Colmar ist neben Straßburg eine der schönsten Städte im Elsass. Deshalb freute ich mich riesig, der Stadt nach einigen Jahren wieder einmal einen Besuch abzustatten. In der Zwischenzeit hat sich auch einiges verändert. Aber die ganz besondere Atmosphäre ist geblieben. Das Herzstück ist nach wie vor die malerische Altstadt mit ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und Kanälen. Das ganz besondere Ambiente aus Architektur, Kultur und Lebensweise wurde durch französische wie deutsche Einflüsse geprägt. Darum lohnt es sich auch, einen kurzen Blick auf die Geschichte Colmars zu werfen.
Colmars historische Meilensteine
Die Ursprünge Colmars reichen bis in die Römerzeit zurück, als die Gegend an einer wichtigen Handelsstraße lag. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Ansiedlung im Jahr 823. Im Mittelalter entwickelte sich Colmar dank seiner Lage an Handelsrouten und der Nähe zur Elsässer Weinstraße zu einem bedeutenden Handelszentrum. 1226 erhielt die Stadt von Kaiser Friedrich II. die Stadtrechte und trat später dem Zehnstädtebund des Elsass bei, einem Zusammenschluss von Reichsstädten, der Handel und Sicherheit fördern sollte.

Im Spätmittelalter florierten Weinbau, Handel und Handwerk. So entwickelte sich Colmar zu einem wirtschaftlich starken Zentrum. Wohlhabende Bürger errichteten prachtvolle Häuser, die heute noch das Stadtbild prägen.
Dabei war die Stadt wie das gesamte Elsass häufig Spielball der großen europäischen Mächte. Im 17. Jahrhundert kam sie unter französische Herrschaft, wurde aber nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 dem Deutschen Reich zugeschlagen. Erst nach dem Ersten Weltkrieg, 1918, kehrte Colmar endgültig zu Frankreich zurück.
Dieser Wechsel erklärt die besondere Mischung aus französischen und deutschen Einflüssen, die bis heute spürbar sind. Auch wenn Colmar während des Zweiten Weltkriegs ein letztes Rückzugsgebiet der deutschen Truppen in Frankreich war, blieb die historische Altstadt trotz der Kämpfe erstaunlich gut erhalten, was sie heute zu einem einzigartigen Schatzkästchen der Architektur macht.
Sehenswürdigkeiten und kulturelle Schätze in Colmar

Colmar lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden. Die kompakte, autofreie Altstadt gleicht einem Freilichtmuseum. Zwischen kopfsteingepflasterten Gassen und blumengeschmückten Fachwerkhäusern verbergen sich zahlreiche historische Schätze.
Altstadt und Fachwerkhäuser

Besonders malerisch ist das Viertel „Petite Venise“ – Klein-Venedig –, das seinen Namen den kleinen Kanälen der Lauch verdankt. Hier reihen sich romantische Häuser mit spitzen Giebeln und schmalen Fenstern aneinander. Bei Spaziergängen oder Bootstouren auf den Kanälen eröffnet sich ein eindrucksvoller Blick auf diese pittoreske Kulisse.



Ein Juwel der Renaissance ist beispielsweise das Pfisterhaus von 1537. Es gilt als eines der schönsten Bürgerhäuser Colmars, reich verziert mit Holzgalerien, Erkern und Wandmalereien. Es vermittelt einen ganz besonderen Eindruck vom Wohlstand der damaligen Bürgerschicht.
Ein weiteres architektonisches Highlight ist das „Haus der Köpfe“ von 1609. Die Fassade ist mit über hundert Masken und Köpfen geschmückt – grotesk, humorvoll und detailreich. Heute beherbergt das Gebäude ein Hotel mit Restaurant und ist eines der beliebtesten Fotomotive.

Kirchen und Sakralbauten
Die Historie Colmars lässt sich auch sehr gut an seinen Kirchen nachvollziehen.

Der bekannteste Sakralbau ist dabei die imposante Stiftskirche Saint-Martin. Sie wird auch oft als „Kathedrale des Elsass“ bezeichnet. Im 13./14. Jahrhundert erbaut, ist sie ein beeindruckendes Beispiel der gotischen Baukunst. Besonders bemerkenswert sind die bunten Glasfenster und das prachtvolle Maßwerk im Chorraum. Der Turm bietet zudem einen herrlichen Blick über die Dächer der Stadt.



