Entlang des Rheins

Sage vom Rhein — Das Nachtigallenwäldchen

Wie kamen die Nachtigallen an den Rhein?

Einst gab es bei Bad Honnef am Rhein einen Wald, der bekannt für seine Nach­ti­gallen war.

Die nach­fol­gende Sage erzählt, wie diese fantas­ti­schen Sänger hierher an den Rhein gekommen sind.

Sage vom Nachtigallenwäldchen

Im 12. Jahr­hun­dert war das Kloster Himmerod in der Eifel das eigent­liche Zuhause der Nach­ti­gallen. In der Dämme­rung sangen sie hier ihr wunder­schönes Lied und verzau­berten jeden, der sie hörte. Auch die Mönche, die in den Kreuz­gängen und im Klos­ter­garten wandelten, waren wie berauscht von der wunder­baren Melodie.

Mit ihren lockenden Lauten erin­nerten so manches fromme Mönchs­herz daran, welchen welt­li­chen Dingen es entsagt hatte und ließ gleich­zeitig eine neue Aben­teu­er­lust aufflammen. Als der heilige Bernard bei seinem Besuch in der Abtei in die Herzen der Mönche sah, betrübte ihn das sehr. Es ärgerte ihn außer­or­dent­lich, dass das fried­liche Gemüt seiner Glau­bens­brüder so zu leiden hatte.

Der Heilige wurde selbst so zornig, dass er nicht mehr an sich halten konnte und seinen Unmut laut hinaus­rief. Die Nach­ti­gallen erschreckten sich dadurch unge­mein. Aufge­regt flat­terten sie zwischen den Bäumen hin und her. Dann ließen sie ein letztes Mal ihr betö­rendes Lied erklingen und verließen für immer den Klos­ter­wald.

Viele der Nach­ti­gallen flogen Rich­tung Rhein, zu einem Tal bei Honnef. Hier fanden sie einen geeig­neten Ort, um sich im Schutze des Berg­rü­ckens, am Fuße des Drachen­bergs, nieder­zu­lassen. Die Wanderer, die durch den Wald kamen, lauschten wohl­wol­lend und verzückt den Gesang der neuen Bewohner. Einge­nommen von dem schönen Klang der Nach­ti­gal­len­lieder, deutete jeder den Gesang auf seine Weise –   je nachdem wie die Gemüts­lage in diesem Moment war.

Diese Sage des Nach­ti­gal­len­wäld­chen geht in ihrem Ursprung auf ein Gedicht von Karl Simrock zurück:

Das Nachtigallenwäldchen bei Honnef

Hinweg von Kloster Himmel­rath,
Verfüh­re­rinnen, Nach­ti­gallen!
Ihr habt mit brüns­t’ger Lieder Schallen
Den Mönch verlockt vom Himmels­pfad.

Nicht länger soll wollüs­t’ger Laut
Der Brüder strengen Sinn betören;
Ich habe Macht, euch zu beschwören:
Hinweg, eh’ ihr mich zornig schaut.

St. Bern­hard hob die Hand empor:
Da floh, geschreckt von seinem Dräuen,
In alle Welt sich zu zerstreuen,
Der Sänge­rinnen Jubel­chor.

Die meisten flogen an den Rhein:
Bei Honnef in dem schönen Tale,
Da schloß sie vor dem heißen Strahle
Ein Wald in duft’ge Schatten ein.

Sie saßen im belaubten Dom
Und sangen ihre sel’gen Lieder,
Die sieben Berge hallten wider,
Andächtig floß vorbei der Strom.

Der Wandrer, den ein Leid gedrückt,
Vernahm’s und ging dahin getroster;
Die Nonnen in dem Insel­kloster,
Zum Himmel ward ihr Geist entzückt.

Das ist fürwahr nicht sünd’ge Lust,
Das ist kein irdisch eitles Klingen:
St. Bern­hard, hörtest du sie singen!
Sie loben Gott aus voller Brust.

Zu den Sagen und Geschichten vom Rhein

Mia

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