplette Originaleinrichtung zu sehen, die aus dem 19. Jahrhundert stammt.

Museum 1940-45

Gleich neben dem Haus van Gijn befindet sich das Museum 1940–45, welches die Geschichte der Stadt und der Region während des Zweiten Weltkriegs erzählt. Die Ausstellung behandelt Aspekte wie Mobilmachung, Alltag unter Besatzung, Verfolgung, Widerstand und Befreiung. Zu sehen sind Alltagsgegenstände bis hin zu Waffen und Kriegsgerät aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Damiatebrug und Lange Ijzerne Brug
Diese beiden Brücken sind Beispiele für eine Reihe historischer Brücken, die die Grachten der Stadt überspannen.
Die Damiatebrug aus dem Jahr 1855 steht an der Hafenmündung und ist eine Zugbrücke. Sie ist noch heute in Betrieb. Allerdings verfügt sie inzwischen aus Sicherheitsgründen über ein elektrisches System.

Innenstadt mit Fußgängerzonen
Die Innenstadt von Dordrecht lädt mit ihren Geschäften und Restaurants, oftmals mit Terrassen, zu einem entspannten Bummel ein. Große Teile der Innenstadt sind Fußgängerzonen, in denen sich historische Bauten – etwa am lebhaften Scheffersplein mit seinen gemütlichen Cafés – mit modernen Gebäuden und vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten abwechseln.
Noch einiges mehr:
Natürlich gibt es in Dordrecht noch viel mehr zu entdecken. Erwähnenswert sind aus meiner Sicht auch die Molen Kyck over den Dyck, die einzige historische Windmühle der Stadt, und das Museum für Binnenschifffahrt, das auf dem historischen Schiff René Siegfried im Hafen untergebracht ist.
Interessant zu wissen
Dordtse gevel
Der Dordrechter Giebel ist ein besonderer Giebelaufbau, der, wie der Name schon verrät, aus Dordrecht stammt. Es handelt sich um einen Staffelgiebel, bei dem die darunter liegenden Fenster einen Rundbogen haben, der wiederum mit einem Dreipassbogen versehen ist.
Entstanden ist der Dordrechter Giebel im Mittelalter, als die typischen und auch architektonisch anspruchsvollen Elemente kombiniert wurden, um die Handwerkskunst bei der Meisterprüfung unter Beweis zu stellen.

Natur
Gleich in der Nähe von Dordrecht liegt der Nationalpark “De Biesbosch”, ein einzigartiges Naturgebiet mit einem Labyrinth aus Flüssen, Bächen und Inseln. Besucher können hier wandern, Rad und Kanu fahren oder eine Bootsfahrt unternehmen, um die vielfältige Flora und Fauna zu entdecken.
Willst du mehr über den Biesbosch erfahren? Dann findest du auf dieser Website einen ausführlichen Artikel über dieses Naturreservat.

Praktische Information — Parken in Dordrecht
Da die Innenstadt zum Teil autofrei ist, empfehle ich den Parkplatz am Weeskinderendijk. Im Gegensatz zu den Parkhäusern und –plätzen im Zentrum ist das Parken hier für die ersten 24 Stunden gratis. Die Innenstadt erreicht man vom Parkplatz aus in etwa 10 Minuten zu Fuß. Alternativ stehen auch Leihräder zur Verfügung.