Mit dem Bau einer weiteren sehenswerten Kirche, der Dominikanerkirche, wurde kurz nach der Stiftskirche, im Jahr 1283, begonnen. Neben dem barocken Dekor, den zehn Chorfenstern mit Heiligenlegenden aus dem 14. Jahrhundert ist die Kirche vor allem wegen des Gemäldes „Madonna im Rosenhag“ von Martin Schongauer bekannt.


Museen, die sich lohnen
Bartholdi-Museum
Colmar ist die Geburtsstadt von Frédéric-Auguste Bartholdi — dem Schöpfer der Freiheitsstatue, die sich auf Liberty Island in New York befindet. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum, das neben Skulpturen und einer umfangreichen Sammlung seiner Werke auch die ehemalige Wohnungseinrichtung und persönliche Erinnerungsstücke des Künstlers zeigt.



Ein weiteres Werk von Bartholdi ist auch in der Stadt an einer ganz anderen Stelle zu sehen — im Parc du Champ de Mars. Hier befindet sich sich das Denkmal von General Jean Rapp, einem aus Colmar stammenden General der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege. Die monumentale Bronzestatue ist das erste öffentliche Denkmal, das der Bildhauer im Jahr 1854, im Alter von nur 20 Jahren, schuf.

Ein etwas kleineres Format der amerikanischen Freiheitsstatue von Bartholdi findest du kurz vor Colmar, in der Mitte des Kreisverkehrs bei der Ortseinfahrt Colmar-Houssen. Die fast zwölf Meter hohe, detailgetreue Nachbildung ließen die Bürger von Colmar zu Ehren ihres berühmten Schöpfers anfertigen.

Das Unterlinden-Museum
Das berühmteste Museum der Stadt ist sicherlich das Musée Unterlinden, das in einem ehemaligen Dominikanerkloster untergebracht ist. Sein bekanntestes Werk ist der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, ein Meisterwerk der deutschen Renaissance-Malerei. Darüber hinaus beherbergt das Museum unterschiedliche Sammlungen — von der Antike bis zur Moderne — darunter auch Werke von Picasso und Monet.
Koïfhus – das alte Zollhaus
Das Koïfhus, das Kaufhaus, ist eines der ältesten Gebäude Colmars. Im Mittelalter diente es als Zoll- und Handelszentrum. Heute beherbergt es wechselnde Ausstellungen und Kunsthandwerksmärkte. Auf dem Platz davor finden regelmäßig Veranstaltungen statt – ein idealer Ort, um das lebendige Flair der Stadt zu genießen.
Apropos Veranstaltungen
In Colmar finden über das Jahr hinweg ganz unterschiedliche Events statt – wie beispielsweise im Sommer das Internationale Musikfestival und im Winter der märchenhafte Weihnachtsmarkt.
Und natürlich darf der Wein nicht fehlen! Colmar liegt schließlich an der berühmten Elsässer Weinstraße und bezeichnet sich selbst als „Hauptstadt des elsässischen Weins“. Riesling, Gewürztraminer und Pinot Gris sind nur einige der Sorten, die in der Umgebung angebaut werden. Weinproben in historischen Kellern oder Ausflüge in die umliegenden Weinberge sollten bei einem längeren Aufenthalt auf jeden Fall dazugehören.
Noch interessant um zu wissen
Der Storch gilt als das Wahrzeichen des Elsass und ist in der gesamten Region allgegenwärtig. Er ist fast überall zu finden – von Plüschtieren und Souvenirs bis hin zu Abbildungen auf Ortsschildern, Wappen und Geschirr — und symbolisiert weit über die bekannte Legende des Kindersegens hinaus auch Fruchtbarkeit, Glück und Wohlstand. Die Anwesenheit eines Storchenpaares, das auf einem Dach nistet, wurde traditionell als Zeichen des Segens für das Haus, eine reiche Ernte und gesunde Kinder angesehen.
Trotz eines dramatischen Bestandsrückgangs in den 1970er Jahren konnte die Population durch engagierte Schutz- und Wiederansiedlungsprogramme erfolgreich gerettet werden und gilt heute wieder als stabil, wodurch der stolze Vogel seinen festen Platz nicht nur in der elsässischen Identität sondern auch im Landschaftsbild zurückerobert hat.

Wenn du mehr detaillierte Informationen zu den Sehenswürdigkeiten von Colmar suchst, kann ich dir die Webseite https://www.visit.alsace/de/colmar/sehenswurdigkeiten-und-denkmaler/ empfehlen.
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